Weiter geht’s mit dem zweiten Teil vom ersten Tag. Und da ging’s durch’s Tal, sprich die Altstadt Zürichs, aber vielleicht nicht ganz so touri-like wie man es sonst machen würde.
- Hauptbahnhof
- Bahnhofsstraße (Anfang)
- Limmat
- Gegenüber vom Lindenhof
- Lindenhof
- Fraumünster
- Bahnhofsstraße (Ende)
- Bürkliplatz
- Quaibrücke
- Lecker Burgerladen
Je weiter man mit der Uetlibergbahn gen Hauptbahnhof (HB) kommt, desto städtischer wird das Bild vorm Fenster wieder. Die Häuser verdrängen die Wiesen und rücken bis fast an die Gleise ran, man kann in enge Hinterhöfe schauen, auf Balkone, auf Straßen, die unter der Bahnbrücke durchführen. Im HB angekommen wirken die Ladenpassagen unter den Gleisen auf den ersten Blick (ok, auch auf meinen vierten oder siebten Blick) wie ein riesiges Labyrinth mit zig Ein- und Ausgängen. Jut, ich verwirr mich immer noch da unten, aber sobald ich mal an dem leuchtenden Quadratwasserfall bin, weiß ich, wo es lang geht. Glaube ich. Aber mein Freund hatte da unten eine super Orientierung und schubste mich liebevoll in die richtige Richtung. Wer Zeit hat, findet da unten fast alles an Läden, was man so braucht. In der Mirgos (Supermarkt) haben wir uns mit kleinen Snacks wie Keksen, Chips, Obstwehe und Getränken eingedeckt. Wer keinen Orientierungssinn (oder einen Begleiter mit einem) dabei hat, der orientiert sich an den Schildern oder fragt halt dann doch mal einen Passanten.
Für uns ging’s dann mal direkt in die Bahnhofsstraße, die gegenüber vom HB-Haupteingang anfängt und dann ziemlich direkt bis zum Züri-See führt. Die Bahnhofsstraße ist die Hauptshoppingmeile, wo man sich am Wochenende gerne mal sehen lässt. Am Anfang (HB-Seite) findet man noch bezahlbare Shoppingläden wie H&M oder Claire’s, aber je weiter man in Richtung See läuft, desto gehobener werden die Preise und desto exklusiver werden die Läden und Designerlabel. Wir sind aber gleich am Anfang links in eine Seitenstraße hin zur Limmat, dem Flüsschen, das aus dem See entspringt.
Das Coole an der Limmat ist, dass sie im Sommer wirklich wirklich türkis schimmert, dabei ist das Wasser immer glasklar. Echt voll der Wahnsinn. Erst sind wir über den Mühlesteg gegangen, einer kleinen, mit bunten Schlössern behangenen Fußgängerbrücke, bis zum Limmatquai. Hier tummeln sich die Ladenpassagen und Straßencafés in bunten, historischen Häuschen, mit kleinen Fenstern, schiefen Dächern und /oder Dachterrassen. Dazwischen führen enge Gassen ins Niederdorf, einem Teil des Züricher Altstadtkerns, mit verwunschenen, engen Gassen und individuellen Lädchen, kleinen Cafés und Restaurants, Kirchen und Münstern.
Wir sind aber an der nächsten Brücke (Rudolf-Brun-Brücke) wieder nach rechts über die Limmat abgebogen. Denn auf am anderen Flussufer führt der Heiristeg, ein Holzsteg, unterhalb der rechts-Limmat-schen Fachwerkhäuschen über das Wasser in die Altstadtgassen auf der anderen Seite. Am Ende des Stegs steht eine Bank, von der man einen traumhaften Blick auf das Flusstreiben und den Limmatquai hat. Hier haben wir eine kleine Pause gemacht und die Snacks verdrückt. Auf der Bank ließ es sich echt gut aushalten. Denn wenn man etwas länger sitzen bleibt, kann man auch prima Touris beobachten, die vorbeilaufen, in den Schiffen über die Limmat getragen werden oder in fetten Autos auf dem Limmatquai im Stau stehen.
Nach der Stärkung ging’s weiter durch die bunten Altstadtgassen in Richtung Lindenhof, zu dem Steintreppen über die Dächer am Fluss führen. Aber bevor wir links weiter zum Lindenhof rauf gestakselt sind, ist mein Freund aus lauter Neugier durch ein gusseisernes Tor auf der rechten Seite gegangen. Hier fällt man erst mal auf einen gut bewuselten Spielplatz, der sich am Anfang eines kleinen Parks befindet. Um dorthin zu kommen, muss man sich erst mal durch lauter Kinderwagen und Eltern durchkämpfen. Dann entdeckt man auch leicht den Rosengarten und die Apfelbäume am anderen Ende. Hier stehen überall Parkbänke, auf denen sich ein paar Jugendliche zum Chillen verabredet hatten, und das nicht ohne Grund: Von hier hat man einen tollen Ausblick auf das nördliche Ende der Altstadt, auf den Platz Central und die ETH. Ich fand es hier ganz ursprünglich, nicht Touri-überlaufen, einfach authentisch und auch romantisch. Und wenn man einen Blick über die steinerne Mauer nach unten wagt, kann man in die Hintergärten der Altstadt lunzen. Nur leider war die Hochsommersaison schon vorbei. Ein kleiner Rundweg führt um den ganzen Park wieder zu dem gusseisernen Tor am Eingang.
Wir sind dann weiter die Gasse nach oben gekrakselt und dann links die Treppen zum Lindenhof hoch gestiegen. Der Platz hat seinen Namen wegen der vielen Linden, die hier verteilt sind und im Herbst golden leuchten. Irgendwie schien hier, und besonders im hinteren Teil des Platzes wieder die Zeit still zu stehen. Denn hier spielten Rentner seelenruhig Boule, bestimmt so wie sie es die letzten Jahrzehnte auch schon gemacht haben, fernab vom Trubel Zuhause, in den Gassen der Stadt oder der Touristen auf der anderen Seite.
Hier, auf der Seite zur Limmat, haben wir uns auf die niedrige Mauer gesetzt und den Ausblick auf das Niederdorf auf uns wirken lassen. Vor uns eröffnete sich das Dächermeer der Altstadt, auf denen kleine Oasen grünten, mit schiefen Ziegeldächern, die sich wild, aber harmonisch aneinander reihten. Am Rande ragen die beiden Glockentürme des Großmünsters über die Stadt. Unterhalb des Dächerwirrwarrs bewegte sich das bunte Treiben am Limmatquai, auf dem der Verkehr brummt, die Straßenbahn bimmelt, weil mal wieder eine Protzkarre die Gleise versperrte und Touristen wie Einheimischen durch die Ladenpassagen oder an der Limmat entlang bummeln.
Trotz der vielen Action unter uns strahlte Züri selbst an einem solchen Tag eine urige und heimelige Ruhe aus, so dass noch nicht mal Stress aufkommt. Und es ist nicht nur manchmal so, sondern immer. Auch auf dem großen Lindenhof, der von alten Klostergemäuern umrandet ist, auf dem sich die Touristen um einen Platz an der Reling mit Stadtkulisse drängeln (und ein grinsendes Selfie nach dem anderen machen) und auf dem die Altherren Boule spielen, auch hier herrscht eine friedliche Ruhe.
Auf der anderen Seite des Lindenhofs führt eine Treppe weiter in Gassen der Altstadt, vorbei an einem gut sortierten Whiskyladen, wieder unten entlang am Limmatufer bis hin zur Rathausbrücke, auf der ein altes Pferdekarussell wie um 1900 vor der Kulisse der Stadt zahlreiche Kinder anzog. Neben der Brücke lädt der Weinplatz mit diversen Lokalen zum Verweilen und Plauschen ein, direkt neben einem der ältesten Gasthäuser Zürichs, dem Gasthaus zum Storchen. Dementsprechend sind dann auch die Gäste und Preise. Letzteres braucht man sich gar nicht auf der Speisekarte anzusehen, denn man erkennt schon im Vorbeilaufen an den Tischen in der Galerie an der Limmat, das es hier nur erlesene Kost und Service gibt (die Kellner tragen lange weiße Schürzen auf schwarzen Bügelhosen und polierte schwarze Lederschuhe). Nichtdestotrotz hat es etwas für sich, die Luft der luxuriösen Restaurants und eleganten Läden direkt an der Limmat zu schnuppern.
An der nächsten Brücke, der Münsterbrücke, sind wir rechts zum Fraumünster mit seiner grün leuchtenden, schiefen Kirchturmspitze gelaufen, vorbei an der Baustelle, an der sonst immer der Münsterhof ist, an dessen Rand sich bunte, prachtvolle Altstadthäuser mit Kneipen, Hotels und Geschäften reihen. Weil der Fraumünster gerade restauriert wurde, war der Eingang auf die Rückseite der Kirche verlegt. Betritt man den Münster von der Westseite, kommt man direkt in das recht einfach wirkende Kirchenschiff. Doch das habe ich gar nicht so wahrgenommen, denn vor uns erleuchteten die drei Chagall-Fenster in ihrer vollen Pracht. Wir haben uns in eine der Reihen gesetzt und den Anblick der blauen, grünen und gelben Fenster auf uns wirken lassen und genossen, genauso wie den Sternenhimmel an der Decke. Die Fenster strahlen eine verzaubernde Ruhe aus, trotz oder eben wegen der modernen Darstellung. Ich finde sie einfach atemberaubend und fantastisch. Deswegen fiel es mir auch so schwer, mich wieder von ihnen zu lösen.
Schließlich ging’s aber weiter auf die Bahnhofsstraße in Richtung Bürkliplatz und See. Wir sind an den Luxus- und Designerläden vorbei gezogen, die mit ihren prunkvoll oder auch sehr schlicht, in jedem Fall aber sehr edel dekorierten Schaufenstern neugierige Passanten und zahlfreudige Kunden anziehen. Hier hat jedes Geschäft einen Mann im schwarzen Anzug an der Eingangstür stehen. Aber Gucken geht ja immer, auch den reichen Leutchen hinterher. Zwischen diesen schicken Läden befindet sich auch das Traditions-Café Sprüngli, ihr wisst schon, das von Lindt (Bahnhofsstraße/ kurz vorm Paradeplatz). Wer es sich nicht nehmen lassen will, kann sich hier niederlassen und Pralinés und Petit Fours vernaschen. Natürlich zum entsprechenden Preis. Weil ich Lindt-Schokolade auch in Deutschland bekomme und die Frey-Schoki eh total viel leckerer finde, war ich da noch nie drin.
Und bevor man mit dem „In teure Geschäfte Gucken“ (und sich immer wieder vor Augen führen, dass man sich das nie leisten wird) fertig ist, hat man auch schon den Bürkliplatz am linken Ende der Bahnhofsstraße erreicht. Hier fand wie jeden Samstag wieder ein Trödelmarkt statt, auf dem allerlei Plunder feil geboten wurde: von Ölbildern wie über Omas Sofa, über Schmuck aus Großtante Irmas Zeiten, Bücher, die anscheinend keiner braucht, Klamotten und Schuhe bekommt man hier alles, auch Geschirr und Tafelsilber, oder eine halbe Katze (ein präpariertes Tier, längs aufgeschnitten, schön im Glaskasten…). Ich musste dann ganz schnell weiter.
Gut, dass es nur einen Sprung bis zum Zürichsee. Einfach über die große Kreuzung und zack, ist man direkt an den Anlegestellen der Ausflugsboote, mit denen man kleine (1,5 Stunden) und große (3 Stunden) Rundfahrten über den See machen kann. Auf dem tiefblauen See sammelten sich auch leicht verfressene Schwäne und Enten, die wie immer in Ufernähe darauf warteten, von den Touristen gefüttert zu werden.
Wir sind dann entlang des Wassers über die Quaibrücke zum Platz Bellevue. Von der Quaibrücke kann man nochmal ein traumhaftes Postkartenfoto auf Zürich schießen, auf dem Groß- und Fraumünster über den Dächern der Altstadt thronen und die kleinen Yachten auf der Limmat in der Sonne leuchten.
Auch wenn sich das nach einem Riesenmarathon und viel zu viel für einen Tag anhört, ist es das überhaupt nicht. Das Gute an Zürich ist, dass besonders die Innenstadt sehr fußläufig ist und man vieles einfach und recht schnell erreichen kann, ohne sich zu verausgaben. Wir haben von überall aus die Stadt genießen können, sei es vom Berg aus oder im Wald, im Trubel der Gassen oder über den Dächern. Im Gegensatz zu den meisten Großstädten strahlt Zürich für mich etwas Ruhiges aus (wie oben mehrfach beschrieben), es gibt hier keine typische Hektik wie man sie anderen Großstädten Europas kennt. In Zürich ticken die Uhren einfach langsamer.
Den Tag haben wir in einer Burgerbude am Bahnhof Enge ausklingen lassen. Bei Heidi und Tell gibt es lecker Bio-Burger aus regionalen Produkten. Die Burger kann man sich zusammenstellen wie man möchte und dann werden sie frisch zubereitet. Deswegen dauert es etwas mit der Bestellung. Und das ist auch gut so, weil die Burger echt Hammer schmecken. Ein prima Abschluss für einen tollen Tag in Zürich.