In der Schweiz gilt der Nationalfeiertag am 1. August als etwas besonderes: In der ganzen Stadt gibt es Veranstaltungen wie traditionelle Tanz- und Musikgruppen, eine Fliegerstaffel, eine Marschkapelle vom Militär und natürlich ein Feuerwerk am Abend.
Historisch gesehen ist der Nationalfeiertag nicht ganz so einfach zu erklären wie jetzt unserer in Deutschland, oder der in Frankreich oder den USA. Soweit ich das verstanden hab, geht der Tag auf den Rütlischwur von 1291 zurück, bei dem sich die drei Kantone Schwyz, Uri und Unterwalden gegen die Habsburger zusammengeschlossen haben. Das gilt als Grundstein der Schweiz, die seit 1848 bis heute aus 26 Kantonen besteht. Warum ausgerechnet der 1. August? Weil da dieser Rütlischwur zustande kam, auch wenn es dafür keine historischen Belege gibt. Soweit die Theorie. Mehr dazu gibt’s hier.
In der Praxis sieht der Bundesfeiertag, wie es in der Schweiz korrekt heißt, so aus. Die Schweizer nehmen sich Zeit für ihre Familie, man macht Ausflüge zusammen, fährt zu andren Familienmitgliedern, grill(ier)t und picknickt, einfach um Zeit miteinander zu verbringen. Das hab ich daran gemerkt, dass ich locker einen Parkplatz in der blauen Zone gefunden hab, weil viele die Stadt verlassen hatten. Eine Freundin erklärte mir, dass der Nationalfeiertag ein Familienfest ist, mit allerlei Essen und einem Feuerwerk als Abschluß, an dem jeder seine Raketen nach Lust und Laune in die Luft jagt.
Und was hab ich an dem Tag gemacht? Ganz einfach: Ich hab an meinem 1. August in der Schweiz gearbeitet. Dafür aber nur n halben Tag und im, an und ums Schweizer Nationalmuseum. Immerhin. Da wurde gerade passend zum Nationalfeiertag ein neuer Anbau eröffnet und trotz sonnig warmen Wetter war da die Hölle los. Die Schweizer und ein paar Touristen strömten scharenweise in die hohen Hallen des Museums. Genau, soviel zu den Familienausflügen an dem Tag. Es waren zig Familien und Paare mit Kindern und ohne, mit Hunden und ohne unterwegs. Ich glaub, wir Deutschen würden nie darauf kommen, einen Feiertag bei schönem Wetter in einem Museum zu verbringen. Aber so war das hier.
Einige Besucher hatten sich auch entsprechend dem Tag in den Landesfarben rot und weiß gekleidet. Ein Herr hatte neben einem Basecap und Trikot auch noch rot-weiß geringelte Kniestrümpfe an und kleine Flaggen dabei. Die Kniestrümpfe haben mich irgendwie an Karneval in Köln erinnert, weil da jeder, dem kein gescheites Kostüm einfällt ein rot-weiß geringeltes Shirt und diese Kniestrümpfe anzieht.
Naja, der halbe Tag inmitten dem Trubel ging schnell rum und danach bin ich mit meinem Freund in den Wipkinger Park, einer Liegewiese direkt an der Limmat. Dort haben wir in der Sonne gebrutzelt, und wenn es mir zu warm wurde, hab ich die Füße in die kühle Limmat gesteckt.
Und je länger wir so in der Sonne lagen, desto voller wurde die Wiese mit kleines Gruppen aus Freunden, von denen einer immer einen Grill anschleppte, der dann fett mit Würstchen, Hühnchen, Speck und Steaks bis zum Rand bepackt wurde. Die anderen haben noch Salate, Brot und Bier mitgebracht. Und so kam es, dass wir um uns herum nur Grillgerüche und auch mal schön Rauchschwaden abbekommen haben, bis es uns irgendwann gereicht hat und wir mit leicht knurrendem Magen nach Hause sind.
Sobald die Sonne untergegangen war, gingen die ersten Feuerwerke in die Luft. Gegenüber ist eine Dachterrasse auf der ein paar Leute kleine Raketen und Standfeuerwerke sprühen ließen. Dann ballerte es an den Hardtürmen und auch auf der anderen Seite unterhalb vom Uetliberg und in Richtung Stadt. Ich fand das total spannend, weil es überall BummBummBumm ging und dann farbenfrohe Funken in Kugel oder Fächerform die Dächer erleuchteten. Von grün, blaun, weiß, gelb und rot bis hin zu goldenem Funkenregen war alles dabei.
Und jedes Mal klebte ich wie verzaubert an der Fensterscheibe und hoffte, dass ganz schnell noch so ein Glitzermeer hoch gejagt wird. (Ja, nur in dieser Situation mag ich Glitzer, sonst nicht!) Und dann bin ich so eine halbe Stunde wie ein kleiner Guppy von einer Seite zur anderen Seite der Wohnung gerannt, um die Feuerwerke über der Stadt anzugucken. Und Fotos zu machen. Mein Freund hat es etwas belächelt, dass ich wie ein kleines Mädchen mit meiner wirklich nicht guten Handykamera versucht hab, Fotos zu machen. Aber es hat sich gelohnt.
Aber für mich wurde es dann auch langweilig, die ganze Zeit hin- und herzurennen, und wir haben weiter unseren Film geschaut. Bis nachts halb 1 habe ich noch Feuerwerke gehört. Trotzdem war es interessant, mal mitzukriegen, wie das mit dem Nationalfeiertag hier in der Schweiz abgeht, wenn man sich nicht in die Veranstaltungen in der Stadt stürzt. Und da muss ich sagen, war es einfach nur ein gemütliches und gediegenes Miteinander unter Freunden und Familie. Einfach herrlich.
PS: Trotzdem habe ich den jährlichen Trip nach Holland vermisst, so wie ich es mit ein paar Mädels immer gemacht hab.