Ein Paradies namens Key West

Nach den ersten ansteckenden Eindrücken vom Vortag konnten wir es kaum erwarten, Key West zu erkunden. Auf Empfehlung unseres Guest Houses waren wir im Banana Café frühstücken. Das ist ein kleines französisch angehauchtes Café mit allerlei lecker Frühstücksvariationen (Eier in allen Varianten, Bagels, Waffeln, Sandwiches, Pancakes…), die eher amerikanisch angehaucht sind als französisch. Aber das Interieur war sehr französisch geprägt und urgemütlich. Die Besitzerin sprach auch etwas Französisch. Es war superlecker und frisch, Kaffee gab’s mit Nachschenken, die Preise sind echt ok. 

Banana Café

Mit vollem Bauch ging es dann an den South Beach (Südstrand), der nicht wirklich gross ist, aber der Ausblick zwischen den Palmen hin auf den weissen Sandstrand und das türkise Nass macht das wieder wett. Es ist einfach traumhaft – wie in dieser Werbung mit den weissen Kokospralinen. Dann fliege noch Möwen und Pelikane durch das Bild, der Wind weht ne kühle salzige Brise um die Nase… hachja…

Von da aus ging es um die Ecke zum „Most Southern Point of the US“, wo die Touristen in der Hitze brav Schlange standen, um ein Foto an dem bunt bemalten Betonklotz zu machen. So auch wir… mit Selfie von dem Teil. Angeblich sind es von hier nur noch 90 Meilen bis Kuba. Gesehen haben wir aber nur türkisblaues Meer. 

Südlichster Punkt der USA

Danach haben wir uns durch die Strassen treiben lassen, und das ist einfach super. Da kann man nix falsch machen, denn jede Strasse liegt in ihrer ruhigen Idylle zwischen grünen Palmen und dschungelartigen blühenden Büschen. Dazwischen schlummern in der Sonne einzigartige bunte Holzhäuschen in allerlei hellen Farben mit weissen Fensterrahmen und Fensterläden. Jedes Haus hat eine Veranda, egal wie klein, sie ist da, auf der zwei farbige Stühle stehen und von der man das Geschehen auf der Strasse hinter den Büschen fast unbemerkt beobachten kann. Manche Häuschen haben auch Balkone, die ebenso hell gestrichen sind. Vor allem den historischen Häuser haben noch verschnörkelte Borden, die den Häusern ihren besonderen Charme geben. Kurz: Es ist einfach herrlich, hier durch die die Strassen zu schlendern.

Selbst wenn die Conch Tram, eine Touri-Bahn, durch die Strasse rollt und man den Fahrer sprechen hört, stört das wenig. Es herrscht hier eine ländliche Ruhe, die vor allem durch das gelegentliche Krähen einer der vielen Hähne (meist mit Familienanhang oder kleinem Harem) untermalt wird. 

Wir haben dann noch einen Abstecher von den schattigen Strassen auf den Friedhof gemacht, der in der prallen Sonne lag. Hier gibt es einzelne Grabstätten, ein paar Gruften, die teils schon durch die Erosion verschoben sind. Sehr zur Freude der vielen Leguane, die in den unterirdischen Höhlen ein kühles Plätzchen hatten und draussen auf den heissen Grabsteinen ihr Sonnendeck. Aber sie möchten es nicht, wenn Touristen ihnen in die Sonne traten. 

Danach ging es an den Hafen, in dem sich viele grosse und kleine helle Boote aneinander reihten, die einen Kontrast zu dem glasklaren, türkisen Wasser und stahlblauen Himmel bildeten. Einfach herrlich. Die Möwen liessen sich treiben und wir schlenderten den Steg zwischen den Bootsstegen und kleinen Bars und Restaurants entlang, die frischen Fisch anbieten, der wohl gerade erst gefangen wurde. Ein Blick ins Hafenbecken zeigte so manche Kawänzmänner, die sich unter den Bugen der Boote im aufgewärmten Wasser aalten. 

Weil Lukas dann ein Hüngerchen verspürte, sind wir langsam zurück zur Mallory Pier gelaufen, weil er da am Vorabend einen Key Lime Pie Laden namens Kermit (kein Mist, is ne Kette) gesehen hatte. Dort werden fertig abgepackte Stücke oder ganze Kuchen der berühmten Lime Pie verkauft. Für meinen Freund war das Stückchen für $5 ok, hatte was von einem Cheesecake mit Limonengeschmack und gibt sicher einen ersten Eindruck für die richtige Key Lime Pie, die man in jedem guten Café in Key West für um die $8 das Stück bekommt. Ja, teuer, aber auch selbstgemacht, ne? 

Auf Key West sind sie sehr auf Bio und gute Zutaten sowie auch Ökologie bedacht. Man kann Fahrräder oder Vespas mieten, die fleissig von den Touristen genutzt werden, dazu gibt es Fahrradrikschas ohne E-Motor, einen kostenlosen Busshuttel, der eine Runde durch das Zentrum macht, und nur wenige rosafarbene Taxis. Also man bemüht sich hier, die ländliche Idylle und das Urlaubsfeeling zu wahren.

Nach der Key Lime Pie-Vernaschung ging es zum Bummeln auf die Duval Street und da kann ich nur aus selbst gemachter Erfahrung sprechen: Vergleichen lohnt sich. Es gibt allerlei Shops und viele bieten auch das gleiche an, wenn man doch in den Laden geht und näher hinschaut. Ich hab nach einem neuen Bikini gesucht und in einem Laden war ein echt schickes Teil, ja, ok, zwei, aber preislich war das ausserhalb meines Limits. Ey, das sind nur zwei Fetzen Stoff! Gut, zwei, drei Läden weiter zog mich mein Freund anderen Laden rein, der von aussen nicht so gross aussah wie er tatsächlich war. Und genau in dem Shop hing der Bikini, den ich haben wollte, und ich hab ihn für knapp 40% weniger bekommen, weil er im Sale war. Also immer schön gucken, egal, wo, und sich nix von diesen Touri-Läden einreden lassen.

Nachdem wir nun voll geschwitzt waren, sind wir zur Abkühlung an den South Beach, einem der drei öffentlichen Strände. Die anderen beiden sind Dog Beach (für Hunde und ihre Menschen) und Higgs Beach, der aber nicht zu Fuss zu erreichen ist. Und obwohl uns mehrere Touristen mit Badesachen vom South Beach entgegen kamen und hinliefen, war der kleine Strand nicht voll. Im Meer tummelten sich welche, auf den liegen vom South Beach Café und im Schatten der wenigen Palmen. Schneeweiser Sand, türkises, klares Wasser, etwas Wind, ein paar Möwen und ein Pelikan. Das war der Ausblick. Das Wasser war angenehm erfrischend und warm, man konnte weit reinlaufen, weil es nur leicht abschüssig war. Also für perfekt für eine kleine Abkühlung zwischendurch. Wir sind dann noch kurz an unseren Pool vom Douglas House gegangen, da war mehr Schatten, und haben da gechillt.

South Beach

Danach haben wir uns für den Sonnenuntergang Teil 2 fertig gemacht und uns an der gleichen Stelle am Mallory Pier wie am Vortag positioniert. Und wieder war der Sonnenuntergang ein Traum zum Miterleben und Geniessen. So schön, wie die grell leuchtende orangene Kugel den Himmel in zartrosa-lila-hellblau und orangerot verfärbt. Je weiter die Sonne sinkt oder auch wenn sie am Horizont verschwunden ist, verändern sich die Farben am Himmel. Dann gibt es noch Segelboote und Vögel, deren Silouetten noch das gewissen Etwas in das Karibik-Bild zaubern. 

Sunset 2
Sunset 2

Trotzdem mussten wir uns dann losreissen, denn wir hatten ja noch ein Abendprogramm vor uns: Eine Haunted Tour (Geistertour). Davor waren wir in Garbo’s Grill noch was essen. Lukas hatte den silbernen Imbisstrailer in dem Hinterhof der Kneipe entdeckt. Um die Holzbar in der Mitte, aus deren offenen Fenstern Country Live Musik kam, gab es runde Gartenstühle und Schirme unter Palmen sowie Lichterketten als Beleuchtung. Also urgemütlich. Auch für ein Kamikaze-Hühnchen, dass sich nicht nur in die Höhle des Löwen traut (Grill-Imbiss, der auch Hühnchen verkauft…), sondern sich dann auch noch auf die Lichterkette über die Köpfe der Gäste setzte, schaukelte und sich dann zur abendlichen Ruhe einrichtete. Verrücktes Huhn, aber so niedlich.

Hühnchen auf der Lichterkette

Zum Abendessen gab es, nach etwas Wartezeit, die sich lohnt, Fisch-Burrito mit Mango und Korean BBQ im Taco mit Hot Sauce und Koriander. Leute, es war einfach nur Yum! Megalecker, köstlichst, hätte noch viel mehr davon essen können. Unbeschreiblich, alles frisch zubereitet mit frischen Zutaten und zum Fingerablecken. Das muss man tatsächlich, weil es ja Street Food, also Finger Food ist. 

Gut gestärkt ging es dann zur Haunted Tour ($28.50 pro Erwachsenem). Am Eingang wurden wir mit Wärmemessgerät und einem Gerät, das Ectoplasma (Geisterauren) anzeigt, sowie einer Art Wünschelrute aus Messing ausgestattet. Damit ging es auf Geisterjagd zu Fuss durch die Stadt, bei der unser Guide Kevin historisch (überprüften), authentischen Gruselgeschichten aus Key West erzählte. Ich will jetzt nicht zuviel verraten, aber ich fand es sehr aufregend und spannend.

Kevin, ein echt cooler Typ, hatte Spass an der Sache. Auf eine Nachfrage hin, was er wohl als das Krasseste erlebt hatte, erzählte Kevin, dass er bei einer anderen Tour an der Ostküste mit dem Ehepaar Warren (Annabelle lässt grüssen) in eine ehemalige Sklaven-Verkaufshalle ist, in der noch die Ketten an den Wänden hingen. Die sollen plötzlich angefangen haben zu klappern und die Wände seien näher gekommen. Zwei der Typen, die mit dabei waren, wären ohnmächtig und rausgetragen worden. Auf Key West wurde er „nur“ von Geistern geschubst, gezogen, verfolgt und manchmal hatte er das Gefühl, dass jemand eine Zigarre auf seinem Arm ausdrücke. Natürlich haben gab es während der Tour Versuche, mit den Geistern zu reden: Einmal via Pendel, aber Geister-Mutter Anna Ricarda war gerade beschäftigt und daher nicht so gesprächig. Und dann nochmal via White Noise, einer Frequenz, auf der man Geister hören könne, in einem ehemaligen Freimaurertempel, aber die Frau und Männer haben nur Wortfetzen von sich gegeben, die keinen wirklichen Sinn machten.

Artist House (hier lebte Robert the Doll, Vorbild für Chucky)

Wer so was mag, wird Freude an der Tour haben. Ich fand es aufregend, Lukas eher unterhaltend. Die Geschichten sind super und zeigen die dunkle Seite des Urlaubsparadies Key West. Mit einem nervösen Kribbeln bin ich dann neben Lukas durch die dunklen Strassen zurück zu unserer Unterkunft gelaufen. Aber wie gesagt, Key West ist ein idyllisches Städtchen, in dem abends noch was abgeht. Leider war das unser letzter Tag im Paradies und am nächsten Tag ging es in die wilde Natur – die Everglades.

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