Im Südosten Sardiniens

Nach der vielen Kultur vom Vortag *hüstel* war am heutigen Tag mal wieder Strandtag geplant – und zwar auf der anderen Südseite der Insel: Wir wollten nach Villasimius fahren, das berühmt für seine flachen Strände mit Wasser in allerlei Türkistönen ist.

Blöderweise haben wir uns auf dem Hinweg für die Strecke über den Stadtring von Calgiari entschieden. Das ist zwar eine Autobahn, aber eine mit zig Ampel. Keine gute Idee also, weil es einfach Zeit frisst. Wären wir doch lieber über die Küstenlandstrasse gefahren… Janu, machste nix. Umdrehen war dann auch keine Option mehr. Ab Geremeas ging es für uns dann auch auf die Landstrasse entlang der Küste. 

Was mir als erstes aufgefallen ist, dass sich der Südosten etwas schicker und weniger rustikal, ursprünglich zeigt wie der Südwesten. Überall haben wir liebevoll hergerichtete Häuschen und Villen im mediterranen Stil  gesehen, weiss verputzt, mit rostroten Terracottaziegeln und Terrassen mit Blick gen Ozean, mit viel Grün, magenta blühenden Büschen und anderen subtropischen Pflanzen in sehr gepflegten Gärten. Hier wurde mir klar, dass diese Region mehr auf Tourismus ausgelegt ist als der etwas rustikalere Südwesten, da wo wir unsere FeWo hatten: Mit seinen gepflegteren Strassen und Parkanlagen wirkte alles etwas edler und ansprechender – aber auch halt nicht mehr so authentisch, was für mich den Charme ausmacht. 

Die Landstrasse schlängelte sich an den zerklüfteten Hügel mit sandgelben Felsen, grünen Büschen und ockerfarbenen Weiden, auf denen Ziegen und Schafe grasten, oberhalb der Küste entlang. Über uns war der stahlblaue Himmel und unter uns sahen wir die türkisfarbenen Sandstrände mit geordneten, braunen Palmenblätter-Sonnenschirme neben einem Chaos aus bunten Sonnenschirmen der „normalen“ Strandgäste, kleine Häfen mit fein säuberlich geordneten Booten, und einzelne, fette Yachten, die vor den Stränden sanft in der See dümpelten. Dieser malerische Ausblick hatte wirklich Postkartencharme, so wie man sich halt die mediterrane Idylle vorstellt.

Unsere Fahrt führte uns fast bis in den hintersten Südostzipfel hinter den Hafen von Villasimius an den Strand von Porto Giunco in mitten eines riesigen Naturschutzgebietes.

Gleich am Anfang auf dem Weg zum Parkplatz wurden wir von zwei Damen in einer Polizei-ähnlichen Uniformen abkassiert (5€ für alle 8 Strände der Region an einem Tag, fanden wir fair). Dann sind wir die unbefestigte Sandhuckelpiste bis zum buckeligen Sandparkplatz in Pinienhainen gejuckelt (weil „fahren“ konnte man das nicht nennen). Dort haben wir uns den schattigsten Parkplatz gesucht und sind dann mit Sack und Pack zum Strand gedappelt. Der Strand von Porto Giunco ist eine breite, frei liegende Bucht hinter Dünen, mit feinem weissen Sand und einer offenen Aussicht auf ein Planschbecken aus türkis und Blau mit Babywellen, links und rechts gesäumt von Hügeln und Felsen mit einem Wachturm.

Das Wunderschöne an dieser Bucht war wirklich das Farbspektakel an Türkis- und Blautönen, die Wärme des flachen Wassers, sowie auch der kleine, abgetrennte „Teich“, in dem Flamingos und Möwen ihre Ruhe vor den badewütigen Touris fanden.

Der grosse Nachteil an diesem Strand: Es zog wie Hechtsuppe. Und vor allem da, wo der Wind ungehindert aufs Land ziehen kann oder von dort aufs Meer zieht. Als wir nach einem geschützten Platz gesucht haben, prasselten auf der offenen Fläche die feinen Sandkörner wie kleine Nadeln auf unsere Haut. Platz war genug da, aber dieser Wind… also sind wir zurück gedackelt, in die Ecke, die von Felsen geschützt wurde, genau dahin, wo alle anderen lagen. Dort  gab es entweder die Möglichkeit, Liegen mit festem Schirm zu mieten, oder mit einer Sparversion von frei verfügbarem Platz Vorlieb zu nehmen, inkl. Sardinenliegen. Wir haben letzteres gewählt, in der Hoffnung, es würde nicht zuuu sehr ziehen. 

Der Schirm wurde liebevoll und mühselig im Kampf gegen den Wind aufgebaut, um keine 15 min später wieder eingepackt zu werden, weil er sonst davon gesegelt wäre; und die herrenlosen Strandtücher vor uns nahmen immer mehr die Farbe und Form des Sandes an… Das mit dem Wind ging also solala… 

Aber das Meer hat einiges wieder wett gemacht, und es war einfach nur sehr weit flach und pudelwarm. Hier konnte man es aushalten. Ich war etwas schwimmen und wollte danach nicht mehr raus, weil es im Wasser wärmer war als mit nassem Körper im Wind zum Sitzplatz zu gehen. Aber dafür war der Blick vom Strand aufs Meer nicht zum Satt sehen, einfach herrlich und so klar dieses Wasser. Wie in der Karibik, oder halt auf Hawaii. 

Um dem Wind doch etwas aus dem Weg zu gehen, war ich auch kurz mal etwas spazieren, hab mir die Flamingos von Weitem angeschaut und dann gesehen, dass es dort Muscheln gibt… lila, gelbe, getigerte, gefleckte… aber als ich eine aufhob, wurde ich von der Polizei (kein Scheiss, einem kleiner italienischer Polizist) angesprochen, dass ich diese nicht mitnehmen darf, nur Foto machen, weil es ein Naturschutzgebiet ist und da ist jegliche Entwedung oder Zerstörung von Naturelementen untersagt… Alter, der hatte echt nen strengen Ton drauf, ich war ganz verdutzt und hab gesagt, dass ich mir die Muscheln nur angucke. Und hab sie dann wieder ganz schnell an den Strand gelegt… Was ich dann aber nicht verstanden hab, war, dass da so viele Steinobstkerne am Strand lagen, obwohl es überall Abfallbehälter (inkl. Mülltrennsystem) gab… 

Nach 3 Stunden Strandgucken, Baden und Sonnen sind wir weiter ans andere Ende der Region Villasimius an den Strand Port Sa Rixu. Auch hier wurden wir gleich am Anfang von einem Parkwächter (oder Studenten im Nebenjob) abgefangen, aber wir hatten ja an dem ersten Strand für den ganzen Tag bezahlt. Dieses Mal führte die unbefestigte Strasse in Kurven leicht abenteuerlich nach unten gen Strand.

Der Parkplatz war dieses Mal kein Ding, aber den richtigen Weg an den Strand zu finden, ähnelte etwas nach dem Ausgang aus einem Irrgarten suchen: Es gab hier nur Trampfelfade durchs Gebüsch und wir haben uns auf Spuren im Sand, das Gehör und potentiellem Gegenverkehr verlassen. Nach ein paar Mal umkehren und links und rechts laufen haben wir den kleinen, feinen Sand-Steinstrand dann gefunden und erstmal die Aussicht von den Felsen auf das türkisblaue Nass genossen. 

Nach grazil, mühevollem Abstieg (wer mich kennt, weiss, wie das ausgesehen hat) haben wir uns unterhalb der Dünenfelsen eingerichtet, auch wieder den Schirm liebevoll mit viel Hingabe und Sandbuddelei aufgebaut, um ihn keine 10 Minuten Später wieder einzutüten. Auch hier hatte der Wind freie Hand und drehte, wie er lustig war. Mal kam er von links, dann von rechts, mal vom Meer und dann war es totenstill und dann wieder stürmisch, so dass uns die getrockneten Algen um die Ohren flogen. Daher hatten wir keine Lust auf Schirmdiskussionen und haben den Wind machen lassen.

Das Wasser war auch hier Bombe: ein dunkleres Türkis mit Blau, und etwas steiniger als am ersten Strand. Wenn man sich aber von den Wellen rein- und raustragen lässt, kann man sich die elegante Rutscherei auf den doch leicht glitschigen Sternchen schenken. 

Der kleine Sandstrand reichte ebenfalls weit ins Meer hinein, aber hier gab es mehr Wellen zum sich Treiben lassen. Das Wasser war angenehm warm, wenn auch etwas frischer als auf der anderen Seite. Nichtsdestotrotz lohnte sich der Sprung ins kühle Nass.

Als unsere Badeklamotten trocken gepustet waren, sind wir die Küstenstrasse gen Westen in den Sonnenuntergang zurück gefahren, um den Abend bei lecker Pizza und Wein ausklingen zu lassen. 

Auf dem Rückweg: Flamingos beim Abendsonnenbaden

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