Mit dem letzten Flug des Tages (und einen Haufen Cheerleadern) ging es nach Maui. Diese Inselhoppingflüge von einer Insel Hawaiis zur nächsten in den Mini-Flugzeugen sind fast ein Witz. Kaum waren wir ansatzweise auf Flughöhe, hat uns das Personal – zack – Saft oder Wasser in Puddingdöschen zugeworfen und auch genauso schnell wieder die leere Packungen eingesammelt. Und dann waren wir auch schon wieder gelandet. Aloha Maui!
Wir waren die letzten Kunden in der Autovermietung, abends um halb 11, und haben uns einen schicken Hyundai Elegantra rausgesucht, aber eher nach dem Motto: „Jup, der sieht gut aus – wie alle anderen auch. Nachts sind alle Katzen eh grau.“ und in unserem Fall: alle Hyundai sind silber. Also haben wir den erstbesten genommen. Und der war echt super, fuhr wie geschmiert und war megaleise.
Natürlich war es um 23 Uhr stockfinster auf der Insel, so dass wir nichts mehr gesehen haben, ausser das Hotel. Das Gute am Maui Beach Hotel ist, dass es in der Stadt Kahului nahe dem Flughafen und mehreren Einkaufsmöglichkeiten liegt – mit Blick auf’s Meer (das sieht man am Tag). Das weniger Gute ist die Schnellstrasse, die direkt unterm Fenster vorbei brummte, ab morgens um 6 Uhr. So schön, da haben wir keinen Wecker gebraucht. Nun gut, wir wollten ja auch nicht dort wohnen, sondern was von der Insel sehen. Also erstmal zum Starbucks und dann volle Fahrt gen Osten – die Road to Hana (dt. Strasse nach Hana) entlang.
Und was soll ich euch sagen: Bei Tageslicht erschien Maui in einem ganz anderen Licht und der erste Eindruck war der Hammer. Hinter uns, hinter der Stadt Kahului, wo sich die grünen Bergketten hochzog mit Blick ins Ioa Valley, dann zur Linken die Weite des lapilazuliblauen Meeres. Und vor uns zeigte Maui seine andere wunderschöne Seite mit leicht hügeligen, hellgrünen Wiesen, dunkelgrünen Bäumen und dem Blick auf dunkelbraunen Vulkan Haleakala (Mauis Hausberg), dessen Gipfel in den Wolken verschwand.
Nach der kleinen Western-Stadt Paia war erster Stop der Ho’okipa Lookout. Das ist ein Aussichtspunkt an einem unscheinbaren Parkplatz mit traumhaften Blick auf die gleichnamige Sandbucht, die grünen Berge und grauen Klippen hinter Kahului sowie das rauschende Meer. Wie all die anderen Touris sind auch wir die Klippen zum steinigen Lavaufer runtergeklettert, wo sich die Wellen im glasklaren, türkisen Wasser an den graubraunen Felsen mit weisser Gischt brachen. Dazu noch der Wind und die Sonne und – hach!
Aber dann hat mich ein netter älterer Herr auf etwas aufmerksam – die Bewohner der Bucht: eine Mönchsrobbe, die sich in der Sonne aalte, sowie eine Meeresschildkröte an Land. Hat man einmal eine Schildkröte gesehen, dann hält man die Augen noch besser auf. Danach habe ich noch mehr Schildis gesehen, sogar eine kleine, dann noch eine grosse schwarze Krabbe und eine zweite Mönchsrobbe, die galant aus dem Meer auf die Felsen robbte, um dann da wie ein Felsbrocken liegen zu bleiben. Es war der perfekte erste Eindruck von Maui.
Dann ging es weiter über Highway 360 gen Osten. Der nächste Stopp waren die Twin Falls, zwei Wasserfälle, die parallel in einer beeindruckenden Geschwindigkeit einige Meter in die Tiefen rauschten, mitten im hawaiianischen Dschungel. Um eine gescheite Aussichten zu haben oder Fotos zu machen, mussten wir erstmal etwas viel klettern und die Füsse nass machen. Wer zu dem Wasserfall möchte, in dem man baden konnte, der muss durch das Tor gehen (es gibt nur eins) und dem Pfad folgen. Ja, immer der Nase nach – auch durch den Fluss mit den etwas glitschigen Steinen (vielleicht wäre wasserfestes Schuhwerk ratsam – und keine Chucks). Und der Ausblick lohnt sich, denn der Wasserfall mitten im Dschungel wirkte wirklich wie aus einem Werbefilm.
Danach ging die Road to Hana erst richtig los, denn nach den Twin Falls wurde die Strasse enger, kurviger und die Landschaft grüner und grüner und führte immer weiter in den Dschungel. Die Berghänge kamen direkt bis ans blaue Meer und man sah ab und zu durch die saftig-grünen Büsche und Palmen die weissen Wellenkronen und Wattebauschwolken am hellblauen Himmel. Auf der anderen Seite gab es begrünte Klippen, viele kleine Wasserfälle, tiefe, schmale Täler, über die kleine, enge, bemooste Brücken führten. An den Strassenseitenhängen wuchs Bambus und dichter Farn sowie rotblühende Pflanzen, und über der Strasse bildeten die buschigen Hänge mit dem grünen Blattdächern einen schattigen Tunnel, Lianen hingen an den Ästen auf die Strasse herunter, alles war dicht bewachsen, wie in einem verwunschenen Wald, wo kleine Kobolde in den verknöcherten Wurzeln der Bäume wohnen. Ich fand es einfach fabelhaft. Dazwischen flossen immer wieder kleine, klare Wasserfälle die Felsen zwischen den grünen Hänge herab. Die stürzenden Bäche zogen zig Badegäste an, die viel glitschige Wurzel- und Felsenkletterei auf sich nahmen, um ins kühle Nass zu hüpfen.
Auf unserer Weiterfahrt haben wir immer mal wieder gehalten, an Wasserfällen, an Aussichtspunkten, auf der Strasse, wenn keiner hinter oder vor uns war, um Fotos von der atemberaubenden Landschaft zu machen. Hinter jeder Kurve gab es ein anderes fantastisches Bild wie aus einem Märchen – der Wahnsinn. Der Osten Mauis ist so unglaublich schön und das Paradies, das wir da gesehen haben, ist schwer in Worte zu fassen.
Es lohnte sich auch einen Abstecher nach Keanae zu machen, einem klitzekleinen Örtchen, das aus ca. 15 Holzhütten und einer kleinen, alten Kirche besteht – und einem Klohäuschen. Der Ausblick auf die Klippen und Küste zwischen den einzelnen Palmen war wirklich schön. Das Rauschen der Wellen gegen die Felsen war so beruhigend.
Die Road to Heaven – wie der Weg nach Hana auch genannt wird – brachte uns gefühlt immer tiefer in das dichte Grün, denn die Hütten am Strassenrand wurden immer weniger, es gab ein paar kleine Cafés, Food- oder Obststände, die mit Bananenbrot oder Ananas Touristen anlockten. Je weiter wir nach Osten kamen, desto kurvenreicher wurde die Strasse nach Hana – gefühlt auch immer schmaler. Für uns Europäer und Einheimische sind das ja normale Zustände, aber für die Touri-Amis – nunja, sie hatten so ihre Problemchen. Rechts ranfahren war für sie etwas schwierig, oder die Kurven auszufahren. Das war amüsant. Für uns.
Nach gut 2,5 Stunden waren wir Hana angekommen. Das ist an sich kleiner bescheidener Ort mit vielen Ferienwohnungen und B&Bs, der an einem kleinen Hafen liegt, direkt neben einem schwarzen Sandstrand. Von dem leicht brüchigen Hafenpier hatten wir einen wunderbaren Blick auf den verschlafenen Ort am Hang, mit Blick auf die wolkenverhangenen grünen Berge. Idylle pur.
Aber Hana war noch nicht das Ende von unserem Ausflug. Lukas wollte noch weiter gen Osten, er wollte zu den Seven Sacket Pools. Alles, was wir wussten, war, dass wir der Strasse weiter folgen mussten. Was wir auf der Karte oder im Navi nicht sehen konnten, war, dass die Strasse hinter Hana noch enger und holpriger wurde. Also Anfangs war alles noch voller Landschaftsidylle: Die Strasse führte durch grüne Wiesen mit einer Hammeraussicht auf den Vulkan und das tiefblaue Meer. Dann kam eine kleine Ortschaft mit prächtigen Hütten in gepflegten Gärten drum herum, danach folgte wieder Dschungel – noch uriger, dunkler und verwachsener als vor Hana. Die kleine Strasse war sehr kurvenreich, so eng wie unser Hyundai, mit vielen Wasserfällen und kleinen Brücken, deren Tonnenbelastung von mal zu mal kleiner wurde. Die Strassen waren teils so eng, dass es Stau gab, weil das Auto vor uns anhalten musste, um den Gegenverkehr durchzulassen.
Nach unzähligen Kurven kamen wir am Kipahulu Nationalpark im Südosten der Insel an (Eintritt $25, gültig für 3 Tage und für alle Nationalparks auf Maui, bezahlbar nur mit Kreditkarte). Hier war es nur ein kurzer Fussweg bis zu den Seven Sacred Pools of O’heo. Das sind kleine, natürliche Teiche, die einen Wasserfall entstehen, der über mehrere natürliche Felsenstufen gern Meer fliesst. Auf jeder dieser Stufe bildet sich ein Pool, in dem man baden konnte. Natürlich nur in denen, die zugänglich waren, denn die Felsen der Berge erschwerten den Zugang zu vielen bzw. Die Wellen des mächtige Meeres liessen einfach keine Badegäste in den unteren Pools zu. Ich musste hier auch nicht baden gehen, denn die Aussicht war einfach genial: nach oben hin sah man den Wasserfall, der unterhalb einer Brücke den Felsen hinunter fiel, links und rechts ragten grünbewachsene Felswände gen Sonne, deren goldenes Licht in einen wunderbaren Schimmer auf die Ränge tauchte. Dann folgten mehrere Teiche, durch die das Wasser in kleineren Rinnsälen ins blaue Meer floss, während türkis-weissen Wellen an die spitzen Lavafelsen schlugen.
Ein richtiger Postkartenmoment. Bei der Aussicht hab ich auch grad mal die zig Touris um mich herum ausgeblendet. Da war ein Hochbetrieb, einige waren baden, andere kletterten wagemutig noch weiter vor auf die Felsen, um ein noch besseres Foto schiessen zu können. Naja, jedem das seine. Der Ausflug zu den Seven Sacred Pools lohnte sich auf jeden Fall, zumal das Parkticket ja noch für den Nationalpark am Vulkan Haleakala noch zu gebrauchen ist.
Für uns hiess es dann, langsam den Rückweg anzutreten. Nur ein Tipp: Wenn man die Strecke nicht so gut kennt und auch nicht gern Kurven fährt, sollte man vor Einbruch der Dunkelheit aus dem Dschungel raus sein, also wieder bei den Twin Falls, am Anfang der kurvenreichen Road to Hana sein. Sonst wird es halt kein Spass. Gegen 18 Uhr kommen die Einheimischen zurück von ihrer Arbeit in der Stadt und die kennen die Strecke ja gut. Alter, brausen die einem entgegen und Kurven werden auch geschnitten…. Na jedenfalls, wir haben es gerade so geschafft, nach 2 Stunden Rückfahrt wieder an den Twin Falls zu sein.
Aber als wir da so durch den Dschungel in der Dämmerung zurückgefahren sind, hat der gold-orangene Schimmer der untergehenden Sonne dem grünen Dickicht und engen Strassen einen Hauch mehr Feenhaftes verliehen, wie bei Prinzessin Monoke oder Dornröschen. Die Kurven mit dem buschigen Hängen und herunterhängenden Ästen wirkten richtig verwunschen, wie in einer anderen Welt. Das war für mich die Road to Hana, die Road to Heaven, denn ich hab selten so was Faszinierendes und Magisches erlebt.