Ja, ok, Liebe ist vielleicht etwas zuviel ausgedrückt, aber man muss der Stadt schon etwas Zeit geben und die richtigen Ecken finden und dann ist es hier echt hübsch. Aber erst mal der Reihe nach.
Nach unserer Stippvisite durch Mobile sind wir noch nach Biloxi, Mississippi, gefahren, da dort – laut den netten Leuten am Frühstückstisch – ein wunderschöner, langer Sandstrand sein soll. Gut, hingefahren, und dann so MauMau… Ja, da Sandstrand ist lang, aber schön ist was anderes. Er liegt am Highway 90 und macht so gar keinen schönen, einladenden Eindruck: Wasser graublau, Strand geht so, gelblich: es könnte Sand gewesen sein, aber halt eher mit so nem Graustich. Also der Strand hatte gar nichts mit dem zu tun, was wir auf den Inseln oder an der Golfküste in Florida erlebt hatten. Schön waren die vereinzelten Villen auf der anderen Seite des Strandes. Nach 10 min Beinevertreten sind wir weiter und direkt nach Baton Rouge gefahren.
Unser Hotel lag etwas ausserhalb vom Zentrum, aber mit guter Verkehrsanbindung (10 Autominuten bis ins Zentrum), der wirklich freundliche Typ am Check-In machte jetzt nicht so den gepflegtesten Eindruck (lange Fingernägel, fleckige Hose mit gestopften Löchern), dann sass da noch ein Mann mit Rollator, geschwollenen, nackten Füssen im Foyer und ich so: Na, ob das was gibt… Aber sobald wir an der Rezeption vorbei sind, ging es in den sehr schönen Innenhof mit gusseisernen Balkonen, und Glasdach, das dem Ganzen etwas von Südstaatenflair (oder Spanienflair) einhauchte. Die Zimmer waren suiteartig, gross und sauber. Alles dobzre (polnisch für gut), für ein bis zwei Nächte lohnt es sich dort zu übernachten.
Nach etwas Erholung sind wir ins Stadtzentrum von Baton Rouge gefahren, und hier steppte der Bär aber so was von – gar nicht. Da wehten einsame Plastiktüten durch die Strassen mit den hochhausartigen Glasfensterbauten, da war kein bis kaum ein Mensch auf der Strasse, wenn dann im Auto.
Ok, das Pärchen, das Verlobungsfotos geschossen hat, zähl ich nicht mit. Es war alles leer gefegt. Wir waren so ziemlich die einzigen Fussgänger da…Also die sich freiwillig zum Spazieren in die Stadt begaben. Da Baton Rouge Hauptstadt von Louisiana ist, haben wir uns das State Capitol Hochhaus mit Garten angeschaut. Das kann man nicht verfehlen, das sticht besonders aus dem Stadtbild heraus, sieht ganz hübsch aus, wäre sicher attraktiver, wenn da Leute gewesen wären. Also sind wir weiter rumgelaufen, auf der Suche nach der Innenstadt. Schliesslich haben wir eine gewisse Richtung entdeckt und die lag nicht auf dem Weg zu unserem Auto.
Also wir erst mal zum Auto zurück und dann in die „Innenstadt“ fahren. Kurz: Baton Rouge hat vielleicht so drei nette Parallelstrassen mit etwas „Altstadt-Charakter“ und Kneipen, die zu 80% zu hatten… war ja Sonntag. Das Gute war, dass hier am North Bve ein paar Kneipen auf hatten und hier Leute unterwegs waren, vor allem Richtung Pier Riverfront. Aber wir haben erst mal dekadent im Stroubes gegessen. Das ist ein schickes Grillrestaurant und da versammelten sich gerade Familienfeiern oder ältere Pärchen in ihrer adretten Sonntagskluft (Anzug und Kleid), während wir da wie typische Touristen auf der Suche nach Futter reingewatschelt sind. Gut, eins muss man den Amis lassen, die sind echt zu jedem scheissefreundlich. Höflich wurden wir von dem Kellner in Hemd und langer Schürze und mit einem getickerten Cut an der Augenbraue zu einem ruhigen Tisch geführt. Und da gab’s viel gegrilltes Fleisch und lecker (gratis) Knoblauchbrot, mit einer supernetten, aufmerksamen und megafröhlichen Bedienung. Da kamen wir erst mal richtig in Baton Rouge an.
Nachdem wir uns ein paar Sightseeing-Tipps von unserer Bedienung geholt hatten, sind wir weiter gezogen, am Old State Capital, einem neugotischen Bau aus dem 19. Jh., vorbei, hin zum Pier Riverfront. Überall da auf dem Weg über zur Riverfront sind wir an Neubauten, Baustelle, Museum und Stadion vorbei, aber das Coole ist, dass Musik aus Lautsprechern vorm/um das Rathaus herum kommt und alles echt eine angenehme Atmosphäre verbreitet.
Unten an der Pier Riverfront gab es einen Blick auf den Mississippi im blau-dunkelblauen, zartrosa Sonnenuntergang mit beleuchteter Brücke, alten Schaufelraddampfern, einer davon war zum Casino umgebaut (ja, die kennen hier Abendunterhaltung), sowie US Navy Boot. Und wenn man sich umgedreht hat, hat man einen romantischen Blick auf die Stadt – und da fingen wir an Gefallen an Baton Rouge zu finden.
Aber das lag vielleicht aber auch an den flanierenden Leuten, die am Ufer im Sonnenuntergang sassen und dem Ganzen etwas Leben einhauchten. Es war echt schön hier, beschaulich, gemütlich. Auf dem Rückweg wirkten den drei Altstadtstrassen richtig hübsch, die eine Art Südstaatencharme gepaart mit einem Hauch Wild West ausstrahlten. Baton Rouge erschien uns jetzt in einem ganz anderen Licht. Es ist doch ganz nett hier.
Als wir zu unserem Hotel zurück gekommen sind, standen ganze drei Wagen auf dem Parkplatz: Das Frühstück versprach gerammelt voll zu werden. 😀