Sardinien – die erste

Sardinien – die zweitgrösste Insel Italiens, berühmt für die unzähligen weissen Sandstrände, türkisfarbenen Buchten und der Costa Smeralda, der Schickimicki-Küste im Norden. Warum sollte das nicht ein Grund genug sein, die Insel zu besuchen. Nun ja, erst einmal, brauchen wir wieder Sommer-Sonne-Strand-Feeling, dann reizten mich diese türkisfarbenen Buchten schon immer und Sardinien ist nicht zu weit weg und gar nicht so unerschwinglich. Ausserdem ist es Italien und das geht eh immer – allein schon wegen dem guten Essen. Kurz: Sardinien stand irgendwie auf unserer Reisezielliste. Deswegen sind wir letzten September auch dahin gefahren – äh, geflogen; und gefahren… 

Um an dieses Ziel zu kommen, haben wir so einiges am ersten Tag auf uns genommen: 

  1. Zum ersten Mal haben wir in Zürich den Vorabend-Checkin genutzt, weil am nächsten Morgen kein Zug früh genug fuhr, um das Gepäck rechtzeitig einzuchecken (Anmerkung am Rande: ich hatte 13 kg Gepäck, mein Mann 17 kg… – er meint ja immer, da er grösser ist, brauchen seine Klamotten mehr Stoff und daher mehr Platz und Gewicht…)
  2. Aufstehen um 4 Uhr – viel zu früh, es war noch dunkel!!! Und viel schlimmer: Ich konnte nur einen einzigen Kaffee trinken, weil wir dann los mussten. Gut, dass wir die Koffer schon abgegeben hatten, sonst hätte ich noch nen Kaffee gebraucht.

3. Um 5 Uhr war Abfahrt zum Flughafen, Ankunft halb 6, und was soll ich euch sagen: Es war voll am Flughafen. Wat machen die alle so früh hier? Es waren noch nicht mal Ferien. Gut, dass es hier wieder Kaffee gab…

Unser Flieger landete dann ohne Verspätung in der sardischen Hauptstadt Cagliari, schön als die Morgensonne die Stadt und das Meer in einen zartgelbrosa Ton tauchte. Und warm war das hier um halb 9 morgens. Alter Falter, daran konnte man sich glatt gewöhnen.

Als wir dann endlich unseren Mietwagen hatten (das hatte etwas gedauert: eine lange Schlange, zwei kleine Italiener und dann noch diese Sprachbarriere…auch wenn die Italiener Englisch konnten, war das nicht so einfach.), ging es mit dem Flitzer dann von Cagliari in Richtung Südwesten, an der Küste und der Industrie entlang. 

Einerseits war es wunderschön: die Strasse führt über ein schmales Stück Land durch die Gewässer, auf der linken Seite öffnet sich das weite Meer, auf der rechten Seite gibt es noch Seen oder Meerzungen, an denen Seegras oder andere Pflanzen wachsen und ganz ganz viele Flamingos anzogen (die weissen Flecken rechts da auf dem ersten Bild).

Die rosa Tierchen standen da fröhlich auf einem Bein oder gar zwei bis zum Bauch im Wasser und haben gefrühstückt. Ich hab echt noch nie so viele Flamingos auf einmal gesehen, nicht mal in den Vorgärten Floridas. So schöne Tiere. Im Landesinneren auf der rechten Seite, hinter den Meerzungen, erhebten sich die ersten Berge der Insel, typisch mediterran mit buschigem Gewächs, dass eher nach Graslandschaft anmutete als dichtem Dschungel. Aber wie ich schon bei meiner dieses mal wieder spärlichen Vorbereitung (= einem gelesenen Kapitel vom Reiseführer) erfahren habe, ist Sardinien eher eine Hirteninsel als Fischerinsel. Dementsprechend zeigte sich das hügelige Hinterland auch mit grünen, eher flacherem Gewächs und gelben Grasflächen. 

Andererseits führte die Strasse mit den Flamingoherden durch ein wirklich unansehnliches Industriegebiet sowie Unmengen Müllbergen am Strassenrand vorbei. Daran musste ich mich erst mal wieder gewöhnen, dass das mit dem Mülleinsammeln im Süden Europas manchmal nicht so durchgezogen wird. Aber je weiter wir gen Süden gekommen sind, desto weniger wurde es Industrie und Müll. 

Und nach einer guten halben Stunde Fahrt sind wir in Pula, einer Kleinstadt im Südwesten nahe dem Meer, zu unserer Ferienwohnung abgebogen, die mitten in einem ruhigen Wohnviertel liegt. In Pula wirkte alles authentisch italienisch und schnuckelig: Kleine, schmale Häuschen in Ocker-,Erd- und Rottönen mit kleinen gusseisernen Balkonen und überall Fensterläden, geschlossenen Hofmauern, über die ab und zu ein leuchtend blühender Strauch auf die Strasse ragt. Dazu verzauberte uns das Kleinstädtchen mit einem Netz aus engen Einbahngässchen (Strassen wäre echt übertrieben), die einseitig von parkenden Autos noch verengter werden. Woher wir das schon am ersten Tag wissen: Das nennt man „spontane Ortserkundung“ – oder „falsch abbiegen“. Das Navi meinte es gut mit uns und wollte uns schon mal alles zeigen. Aber es war sehr authentisch hier. Gefiel uns wirklich gut.

„unsere Strasse“
Unsere Fewo – das kleine Gelbe da in der Mitte (nur das…)

Nachdem uns unser junger Vermieter alles in der FeWo gezeigt haben und wir uns eingerichtet hatten, waren wir kurz einkaufen (sonntags hatte der Supermarkt um die Ecke bis 13 Uhr auf… ja, im katholischen Sardinien) und dann den ersten Ausflug machen. Der führte zum ersten Strand fast direkt vor der Haustür, der Spiaggia de Nora, den Strand von Nora. Am Strandeingang stand noch die recht unscheinbare Chiesa di Sant’Efisio, eine kleine, massive Kirche aus dem 5. Jh. n. Chr., zu der einmal im Jahr eine zahlreich besuchte und grosse traditionelle Pilgerfahrt aus der ganzen Umgebung hinmarschiert. Das haben die Fotoleinwände, die an der Kirchenaussenseite aufgehängt waren, relativ gut veranschaulicht. Das scheint ein wirklich buntes und gut besuchtes Fest zu sein. 

Bevor wir aber unsere Füsse ins Wasser stecken konnten, mussten wir noch parken. Und das geht bei den meisten Stränden auf Sardinien nur gegen Parkschein, sei es vom Parkwächter oder aus der Maschine. Das mit dem Menschen kriegt man ja supi hin, aber diese Maschine… ich stand davor wie der Ochs vorm Berg. Nachdem ich andere Touris klammheimlich beobachtet hatte und nochmals zum Auto zurückdackelt bin, ergab sich folgende Prozedur: Nummernschild merken oder abfotografieren (deswegen bin ich gedackelt), Handy und Kleingeld mitnehmen (die Dinger nehmen keine Scheine), den Automaten auf Deutsch einstellen, Geld entweder für die Stunde oder den Tagessatz einwerfen, Nummernschild eingeben, Parkschein mitnehmen und hinter die Frontscheibe im Auto legen.

Die Spiaggia de Nora war ein echt schöner Strand in einer halbrunden Bucht, die von einem älteren Wachturm überthront wurde. Er hatte was Ruhiges, nichts Touristisches, und die Leute gingen nach und nach, weil sich Wolken bauschig am graublauen Horizont hochzogen und es recht windig war. Dafür war das Wasser glasklar, türkis bis dunkelblau mit kleinen, rauschenden Wellen, erfrischend – und pisswarm. Wir waren nur mit den Füssen drin und die hatten es wärmer als der Rest von uns. Nachdem unsere Füsse erfrischt waren, haben wir uns auf unseren Strandstühlen eingerichtet und die Aussicht genossen. Bis der Himmel mit seinen hellgrauen Schleierwolken im Hinterland immer dunkelgrauer und der Wind immer zugiger wurde. Das hat dann doch gereicht für den ersten Strandtag. 

Unseren ersten Abend auf Sardinien haben wir mit lecker selbst belegtem Pide und nem Glas Rosé auf unserer kleinen Terrasse genossen, im rosalila Abendlicht mit kleinen, flatternden Fledermäusen über dem Kopf. 

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