Brooohm brooohm batsch – Südsardinien zu Boot

Da an unserem vorletzten Tag am Meer das Wetter auch wieder Mal sonnig sein sollte, haben wir uns für den etwas anderen Strandtag entschieden. Kurz: Mein Mann hat ein Boot gemietet. Ok, „Boot“ ist übertrieben, es war eher ein Schlauchboot mit Motor, aber immerhin ein Wasserfortbewegungsmittel ohne Ruder. Jedenfalls hatten wir um 11 Uhr mit Silvia eines kleinen Bootsverleihs namens Ali del Mare am Strand Su Giudeu bei Chia abgemacht. Die junge Frau führt mit ihren Brüdern (es sind mindestens 2 und die sehen sich verdammt ähnlich) das einzige Verleih-Büdchen an diesem Strand, und verleiht da alles mögliche: Bretter zum Standup-Paddeln, Windsurfen und Kitesurfen, Tretboote mit Rutsche, Kanus und Schirme und Liegen, und halt auch kleine Motorboote. Sylvia hat uns erst mal theoretisch alles erklärt, auf der Karte gezeigt, wo wir schöne Buchten finden, wo wir aufpassen sollen und wo es Höhlen gibt. Danach folgte eine praktische Einweisung von ihrem Bruder Massimo. Alter Falter, es ist gar nicht sooooo leicht, so ein Motorschlauchbötchen zu fahren. 

Erstmal: Wie komm ich galant an Bord? Gar nicht, einfach reinklettern, ohne sich komplett zum Vollhorst zu machen oder die Sachen nass zu machen. 

Dann: Motor langsam ins Wasser, ausrichten, starten (mit dem 2. Klick), dann den Gang einlegen und den Gashebel mit dem Handballen langsam nach oben klopfen, ja klopfen, denn sonst nimmt das Bötchen rasante Fahrt auf und es hätte *platsch* gemacht und jemand (ich) wäre wohl Kopf über rückwärts über Bord gegangen. Und insgesamt galt, leicht versetzt zur Wellenströmung steuern. Und Obacht bei den Felsen!

Nun gut, nach einer Miniproberunde mit Massimo an Bord durften wir dann allein los und schnell kristallisierte sich die Rollenverteilung an Deck heraus: Steuermann Lukas und Kapitän Diana. Ich konnte halt die Karte lesen und hatte das Sagen, wohin es geht. Aber einmal auf sich gestellt, ist dieses Bootfahrten (Bötchenfahren für meine Mama) echt super: Man sieht die Küste mal von der anderen Seite, mit den Sandsteinfelsen, die in allen Farben in der Sonne leuchten, von grau über rot orange, ocker, gelb bis fast weiss. Auf diesen Felsen thronte ein Leuchtturm oder Häuserruinen. Dahinter zogen den Bergketten des Landesinneren hoch und zwischen den Hügeln, über dem blautürkisem Wasser mit weissen Schaumkrönchen sah man hier und da das ein oder andere Häuschen vorlunzen. Dazwischen strahlten die Strände in hellgelb, die wir die Tage zuvor selbst besucht hatten. Insgesamt wirkte alles wie ein Miniaturwunderland auf Postkarte. 

Nach ca. 1 Stunde über die blauen Wellen schippern haben wir nahe des Strandes Turredda dank Silvias Tipp den Anker geworfen, um uns ins Wasser abzukühlen. Aber dieses Wasser war hier nicht mehr blau oder blautürkis, es war ein klares, glitzerndes Türkis. Wir konnten unter uns die dunklen Fische kreisen sehen. Mit einem galanten Platscher habe ich mich ins Wasser begeben, und zack die dunklen Fische angelockt. Es war kalt, weil das Wasser hier ja tiefer als am Strand war, aber es war herrlich. Hier war keiner ausser uns, und dem einen Segelboot weiter hinten. Eigentlich wollte ich gar nicht mehr aus dem Wasser.

Da wir aber noch die andere (nördliche) Seite vom Spiaggia di Giudeu sehen wollten, mussten wir weiter. Silvia meinte, dass sich das Wasser auf dieser Seite eine ganz anders Farbe hätte. Daher waren wir neugierig, aber eh schon begeistert von der Aussicht, die wir während der windigen Fahrt gen Norden. Auf der Rückfahrt hatten wir höhere Wellen als auf der Hinfahrt und mein Göttergatte hat versucht, das Beste aus dem Motorschlauchboot zu holen: d.h. wir sind von einer Wellenkrone zur nächsten gepatscht –  puff-patsch – puffpuff-patsch. Die Gischt spritzte uns ins Gesicht, der Winde zerzauste das Haar und das Salz blieb direkt auf unserer Haut kleben. Es war schon abenteuerlich. Wer allerdings einen schwachen Magen hat, sollte dem Steuermann Bescheid geben. Meiner hat etwas enttäuscht den Gashebel wieder zurückgezogen. 

Auf der anderen Seite vom Spiaggia di Giudeu war die Landschaft eine ganz andere: die felsigen Hügel reichten bis zum Wasser, es gab keine Strände, sondern – wie von Silvia angekündigt – es gab kleine Buchten mit Höhleneingängen. Das Wasser war hier auch glasklar, der Meeresboden aber felsig. Faszinierend war, dass sich ständig die Farbe des Wassers änderte: von einem dunklen zu hellerem Blau, Blautürkis, Türkisen, Türkis mit einem Grünstich. Darüber leuchteten die gelben, schroffen Felsen mit dem Grün der kargen Heidelandschaft unter dem stahlblauen Himmel. 

Als der nächste Strand in Sicht war, haben wir gekehrt und nochmals in kleiner Bucht geankert und gegammelt. Auch wenn es hier etwas mehr schwankte (huihuihuih, auf einer Yacht is das was anderes als in einem Gummiboot), war die Aussicht nach unten einfach Wahnsinn: Die grösseren Felsbrocken unter unserem Boot leuchteten in verschiedenen glasklaren Türkistönen, die Wellen in der Sonne glitzerten und wir liessen uns einfach hängen…

… bis mir schwummrig wurde von dem ganzen Geschaukel: Das schwankte es von links und recht, gleichzeitig von vorn nach hinten und dann wieder rechts und vorn. Mir wird ja auf’m Rummel schon vom Wikingerschiff schlecht. Egal, wir sind dann auch über die Wellen bretternd – batsch batsch batsch – zurück zum „Heimathafen“ und haben unser Motorbötchen pünktlichst abgegeben. Als Dankeschön wurde uns noch ein Schirm mit Liegen angeboten (ich hab ja schon gesagt, dass Silvia und ihre Brüder voll nett sind), da haben wir auch nicht nein gesagt, noch etwas gechillt und dann easy entspannt und gut gebrutzelt nach Hause gefahren.

Ach ja, das Beste hab ich ja noch gar nicht erzählt. Ich hab mir eine permanentes Souvenir von dem Bootstrip mitgebracht: Bei unserem ersten Stopp, wo ich die dunklen, süssen, grossen Fischis wie Magnete angezogen habe, ja, da bin ich mit meinem Bein an der Bootsleiter hängen geblieben. Oder besser gesagt: ich bin abgerutscht, und das scharfkantigen Ende der Leiter schlitzte mein Schienbein unterhalb vom Knie auf… 6 cm lang. Geht damit mal in wunderbar glasklares Salzwasser. Jup autsch…aber gut, besser desinfizieren geht nicht. 

Abgesehen davon, kann ich jeder Wasserratte empfehlen, sich ein Boot auf Sardinien zu mieten. So kann man mal den Strand und die Landschaft von einer anderen Perspektive erleben erleben, man sieht viel mehr, hat mehr Möglichkeiten zum Baden und ist völlig unter sich, abgesehen von den Fischen oder einem Nachbarboot, aber das verteilt sich schon gut.

Allerdings lohnt es sich zu vergleichen: Wir haben mit Benzin 130 Euro für 4h bezahlt und das ist ok. Also Schiff ahoi und fröhliches Schunkeln. 

4 Gedanken zu “Brooohm brooohm batsch – Südsardinien zu Boot

  1. So toll dies alles klingt, aber ich bin da leider raus, denn ich glaube meine Seekrankheit würde sich sehr durch die Schaukelei auf dem Bötchen bemerkbar machen…

  2. Schöne Seite. Lese gern von ihren Kurzreisen und kleinen Abenteuer. Bin ebenfalls ein Fan von kleinen Aufbrüchen auf der Suche nach den Sensationen des Gewöhnlichen. Anstelle von Fernreisen bin ich ein Nahreisender geworden. „Sieh, das Gute liegt so nah…“ – sagt Goethe, den Sie auf Ihrem Weimar-Trip „besucht“ haben. Den Messi, wie Ihr Freund ihn nannte. … Leider pflege ich meine Seite in letzter Zeit weniger. Aber gestern kam ich aus Weimar, heute fand ich durch Zufall Ihren Bericht, und nun werde ich wieder etwas fleißiger. Dank Ihrer schönen Website. Wandergruß!
    L. Riedel

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