Über die High Line nach Chelsea

Um die meist beliebten Sehenswürdigkeiten am Wochenende zu vermeiden, haben wir uns am Samstag für die High Line entschieden. Das ist eine ehemalige Bahnlinie, die in einen Park umgewandelt wurde. Man kann auf den alten Trassen oberhalb der Straßen von West-Manhattan durch ein ruhiges Stück Grün mit verschiedenen Kunstwerken laufen – und dabei schön bei den Leuten durch die Fenster in deren Wohnung gucken! Hihi!

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Laut meinem Reiseführer geht die High Line nur von der 30th Street bis zur 34th Street, aber mittlerweile haben die das gut ausgebaut und wir sind gefühlt 4 Blocks ab der 26th Street gelaufen. Aber trotz des Wochendverkehrs mit zig Städtlern und Touris, Rentnern und jungen Familien, war es recht ruhig und idyllisch da oben. Wir hatten jetzt nicht das sonnigste Wetter, diesig und sehr warm, aber wir konnten bis rüber nach Jersey City gucken, während die Wolkenkratzer von Manhattan immer mal wieder in den Wolken verschwanden. Auf der High Line selbst hat man viele Möglichkeiten, auf Bänken zu pausieren und die Aussicht auf die einzelnen Straßen zu genießen. Oder in die Wohnungen, die keine zwei Meter von der High Line weg waren. Ich glaub, die Bewohner haben damals ruhiger gelebt, als die Bahn noch über die Gleise ratterte und ihnen keine hunderte von Menschen durch die Scheiben glotzten…

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Egal, am Ende kommt man im Greenwich Village, Chelsea und im Meatpacker District raus, dem ehemaligen Markthallen- und Fleischer- und Hafenviertel. Hier gibt’s viele alte Backsteinhäuser mit Lokalen und noch besser, Food Markets, wo man frisch zubereitete Gerichte aus der ganzen Welt (vornehmlich Europa, was für uns jetzt nicht ganz so ungewöhnlich ist) bekommt. Einer davon ist wirklich fast am Ende der High Line, der Gansvoort Market mit viel italienischer, französischer und asiatischer Kost.

Meatpacker Dstct

Aber noch viel cooler und größer ist der Chelsea Market: Hier gibt’s wirklich ALLES, was das Herz (und der Geldbeutel) begehrt, man kann sich gar nicht satt sehen an den Leckereien, die dort angeboten werden. Crêpes, Hummer, Grilled Cheese Sandwiches, Antipasti, Pasta, Eis, Kaffee, Gebäck, Fleisch, Sushi, Macaron und und und…Ja gut, die gute alte amerikanische Hausmannskost fehlte hier auch… aber egal, es war so lecker!

Chelsea Market 2

Mein Freund hatte sich am Gansvoort Market für eine mit Käse gefüllte Chorizo entschieden und ich hab mir ein Thai Green Curry Chicken Pie gegönnt und dazu in einem gut sortierten Obst- und Gemüseladen einen frischen selbst gebastelten Salat geholt. Zwischen den einzelnen Lokalen und vor den Märkten im Greenwich Village gibt’s immer wieder Sitzmöglichkeiten, wo man sein Essen genießen und die Leute beobachten kann.

Nach unserem Essen, und der etwas sehr scharfen Curry Pie, sind wir die Hudson Street gen Wasser gelaufen. Und ich muss sagen: Hier gefällt’s mir echt! Die Ziegelsteinhäuser aus dem 19. Jahrhundert mit ihren weiß gestrichenen Fensterrahmen, den außen angebrachten dunklen gußeisernen Feuertreppen und den kleinen süßen individuellen Cafés, Kneipen, Restaurants, meist alternativ angehaucht, das alles hat so viel Charme, das man sich sofort wohl fühlt. Zwischen den Häusern wachsen grüne oder rosa blühende Bäume, die allem noch etwas lieblicheres verleihen. Irgendwie erinnerte mich das Viertel an Berlin – Friedrichshain… falls da schon mal jemand von euch war 😉 .

Unten am Wasser sind wir durch den Hudson Park zum Pier 45 gelaufen. Das ist keine Fishermen’s Wharf, sondern soll als Schwulenpier verschrien sein… Und in echt ist da nix dran… Viele Leute haben das trockene Wetter, die Sonne und die Aussicht zum Picknicken genossen, was sich ja auch echt anbietet.

Pier 45

Denn man kann vom Pier 45 auf den Financial District mit dem World Trade Center und dem Hafen blicken, daneben sieht man in der Ferne Liberty Island mit der jungen Dame aus Frankreich und daneben reckt sich die Skyline von Jersey City in die Höhe. Für alle HIMYM-Fans: Ja, ich weiß, Jersey ist nicht New York und hat gar nichts mit dem Big Apple zu tun, Jersey ist quasi Land für New Yorker, glaubt man Ted und Barney…

Wir sind dann weiter an der wenig spektakulären Christopher Street vorbei in die Morton Street! Leute, ihr glaubt nicht, wie schnucklig diese Straße ist, sobald ihr die Hudson Street überquert habt. Mein Freund war mal richtig begeistert (er sagt das nicht so oft), weil die Morton Street oder ihre Seitenstraßen nicht wie in New York wirken. Auch hier findet ihr meist rot angestrichene Ziegelsteinhäuser in einer grünen Allee, mit Feuertreppen auf der Straßenseite und manchmal entdeckt man zwischen den hohen Wohnhäusern mit ihren Treppen kleiner Town Houses aus dem 18. Jahrhundert. Die Morton Street endet auf der Bleeker Street, einer kleinen alternativen Einkaufsstaße mit kleinen Geschäften (und am Samstag einem kleinen Flohmarkt). Hier hab ich mir in der süßen Bäckerei Amy’s Bread einen super Red Velvet Cupcake und Butterscotch geleistet! Ich kann’s euch nur empfehlen, weil saulecker. Gen Ende kommt ihr zu einem kleinen Park und dort findet ihr die echt günstige und gute Pizzeria von Joe, Joe’s Pizza. Hier gehen angeblich sogar die Promis ein und aus. Die Stücke sind riesig, die Preise klein, die Pizza sehr lecker, die Schlange lang. Aber es lohnt sich.

Green V 3

Danach haben wir den Comedy Cellar in der MacDouglas Street gesucht, die noch bunter und auch queerer ist als die vorher genannten Straßen. Hier tummeln sich kleine Imbisse, Cafés, Kioske und Läden nacheinander, so dass wir den Comedy Cellar fast übersehen haben. Hier treten abends immer Standup Comedians auf. Die Preise sind ok, ab $12 aufwärts, und am Wochenende treten am Abend mehrere Künstler auf.

Und dann sind wir auch langsam wieder in unsere „Heimatrichtung“ gen Norden gelaufen. Am Washington Square haben wir noch mal eine Pause gemacht. Hier war echt viel los: Ältere Herrschaften haben Schach gespielt, Kinder tobten über die Wege, Straßenkünstler haben wieder neugierige Zuschauer in ihre Show mit involviert, am Brunnen haben viel ihren Nachmittagskaffee genossen, andere haben auf den zahlreichen Bänken gelesen oder sich ausgetauscht. Und natürlich fehlten die Touristen nicht, die von der Mini-Triumphbogen-Kopie vor dem Brunnen ein Foto geschossen haben. Hier herrschte echter Wochenendtrubel, aber es war nicht stressig, sondern nur viel zu beobachten.

Wash Sq

Nach einer Runde um den Brunnen sind wir durch den Bogen die Fifth Avenue runter gelaufen, vorbei an wirklich riesigen Art Deco Wohnhäusern, mit überdachtem Eingangsbereich, marmorierter Eingangshalle mit vergoldeten Türrahmen und manchmal auch noch aufwendig verzierter Stuckdecke, aber immer mit einem Doorman im Anzug. Man ist hier gar nicht mehr aus dem Stauen rausgekommen, weil ein Haus schöner als das andere war, und auch krass hoch. Das Tolle aber war, dass man die ganze Zeit das Empire State Building sehen konnte, dessen Spitze immer weiter in den Wolken versank, bis die Wolken auch andere Hochhäuser mit ihrem Schleier bedeckten.

Fifth

Irgendwann kreuzt die Fifth Avenue den Broadway, und da ist nicht nur der Madison Square Park, sondern auch das berühmte Flatiron Building, das aussieht wie ein Bügeleisen.

Flatiron B

Hier gab es wieder ein leckeren Food Market, in Form von einem kleinen Straßenfest, und viele Einheimische, die es sich haben gut gehen lassen. Der war rappelvoll. Aber nach sieben Stunden auf den Beinen wurden wir langsam müde und wir sind durch die Hochhäuserschluchten, den hupenden gelben Taxis und dampfenden Gullis gen Subway gelaufen, die uns in unser Viertel gebracht hat. Und die Hochhäuser der Fifth verschwanden langsam in den sich herab senkenden Wolken, als die Sonne untergegangen war.

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