Heute ging’s nach einem ausgedehnten Frühstück mit Waffeln, Würstchen, Ei und Muffins wieder schön die Serpentinen rauf, bei über 20 Grad und strahlendem Sonnenschein. Aber dieses Mal sind wir sehr langsam und mit Bedacht gefahren. Auf ca. der Hälfte der Strecke kommt nach einer der zahlreichen Haarnadelkurven ein kleines “Amphitheater” (Amphitheater View), von wo aus man einen tollen Ausblick übers Tal nach Three Rivers, die grünen Steilhänge runter.
Kaum zwei Kurven weiter sammelten sich auf der anderen Fahrbahn mehrere Wagen mit verrückten Touristen, die einen Grashang rauf fotografierten. Da graste nämlich ganz friedlich ein kleiner Schwarzbär. Der ließ sich von dem Verkehrschaos überhaupt nicht stören.
Dann sind wir weiter durch den Park bis zum Sherman Tree gefahren, vorbei an riesigen Sequoias und Redwoods. Ja, das sind immer noch die gleichen Bäume wie die von gestern, aber jetzt war mir nicht mehr schlecht und ich konnte sie vollends genießen. Vom Parkplatz geht’s erst mal einen asphaltierten Weg nach unten, vorbei an anderen großen Sequoias, die aber alle wie Kindergarten gegen den Sherman Tree aussehen.
Das ist der Baum mit dem größten Volumen auf der Welt, der so schwer ist wie 16 Blauwale oder so groß wie ein Footballfeld. Also riesig. Der Baum wächst nicht mehr in die Höhe, dafür aber in die Breite. Leute, diese Bäume sind echt gigantisch, man kommt sich vor wie Ameisen oder noch kleiner.
Neben dem Sherman Tree und seinen großen Nachbarn, kann man noch einen umgefallenen Baum mit Durchgang bewundern und mit etwas Geduld und einem guten Blick sieht man auch viele kleine Streifenhörnchen, die flink mit erhobenem Schwanz durch das Gehölz hüpfen, Eichhörnchen, die einen Ehekrach haben, oder auch ein Reh, das seine Mittagspause genießt.
Nachdem wir wieder zum Parkplatz raufgeschnauft sind, sind wir wieder gen Süden durch den Giant Forest zum Big Tree Trail gefahren. Der Giant Forest heißt nicht umsonst Riesenwald. Jap, ihr könnt euch denken, warum: Überall am Wegesrand stehen diese Giganten und man kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. Und das Tolle an dem Giant Forest ist nicht nur die klare Luft, sondern auch der Nadelholzgeruch. So schön, irgendwie riecht es nach frischer Natur.
Der Big Tree Trail ist ein sehr einfacher ein Kilometer langer Rundweg um eine sumpfige Wiese, die von den hohen Sequoias umrandet ist, aber die sind alle noch im Jungstadium. Keine Ahnung, wie groß die noch warden sollen, allerdings vertragen Sequoias kein nassen Boden, weil sich dann die Wurzeln nicht entwickeln können.
Aber für uns waren die Riesen am Rand fast Nebensache. Denn auf der Sumpfwiese graste eine Schwarzbärenmutter mit ihren drei Jungen, keine 10 m vom Fußweg entfernt, total relaxed von den Touris, die respektvoll Abstand hielten und leise Fotos machten. Also, ich hatte schon Respekt, falls die Mutti n Rappel kriegt und los sprintet…Auch wenn die Tiere eher klein sind, und eine Schulterhöhe von vielleicht 1,20m haben. Aber die Mutti war tiefenentspannt und ließ sich gar nicht erst stören. Die Kleinen taten es ihr gleich. Einzig der Wind sorgte mal für ein neugieriges Aufblicken.
Nach einem kurzen Abstecher zum Giant Forest Museum, das joa ganz nett ist (da hab ich die Infos zum Sherman Tree her) sind wir weiter durch den Giant Forest vorbei am Moro Rock zur Crescent Meadow gefahren. Die Straße ist so eng, dass die Giganten quasi fast auf der Straße wachsen, man fährt durch die Sequoias wie durch eine Art Armee. Und auch wenn keine Wohnwagen auf dieser Straße erlaubt sind, haben wir welche gesehen. Aber ich kann die Straße nur empfehlen. Echt super.
Auf dem Weg zum Ende der Straße bei dieser Crescent Meadow, die echt nicht sehenswert ist (von wegen Wiese), fährt man durch einen umgestürzten Baum, in dessen Stamm ein Tunnel gesägt wurde. Das ist der berühmte Tunnel Log. Und die Beifahrer dürfen schön Fotos von Fahrer und Auto bei der Tunneldurchfahrt machen – so wie ich. Und das kann dauern, weil manN ja nicht nur mit einem Foto zufrieden ist. Am besten dreht der Beifahrer ein Video, dann bleiben keine Fragen mehr offen.
Unser letzter Stop war der Moro Rock, der auch noch im Giant Forest an dieser engen Straße liegt. Der Parkplatz ist etwas klein, das heißt in der Hochsaison kann es hier zu Engpässen kommen. Vom Parkplatz aus geht’s ganze 350 Stufen auf den runden Granitfelsen hoch, bis ganz hoch. Der Aufstieg hat es in sich, weil der Weg recht eng ist und teils sehr nah am Felsen lang geht. Es ist absolut nur was für schwindelfreie, weil das Geländer so hüfthoch ist und es links oder rechts mal so zackig steil nach unten geht, dass man den Boden nicht sieht.
Aber hat man es geschafft, dann steht man schnaufend ganz oben auf dem Felsen und genießt einen traumhaften Ausblick bis zu den Bergen am Kings Canyon oder auf die Castle Rocks oder bis zum Kaweah Lake im Süden, wo der Kaweah River endet. Echt atemberaubend, ganz unabhängig vom Aufstieg. Oben weht ein leichtes Lüftchen und bei manch einem Schwindelfreien kommen doch die weiche Knie, wenn man sieht wie steil es runter geht. Unten schlängelt sich der Generals Highway durch grüne Landschaft. Über einem nur die Sonne und ein paar Vögel, die sich entweder gleiten lassen oder wie ein Pfeil mit einem zischen durch die Luft schnellen. Schön dicht an unseren Köpfen vorbei. Das ist echt der Hammer. Und einen kleinen schwarzen Kolibri mit knallrotem Kopf ham wir auch gesehen. Der Anblick der schneebedeckten Berge und der wunderschönen Natur lässt einen alles vergessen.
Doch irgendwann mussten wir ja wieder runter. Leider. Ich hätte da echt noch länger bleiben können. Und dann ging es zum letzten Mal durch den Wald der rotbraunen Giganten, die im Sonnenschein leicht golden leuchteten, zum letzten Mal die grünen Kurven des Generals Highways herunter, zum letzten Mal an den rosa leuchtenden Felsen des Moro Rock und der Berge gegenüber vorbei.
Welcher Park der schönere von beiden ist? Yosemite oder Sequoia Kings Canyon? Ich könnt mich nicht entscheiden, weil beide einfach ihre eigene Schönheit haben. Am besten besucht ihr beide, wenn es eure Zeit zulässt.
Unseren Abend haben wir in der Pizza Factory ausklingen lassen, einer typischen Kneipe im “Landhausstil”, rustikal mit Tischen und Bänken, die an Picknicktische erinnerten, die Fernseher zeigten Sportevents wie das Draft (die Auswahl des Nachwuchs für die Football-Liga) und einer kleinen Spielhölle (Arcade). Hier wurde ein Kindergeburtstag gefeiert und gefühlt das halbe Dorf hatte sich hier versammelt. Die Kinder tobten im Laden un der kleinen Arcade herum, die Mütter unterhielten sich an einem Tisch, mit den Kleinen auf dem Arm, die Männer, schön mit Basecap, Trägershirt, an einem anderen Tisch, mit dem Bier-Pitcher auf dem Tisch. Man hat sofort gesehen, dass die Farmers’ Frauen sich mit Bluse und Jeans etwas schicker angezogen haben. Ab acht Uhr wurden die ersten Kiddies abgeholt. Man kannte sich, grüßte sich, scherzte und quatschte miteinander, bevor man mit einer Umarmung wieder ging. Es war echt toll, da zuzusehen, viel besser als Fernsehen… Three Rivers ist echt ein idyllisches Dörfchen mit Charakter.