Zürich – Tag 1: Berg und Tal (1)

Zürich ist die größte Stadt der Schweiz, was aber kein Kriterium ist, um Hauptstadt zu werden. Sie liegt direkt an der Limmat und am Zürichsee, umrandet von grünen Bergen mit Blick auf die schneebedeckten Alpen. Eine der teuersten Städte der Welt, aber trotzdem lässt es sich hier gut aushalten. Warum? Das erzähl ich euch gern in einem Drei-Tages-Bericht über Zürich.

Hier erst mal Teil 1 vom ersten Tag. Jap genau, es gibt gleich mehrere Teile vom ersten Tag. Denn der in war so ereignisreich mit so vielem, das wir gesehen und erlebt haben, dass es einfach den Rahmen für einen Beitrag sprengt. Deswegen wurde der Beitrag gesplittet.

Also: Um sich einen Überblick über Zürich zu verschaffen, fährt man am besten auf einen Berg. Davon gibt es ja um die Stadt herum genug. Mein Freund und ich haben uns dieses Mal den Uetliberg ausgesucht, der auf der Westseite des Zürichsees in die Höhe ragt. Wer die Stadt lieber von der anderen Seite sehen will, der kann auf den Züri-Berg.

Uetliberg vom Zürichsee

Und wer auf den Uetliberg will, hat mehrere Möglichkeiten: Hochlaufen oder Hochradeln, da gibt’s mehrere Wege, oder Hochfahren, das was wir gemacht haben. Die Uetlibergbahn (S10) schlängelt täglich von Zürich Hauptbahnhof (kurz HB) mit diversen Zwischenstopps langsam bergauf, vorbei am ländlich geprägten Stadtrand, wo Kühe und Schafe zwischen Hochhäusern und Bauernhäusern grasen.

Kuhidylle in der Großstadt

Die Bahn zieht sich immer weiter bergauf, zwischen immer größeren Tannen hindurch. Wenn man sich auf die rechte Seite in Fahrtrichtung setzt, kann man den Blick auf die Stadt genießen, der durch die einzelnen Bäume sichtbar wird. Ich hab das erst wieder gemerkt, als es zu spät war. Jap, wir saßen links. Dafür erinnern die satten, grünen Wiesen vor dunkelgrünen Waldrändern, die man durch die linken Fensterreihen erblickt, wenig daran, dass man vor 15 Minuten noch im Trubel der Schweizer Großstadt war. Vielmehr denkt man bei der idyllischen Landschaft an Heidi und ihren Großvater in den Alpen, eine Landschaft, die einen besonderen Zauber und Ruhe ausstrahlt. Während die Uetlibergbahn weiter gen Bergspitze schnaufte, fuhren wir an einsamen Bahnsteigen vorbei, die mitten im Grün irgendwie verloren schienen, als würden sie auf die Bahn warten, um dann doch nicht einsteigen zu wollen. Sie erinnerten mich an die Bahnsteige in „Chihiros Reise ins Zauberland“.

Auf dem Weg zum Uetliberg

An der Endstation „Uetliberg“ angekommen, kann man sich entweder an dem kleinen Gasthof oder dem Imbiss stärken, mal kurz auf Klo gehen oder sich gleich dem restlichen Aufstieg widmen. Jap, wohl oder übel geht da leider kein Weg dran vorbei, man muss da wirklich noch „krakseln“ oder halt etwas bergauf spazieren. Je nachdem wie man in Form ist, ob man den längeren Weg mit sanfter Steigung, oder ob man die Abkürzung mit den steileren Stufen nimmt, braucht man so ca. 15 bis 25 Minuten bis zum Aussichtpunkt. Wir sind natürlich die steile Abkürzung hochgeschnaubt, wir sind ja noch jung und dynamisch und so…. *hüstel*.

Egal wie, einfach den Schildern oder Besuchern oder Planeten folgen. Ja, richtig, Planeten… der Weg zum Uetliberg ist ein Lehrpfad, der Planetenweg, an dessen Rand in unregelmäßigen Abständen diverse Plastiken mit Infotäfelchen zu unserem Sonnensystem stehen. Ehrlich gesagt, hab ich dir mir noch nie richtig durchgelesen, weil ich mich doch eher für den Ausblick interessiert hab. Deswegen ja auch die Abkürzung statt dem langen Weg.

Auf dem letzten Anstieg zur Spitze des Uetlibergs ist der Weg von riesigen, sitzenden Hirschstatuen gesäumt, mit langen Hälsen, deren Geweihkronen als Halterung für Glaskugellaternen dienen. Diese stolzen Hirsche haben mich wieder in eine heile Märchenwelt versetzt und erinnern mich heute noch an den weißen Hirsch aus „Prinzessin Mononoke“ oder „Snowwhite and the Huntsman“. Diese Hirschlaternen geleiten einen bis nach oben zur Spitze, auf der nicht nur ein Restaurant, sondern auch ein Aussichtsturm (oder besser Turmgestell, 2 CHF pro Person und Aufstieg, ab der 1. Etage) diverse Touristen anlockt (oder aber auch in die Falle…).

Hirschlaternen

Wie dem auch sei, sobald man oben angekommen ist, wandern die Augen automatisch nach links und unter einem erstreckt sich Zürich in seiner vollen Weite. Also ich bin nicht aus dem Staunen herausgekommen, wobei das Staunen immer atemberaubender wurde, je weiter ich nach vorne zum Aussichtspunkt gelaufen bin. Lauft einfach den Leuten nach, da kann man nichts falsch machen, es geht eh nur in eine Richtung.

erster Blick auf Züri

Und als wir da vorne angekommen sind, haben wir einfach nur zu strahlen angefangen, weil der Ausblick einfach bombastisch ist. Unten im Tal erstreckt sich der tiefblaue Züri-See, gespickt mit kleinen weißen Segelbooten und Schiffen, vor einer Kulisse der grünen Berge und dem bunten Häusermeer der Stadt, in dessen kleinen Straßen der Verkehr wuselt wie in einem Miniaturwunderland. Darüber schwebten die Schatten der Wolken, die Sonne erhellte einzelne Flecken über der Altstadt. Man erkennt den Großmünster mit seinen beiden Glockentürmen, den Fraumünster mit seinem ungewöhnlich spitzen Turm, die ETH, die dieses Mal gar nicht über der Stadt zu thronen scheint, das Stadion am Letzigrund, den Prime Tower an der Hardbrücke, den HB, den Bürkliplatz, die Oper, das Züri-Horn an der Goldküste, wo sich edle Villen den ganzen Tag in der Sonne aalen, das Nobelhotel Dolder am gegenüberliegenden Berghang und in ganz weiter Entfernung sogar den Flughafen Zürich-Kloten, wo minikleine Flieger landen, starten und auf ihre nächste Reise warten.

Blick auf Zürich

Zürichsee von oben

Je länger man dort oben steht, desto mehr erblickt man. Man kann den Fähren auf dem Züri-See fast bis ans andere Ende des Sees folgen, man erkennt Segelschulen, man sieht schicke Autos auf der Schnellstraße, die sich westlich entlang des Sees gen Süden, an den Füßen der kleineren Berge entlang schlängelt. Wir haben uns gar nicht satt sehen können. Leider war es an unserem Ausflugstag etwas bewölkt, deswegen waren die schneebedeckten Alpen, die sich im Süden des Sees gen Himmel strecken, in Wolken gehüllt. Bei klarem Wetter wirkt die Landschaft noch majestätischer und beeindruckender als sie es ohnehin schon tut. Dann setzen sich die weiß getupften Alpen vom satten Stahlblau des Himmels und dem sanften Grün der Berge um den türkisen See ab.

Ausblick bei klarer Sicht

Als wir uns gen Hinterland gedreht haben, den Blick weiter gen Südwesten schweifen ließen, da verschwand das wuselige Miniaturwunderland der Schweizer Großstadt und die idyllische Berglandschaft mit ihren dunkelgrünen Hügeln und Wäldern, smaragdfarbenen Wiesen und verschlungenen Wanderwegen tauchte wieder auf. Dazwischen schlummerte ein Dörfchen im Sonnenschein. Bei diesem Anblick erinnerte wieder rein gar nichts an das bunte Großstadttreiben auf der anderen Seite.

Hinterland

Also innerhalb von 180° hat man trubelige Stadt mit unzähligen Dingen zum Entdecken und Natur pur mit ruhiger Idylle zum Ausatmen. Fast verkehrte Welt, voll verrückt, aber es ist echt so – schaut es euch am besten selbst an, wenn ihr mal in der Stadt seid. Dafür könnt ihr euch dafür auf den kleinen Hügel setzen, der am Aussichtspunkt ist. Hier haben sich viele Besucher bei einem kleinen Snack ausgeruht und die Sonne genossen.

Nachdem wir uns satt gesehen hatten, wollten wir eigentlich zur vorletzten bzw. nächsten Bahnstation am Uetliberg durch den Wald runterlaufen – ein kleiner Waldspaziergang sozusagen. Nur irgendwie sind wir falsch bzw. gar nicht abgebogen und immer parallel zur Stadt den Berg runter gestiefelt, vorbei an kleinen, einsamen Hüttchen mit Warnungsschildern vor der Katze, an einer Art Bunker mit einem prima Ausblick auf Zürich und einem großen Spielplatz im Hochbetrieb, nicht nur die Schaukeln und Wippen, sondern auch die Grillstellen, an denen die Papis das Mittagessen in Rauchschwaden brutzelten.

Waldhüttchen auf dem Uetliberg

Und bevor wir uns versahen (und wahrscheinlich, weil wir dann doch mal richtig abgebogen sind), waren wir auch schon wieder im Tal, so nach ner guten dreiviertel Stunde. Wir haben die letzten hohen Tannen verlassen und sind in einer Art Schweizer Minidörfli rausgekommen, auf einer kleinen Gasse, die so schmal war, dass es noch nicht mal Platz für einen Bürgersteig gab. Es ging vorbei an gusseisernen Gartentörchen bunten Blumenkübeln und rustikalen Gärten mit Apfelbäumen, in denen alte Bauernhäuschen mit langen Holzschindeln unterhalb vom Dach und mit farbigen Fensterläden schlummerten.

Immer noch in Zürich

Hier schien die Zeit stehen geblieben und die Welt noch in Ordnung zu sein. In den kleinen Gassen habe ich mich richtig wohl gefühlt und hätte nie gedacht, dass wir nur noch 15 Bahnfahrtminuten vom Züri HB entfernt waren….

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