Blick da mal einer durch…. Ehrlich gesagt, hab ich es bis heute noch nicht ganz genau verstanden, was man alles bei einer Krankenkasse abschließen kann. Aber ich bin leider kein Schutzengel, die werden doch nie krank, oder?! Und wenn, dann ham sie ne gute Krankenversicherung. Naja, soweit ich gelesen habe, geht in Sachen Krankenversicherung in der Schweiz fast alles von der Grundversorgung über Unfallversicherung, Krankenhausunterbringung, Auslandskrankenversicherung, Krankentransport, Krankenrücktransport, Patientenrechtschutz, was weiß ich noch alles… und am Ende schließt man vielleicht noch n Abo für Mixgeräte ab.
- Grundregeln
- Welches Modell?
- Welche Franchise?
- Welche Zusatzversicherungen?
- Braucht man so viele Zusatzversicherungen eigentlich?
- Und was hab ich nun alles abgeschlossen?
- Wie funktioniert der Vertragsabschluss?
Grundregeln
Also: Wer in der Schweiz länger als drei Monate leben will, ist gesetzlich dazu verpflichtet, innerhalb der ersten drei Monate nach der Anmeldung bei der Gemeinde eine Krankenversicherung abzuschließen. Da führt kein Weg dran vorbei. Die Krankenversicherung gilt dann rückwirkend, ab dem Monat der Einreise. Bei mir ist es also Mai 2016. Sucht man sich in der Zeit keine Krankenkasse, dann wird man von der Stadt einem Versicherer zugewiesen.
Wer nur drei Monate in die Schweiz will, um mal zu gucken, wie das hier so ist, der sollte besser eine Auslandskrankenversicherung für die Schweiz abschließen. Da gibt’s bestimmt genügend Infos bei den jeweiligen deutschen Krankenkassen, die mit Partnerversicherungen zusammenarbeiten. Bei der TK zum Beispiel ist es die Envivas.
OK, ich will ja nach wie vor länger als drei Monate hier bleiben, also hab ich mich bei dem Vergleichsportal comparis.ch und bei einer Krankenkasse vor Ort über diverse Tarifmöglichkeiten informiert. Denn in der Schweiz zahlt man seine Krankenversicherung komplett selbst. Was man vorher wissen muss, ist, dass die Unfallversicherung vom Arbeitgeber übernommen wird, wenn man mehr als 8 Stunden die Woche arbeitet. Sonst bezahlt man die selbst über die Krankenversicherung.
Gut zu wissen ist auch, dass die Schweizer Krankenkassen jeden ungeachtet seiner Krankengeschichte annehmen müssen, zumindest, was die Grundversorgung angeht.
Bei comparis.ch tippt man dann seine persönlichen Angaben wie Geschlecht, Adresse, Einreisedatum, Geburtstag und Aufenthaltsbewilligungsart, ob mit oder ohne Unfallversicherung, um am Ende eine Liste an möglichen Krankenkassen und Tarifen ausgespuckt zu bekommen.
Welches Modell?
Aber bevor es soweit ist, muss man angeben, wie man in einem Krankheitsfall den Erstkontakt zu einem Arzt herstellen will. Da gibt es in der Schweiz nämlich vier Modelle:
- Telefonisch: Genau, wenn man krank ist, ruft man erst mal bei der Krankenkasse an, die haben dann qualifiziertes Fachpersonal in der Leitung und die helfen dir erst mal so oder weisen dir dann einen Arzt zu.
- HMO-Modell: Die HMO ist eine Gemeinschaft, der mehrere Ärzte und Praxen angehören. Im Krankheitsfall geht man eben erst mal zu einem Arzt, der dieser Gemeinschaft angehört.
- Hausarzt-Modell: Das ist so ähnlich wie in Deutschland. Da geht man im Krankheitsfall erst mal zu seinem Hausarzt. Den gibt man einfach bei der Anmeldung bei der Krankenkasse an, ohne jemals bei ihm oder ihr vorzusprechen.
- Standard-Modell: Hier herrscht freie Arztwahl.
Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, gibt es je nach Modell gewisse Rabatte auf den Tarif. Und ihr wisst sicher jetzt schon, dass es beim Telmed (telefonischen) Modell die meisten Rabatte gibt und beim Standard gar nichts.
Und das ist erst der Beginn des Labyinths mit dem Namen „Ich möchte eine Krankenversicherung abschließen“. Ja, es geht noch weiter.
Welche Franchise?
Hat man sich für ein Modell entschieden, kommt man zu den Franchisen. Wat is dat denn? Das ist eine Art Selbstbehalt, den man im Krankheitsfall trägt. Die Franchisen sind gestaffelt, von CHF 300, über CHF 500, CHF 1000, CHF 1500 und CHF 2000 bis CHF 2500. Je höher die Franchise, desto geringer der Krankenkassenbeitrag, den man monatlich zahlt.
Kommt es zum Krankheitsfall und man braucht seinen ganzen Selbstbehalt auf, dann zahlt man danach „nur noch“ 10% der Arztkosten. Diese Zuzahlung ist aber gedeckelt bei CHF 700 pro Rechnung. Cool, ne?
Also hab ich mich aus Kostengründen einfach mal für die höchste Franchise entschieden. Ihr merkt schon noch, warum…
Und das ist alles nur für die Grundversorgung, also dass man sich hier überhaupt behandeln lassen und das bezahlen kann. Anderfalls bezahlt man sich hier dumm und dämlich.
Welche Zusatzversicherungen?
Puh, und dann geht’s weiter. Je nach Krankenkasse und eigenem Geldbeutel gibt’s da zig Möglichkeiten, seine Grundversorgung noch zu toppen. Manche Zusatzversicherungen gibt’s für wenig Tacken, wie jetzt eine weltweite Auslandskrankenversicherung oder eine Patientenrechtsschutzversicherung.
Dann gibt’s hier noch eine Art Privatpatientenaufstockung für die Krankenhausunterbringung. Im Allgemeinen wird man im Falle eines Krankenhausaufenthaltes in einem Mehrbettzimmer untergebracht. Aber es gibt Optionen, bei denen man entweder bei jedem Krankenhausaufenthalt entscheiden kann, ob man in einem Einzelbett- oder Mehrbettzimmer untergebracht werden will, oder aber gleich nur im Einzelbett.
Oder aber man hat eine Zusatzversicherung für den Krankentransport (der Krankenwagen rückt bei jedem Notruf aus, egal ob er gebraucht wird oder nicht, und abgedeckt sind CHF 5000 im Jahr) oder Krankenrücktransport von überall aus der Schweiz, auch mal mit dem Helikopter. Eine Invalidititätsversicherung gibt’s auch noch. Der Berater der Krankenkasse hatte da allgemein super Beispiele für noch mehr Zusatzversicherungen genannt. Nur das mit den Zahnärzten hat er nicht so erwähnt, weil man hier anscheinend nicht so oft zum Zahnarzt geht. Genauso wenig wie zu den anderen Ärzten. Außerdem ist eine Zahnzusatzversicherung hier schweineteuer und kaum einer schließt so was ab.
Soweit ich das verstanden hab, geht man hier eh nur zum Arzt, wenn man krank ist. Vorsorgeuntersuchungen werden nur alle drei Jahre übernommen, wenige Untersuchungen sind jährlich abgedeckt, aber das auch nicht bei jeder Krankenkasse.
Braucht man so viele Zusatzversicherungen eigentlich?
Ehrlich gesagt, ich hab mich durch so vieles durchgelesen und das mehrfach bei verschiedenen Krankenkassen und selbst da hab ich nicht ganz verstanden, was man da alles abschließen kann und wofür man was braucht. Im Prinzip geht halt alles, aber das kostet dann auch entsprechend.
Wichtig sind aber die weltweite Auslandskrankenversicherung und angeblich auch diese Krankentransportgeschichte, damit man sich bei einmal Krankenwagenrufen nicht gleich arm wird.
Ach ja noch was: Während die Krankenkassen jeden in die Grundversorgung aufnehmen müssen, dürfen sie einzelne Zusatzversicherungen ohne Begründung ablehnen. Auch schön.
Und was hab ich nun alles abgeschlossen?
Ich hab nicht viel angekreuzt. Aber ich hab mich für die Groupe Mutuel entschieden, weil die in ihrer Grundversorgung (mit der Franchise CHF 2500) mit dem Modell „Hausarzt“ mehr für Frauen abdecken. Frauen bezahlen ja eh mehr als Männer, schon von vorn herein… Auch wenn wir genau die gleichen Zusatzversicherungen abschließen wie Männer. Dazu kommen die Auslandsversicherung und die Patientenrechtsschutzversicherung. Momentan ist noch meine Unfallversicherung drin, weil ich die Krankenversicherung ja abgeschlossen hatte, bevor ich den Job gefunden hab. Die Unfallversicherung wird dann wieder rausgerechnet. So komm ich dann insgesamt auf ca. CHF 250 im Monat.
Wie funktioniert der Vertragsabschluss?
Der Abschluss selbst ist ganz einfach: Man geht auf comparis.ch, wo ein Vergleichsportal hilft, den Tarif zu finden. Dann geht man auf die Seite der Krankenkasse, gibt wieder alle notwendigen persönlichen Daten ein und lässt sich per Email eine Offerte (ein Angebot) zuschicken. Das druckt man dann aus, füllt es wahrheitsgemäß aus, macht sich eine Kopie und schickt es dann weg.
Insgesamt dauert das ganze Anmelde-Papierkram-Prozedere recht lange: Die wollen noch eine Kopie vom Ausländerausweis, dann kommt noch der Nachweis von Arbeitgeberseite und und und. Ich glaube, ich habe mich insgesamt so zwei Wochen immer mal wieder mit Zusatzversicherungen, was da alles in der Grundversicherung abgedeckt ist, den Bedingungen an sich der einzelnen Krankenkassen beschäftigt. Den Papierkram hab ich vor über einem Monat weggeschickt, dann kamen noch ein paar Anrufe (ich muss aber sagen, dass die Mitarbeiter immer recht freundlich waren) und letzte Woche hatte ich meine Bestätigung. Damit kann ich mich von meiner deutschen Krankenkasse abmelden.
So, wie ihr merkt, ist es ein Klacks, sich in der Schweiz versichern zu lassen. Ob die Krankenkasse gut ist, werd ich hoffentlich nie rausfinden. *aufHolzklopfklopfklopf* Am besten werde ich gar nicht erst krank. Mh, vielleicht werd ich ja dann so was wie n Schutzengel…