La Camargue

Nach der Stadterkundung von Avignon führte uns die zwei stündige Stunden Autofahrt gen Süden unter anderem durch Arles (einem hübschen Städtchen, laut dem Reiseführer) und dann in die Salinen und Sümpfen der Camargue. Die flache Landschaft hier besteht hier aus saftig, grünen Wiesen, mit hellgelben Schilfbüscheln, teils etwas Stechginster, und vor allem einer wunderbaren Weite, die fast bis zum Meer reicht. Unser Ziel war Port de St. Louis, und kurz davor habe ich sie gesehen, der eigentlich Grund, warum ich in die Camargue wollte, nicht wegen der Landschaft, den Vögeln oder wilden Stieren, nein nein, wegen der weissen wilden Camargue-Pferde.

Und zack, da standen sie, fast am Strassenrand, im Schilf, mitten in einer grünen Wiesen. Wir haben zweimal gedreht, dann am Strassenrand geparkt und sind langsam hingelaufen. Ich war aufgeregt wie ein kleines Mädchen und hab mich mega gefreut. Wilde Pferde, so schön und sooo naah!! So unglaublich nah. Sie haben uns neugierig geschaut, sich aber nicht beim Fressen stören lassen. Eine Stute hatte ein kleines Hengstfohlen dabei, so unglaublich süss. Ich war im siebten Himmel.

Die Pferde waren so entspannt, dass kleine weisse Kraniche auf ihren Rücken sitzen blieben, entweder zur eigenen Entspannung, angenehmen Weiterreise oder auch Fellpflege der Pferde. Ich fand es einfach super und hätte am liebsten den ganzen Tag dort verbringen können, einfach nur beobachten, Fotos machen und hach, so so schön. Seitdem nennt mich mein Freund offiziell „Pferdemädchen“…

Danach haben wir noch den kurzen Abstecher nach Port St. Louis gemacht. Ja, es ist eine kleine, verschlafene Hafenstadt, aber da ging echt nix am Sonntag, alles ruhig und auch beruhigend. Wir haben an der Touri-Info, die in einem alten Turm untergebracht ist, geparkt und dann an der Rhône in der Sonne unsere Sandwiches gegessen. Hier zogen viele Anglerboote vorbei, ok, also viel is übertrieben, zwei in einer halben Stunde, aber es schien, als sei die Ecke da unten eine Anglerecke zu sein. Auf der anderen Seite der kleinen Rhône-Zufahrt war ein Hafen mit kleineren Yachten, Fähranlegestelle und still gelegten Hallen, die langsam vom Grün wieder einfangen wurden, und im Hintergrund mit Industriehafen… 

Auf unserer Weiterfahrt gen Ferienwohnung haben wir gescherzt, dass uns jetzt nur noch Flamingos und wilde Stiere fehlen, um die wilden Tiere der Camargue zu vervollständigen, und zack habe ich rechts von uns, hinter den Gleisen, eine Herde Stiere, gesehen. Aber bis ich die Kamera soweit hatte, waren wir schon vorbei, und die schwarzen Flecken da auf dem Foto, das sind die Stiere, und die sehen aus wie Kühe.

Und später haben wir noch einen Schwarm weisse Vögel links neben der Schnellstrasse gesehen, könnten Flamingos gewesen sein, aber die sind eigentlich rosa, daher waren es wohl eher Kraniche oder Störche.  Als wir dann Richtung Marseille gekommen sind, wurde aus der flachen, grünen Landschaft, mit viel blauem Wasser, einem enormen Binnensee mit Segelbötchen, eine hügelige, felsige, rauhe Landschaft mit ausgehöhlten gelb-grauen Sandsteinfelsen und kleinen Olivenbäumchen, einfach malerisch, denn dazu gab es einen strahlend blauen Himmel mit Schleierwolken.

Eindrucksvoll war auch die Einfahrt nach Marseille. Die Stadt ist unverkennbar an ihren Plattenbautenburgen, dem Hafen mit seinen riesigen Kreuzfahrtschiffen und Fähren sowie den leicht dezenten Lettern an der Felswand (so wie die Hollywood-Zeichen). Dank meinem alten Navi durften wir eine Extrarunde um den alten Hafen drehen und da wimmelt es ja nur von Segelmasten der Yachten… Unglaublich, ich hab noch nie so ein Meer an Masten gesehen. Aber allein durchs Durchfahren freue ich mich schon auf den Besuch hier. 

Dann ging es gemütlich über die Autobahn und durch einigen Mautstellen, die  in Frankreich fast automatisch und viel mit Kreditkarte funktionieren (nicht wie in Italien), bis zur Ausfahrt Solliès-Toucas. In dem kleinen Ort lag unsere Ferienwohnung. Nur wussten wir noch nicht ganz genau, wo. Bis zum Ort selbst verlief alles problemlos, er schlief in einem grünen Tal von hohen Hügeln, in die sich die kleinen Häuschen schmiegten. Also recht idyllisch.  Naja, das Problem kam erst mit der Umleitung (Deviation auf frz.) mitten im Ort und damit mit einem verlorenen Navi, das den Weg zur FeWo etwas abenteuerlicher machte. Wir dachten ja, die Huckelschotterpiste in der Toscana war schon schlimm, also kann uns jetzt nichts mehr schocken. Aber nein, schlimmer geht immer. Die wunderbare Umleitung führte durch die engen, kurvigen Strassen in die Hügel rauf, und runter und rauf und runter. Nach 20 min Ortsdurchquerung hatten wir die Abzweigung zur FeWo gefunden: Es war eine „Strasse“, so breit wie unser Auto, die vorbei an Büschen und Bäumen den Berg hochführte, mal war sie geteert, mal geflickt mit Teerbatzen, mal mit Schotter, dazu gab’s enge Kurven und damit es spannend bleibt, gab’s auch Gegenverkehr. Das Fiese an Frankreichs Landstrassen ist, dass es bei solchen Strassen auf mindestens einer Seite eine Art Abflussrinne für das Regenwasser gibt. Aber die Dinger sind mit einer rechtwinkeligen, scharfen Kante angelegt und dazu noch so 30 cm in die Tiefe gehen. Heisst, wenn du da rein kommst, haste ein Problem. Noch eins. Kurz: Wir waren echt froh, als wir bei der FeWo angekommen waren, unsere Gastgeberin hat uns noch richtig gelotst, wir waren am oberen Ende vom Berg beim letzten Haus angekommen, mussten ein Stück rückwärts zum vorletzten Haus am Hang rollen. Nach einer freundlichen Einweisung hat uns die Gastgeberin noch von einer Pizzeria erzählt, die liefert auch hier hoch, aber als wir da angerufen haben, hiess es „Wir sind voll“… keine Bestellung. Also gab es Abendessen mit Keksen, Landjäger und Wasser und Tee. Bienvenue à la Provence.

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