Edinburgh – my Scottish home (2)

Nach dem aufregenden ersten Tag sind wir am nächsten Tag super ausgeschlafen (das Balmoral Guesthouse hat echt saubequeme Betten) zum Frühstück runter im gemütlich eingerichteten Esszimmer. Aus der Küche haben wir eifriges Gebrutzel und Getümmel gehört, und der Hausherr kam uns mit zwei Tellern mit dampfendem Frühstück entgegen. Ob wir auch Frühstück wollen, wurden wir gefragt. Wie jetzt? Klar doch!!! Deswegen waren wir doch in einem B&B. Im gemütlich eingerichteten Esszimmer wartete ein grosser polierter Nussholztisch auf uns, der für alle Gäste eingedeckt war. Nach wenigen Minuten tauchte der Chef wieder auf, mit unseren vollen Tellern mit lecker Full Scottish Breakfast. Das waren Eier (gerührt oder gespiegelt), Baked Beans, kleine Bratwürstchen, gebratene Tomate, Pilze, Bacon und Haggis (gefüllter Schafmagen). Den Black Pudding (gebratene Blutwurst) haben wir dann aber doch weggelassen. Aber yummy, war das lecker.  Dazu gab es Toast und Kaffee oder Tee. Die Portion war genau richtig, und richtig gut. Auch wenn es nicht gerade das gesündeste Frühstück ist, es macht glücklich. Yummy!

Full Scottish Breakfast

Gut gestärkt sind wir dann zu unserem Spaziergang durch New Town aufgebrochen. Kreuz und quer ging es durch die Strassen der eleganten, sandfarbigen Townhouses mit bunt lackierten Eingangstüren und Blumentöpfen auf den Treppen zur Tür. Unser Ziel war Dean Village, ein Stadtteil von Edinburghs ca. 20 Gehminuten vor dem Zentrum. Wir haben uns treiben lassen, haben gequatscht, das Wetter mit Wind, Sonne und Wolken genossen, und die Leere der Strassen an dem Sonntagmorgen. Was mir immer wieder an den Townhouses gefällt, sind die grossen Fenster, die einen Einblick in die historischen Häuser bieten. Und was man da nicht so alles sieht: Deckenfresken mit opulenten Kronleuchtern, Salons mit weissen Tischlampen und gestreiften Biedermeiersofas und – mein absoluter Lieblingseinblick – Bibliotheken, mit Regalen bis unter die Decke. Aber nicht zu fest reingucken, das ist unhöflich.

New Town

 

New Town

Wir sind schnatternd durch die Strassen und haben in einem kleinen Supermarkt unseren Vorrat an schottischen Köstlichkeiten aufgestockt (Shortcake, Irn Bru und Schoki). Zudem haben wir noch ein zuckersüsses Café entdeckt, das Skylark Café. Es ist zwar klein, aber fein, ein Mädchencafé halt, mit Blümchensammeltassen, bunten Stühlen und Blümchenkissen, echt gutem Kaffee und lecker Kuchen. Einen Kaffee hab ich mir noch mitgenommen und dann sind wir runter zum Fluss Leith. Hier verläuft ein alter Fussweg unter alten Bäumen und unterhalb den Häuserzeilen der Stadt, die über uns wie Felsen ragen. Hier unten am Leith Walk herrschte eine ganz andere Atmosphäre, als wäre die Zeit stehen geblieben, ganz abseits vom Grosstadttummel der Princes Street. Auch wenn es verrückt klingen mag, aber ich fühlte mich hier wie in einem Jane-Austen-Roman: der Fluss plätschert neben dem steinigen Fussweg entlang, die Strömung spielte mit den Algen im Wasser, Enten liessen sich den Fluss entlang treiben, ab und zu gibt es einen kleine, bemoosten Tempel aus dem 19. Jahrhundert.

Leith Walk
Leith Walk

Der Leith Walk führt zu einem meinen Lieblingsorten der Stadt – Dean Village. Kaum zu glauben, aber meine Freundin war noch nie hier. Und auch sie war sofort von dem Zauber des dorfartigen Stadtteils mit seinen Gärtchen, Hinterhöfen und blühenden Büschen, direkt am Ufer des glitzernden Leith gezogen. So richtig kann ich es gar nicht beschreiben, aber hier hat schon immer eine urige Dorfidylle geherrscht, als wäre die Zeit stehen geblieben. Einfach wunderbar.

Dean Village
Dean Village
Dean Village

Und wer will, kann den Leith Walk noch weiter gehen. Am Fluss entlang halt, so wie wir das gemacht haben. Unter den alten Bäumen mit dem plätschernden Wasser neben uns konnten wir irgendwie abschalten und haben uns eher wie in einer Parkanlage gefühlt als in einer Stadt. Über ein paar steile Treppen ging es rauf zum Dean Path, der zum Dean Cemetery führte, auch einem alten Friedhof aus dem 19. Jahrhundert, der direkt am (dieses Mal richtigen) Parkgelände der Scottish National Gallery of Modern Art liegt. In dem alten klassizistischen Bau befindet sich die moderne Kunstgalerie der Stadt, die auch Wechselausstellungen beherbergt. Der Eintritt ist kostenlos. Ich war da einmal drin und habe Werke von Marcel Duchamp (bekannt für seine Ready-Mades) gesehen. 

Dean Cemetery

Wir sind dann wieder zurück in die Stadt geschlendert, direkt bis auf die Princes Street, die Flanier- und Shoppingmeile, die Grenze der New Town markiert und einen majestätischen Blick auf die Old Town und das Schloss abgibt. Natürlich haben wir uns etwas Shopping und Schaufensterbummel zu gegönnt. Zusammen mit einer Freundin, die seit Jahren in Edinburgh lebt (ich bin immer wieder fast ein bisschen neidisch), haben wir uns im Queen’s Arms getroffen, einem gemütlichen Pub in einem Souterrain ganz in der Nähe der Shoppingmeile. Wenn wir schon mal in Schottland sind, dann geht’s auch ins Pub, fertig, es schickt sich nicht, das nicht zu tun, kurz: gehört quasi zum Schottlandbesuch dazu. Ausserdem gibt es da immer gutes Essen wie Fish’n’Chips mit viiiiiiel Vinegar Sauce. Yum!

Princes Street

Danach ging es gemütlich die die Seitenstrasse der New Town zurück in Richtung Guesthouse, um sich für den Abend zu rüsten. Auf dem Weg zurück haben wir noch einen Kaffeestop in einem schnieken, kleinen Café namens OQO eingelegt, wo wir unser Koffeinlevel wieder auf Normalstand gebracht und uns irgendwie verquatscht haben.

Trotzdem hatten wir Zeit für etwas Entspannung im Guesthouse und uns fertig machen für den Gruselabend. Bevor uns aber den Geistern stellen wollten, wollten wir unseren Hunger stillen – das geht am besten in einem Pub. Auf der Suche nach einem Pub, das abends um 7 noch Platz hatte, sind wir ein ganzes Stück in Richtung Stadt gelaufen und haben beim dritten oder vierten Anlauf was gefunden, halb 8 dann. Die Schotten essen halt früh zu Abend… In Jeremiah’s Taproom gab es nicht nur Plätze am grossen Fenster mit Blick auf die Strasse, sondern auch echt lecker Essen in fetten Portionen und gutes Bier, auch einige lokale Sorten, zu vernünftigen Preisen.

Mit gut gefülltem Bauch lief es sich zwar etwas beschwerlicher in die Stadt rauf, aber die Vorfreude auf die Auld Reekie Terror Tour (abends um 22 Uhr) stieg. Und meine Freundin wurde irgendwie ruhiger. Weiss auch nicht, warum. Vielleicht, weil ich immer noch nicht erzählen wollte, was auf uns zukommt. Das Schönes am im Dunkeln unterwegs sein ist die wunderschön beleuchtete Old Town und das Castle. In einem solchen Licht hab ich den Teil der Stadt noch nicht so oft gesehen.

Old Town bei Nacht
Old Town bei Nacht

Wir waren pünktlich am Treffpunkt für unsere Geistertour, viele andere Touristen kamen auch dazu und unsere Stadtführerin im dunklen Kapuzenumhang und schwarz-weissen Ringelsocken begrüsste uns, die Verrückten, die sich auf die Terror Tour einliessen. Während ich vor Freude grinste, war meine Freundin neben mir etwas ruhiger… aber auch sie freute sich auf die Tour. Glaub ich. Was wir bei der Tour erlebt haben, bleibt in Edinburgh. Aber soviel sei gesagt: Es geht gut 2 Stunden über und unter die Old Town, es gibt schaurige Geschichten von früher und der Gruseleffekt blieb bei mir jedenfalls (wieder mal) nicht aus. Ich finde es jedes Mal echt super.

Leider war es das dann auch mit unserem Trip nach Edinburgh und Schottland. Am nächsten Morgen gab es nochmal das Full Scottish Breakfast, das wir langsam genossen haben, und dann ging es für uns mit einem weinenden Auge zum Flughafen. Auf dem Weg haben wir uns immer wieder motiviert, doch nicht heimzufahren: „Komm wir bleiben, das fällt doch nicht auf, noch is es nicht zu spät zum Umkehren…“ Als wir dann am Flughafen ausstiegen, kam kurz die Idee am Flughafen auf, ein Auto zu mieten oder anderen Flug gern Nordschottland zu nehmen…. Wir sind doch in unseren gebuchten Flieger gestiegen….

Bye, Bye, my bonnie Scotland – I’ll come home again. Some day. Muss ich sowieso, um dann endlich mal die Deep fried Mars Bar zu vernaschen (das is ein frittierter Schokoriegel …. wobei ich lieber n frittiertes Snickers als Mars hätte…. aber mal sehen… 😉 ).

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