Schon wieder sechs Tage im Big Apple rum?! Nee, ne? Wie die Zeit rennt, dabei haben wir uns nen sehr gemütlichen und vor allem sehr flexiblen Zeitplan gemacht, damit wir ja auch alles sehen… vielleicht weil wir schon so viel gesehen haben, ist mir nicht aufgefallen, dass wir schon ne gute Woche hier sind. Kurz: Es ist immer noch ganz schön hier. Ok, mehr als nur schön, bombastisch, mega, supi, krass und obercool!
Weil es ja gestern mit dem Besuch bei Miss Liberty wieder nicht geklappt hat, haben wir uns als einziges Tagesziel eben diesen Besuch vorgenommen. Und Tatsache: Es hat geklappt! Ja, Wahnsinn. Aber um erst mal auf die Fähre, die ironischerweise wirklich Miss Liberty hieß, zu kommen, muss man erst mal zum Battery Park zu den Statue Island Ferries, und sich im alten Fort Castle Clinton Tickets besorgen. Entweder kauft ihr die Tickets dort und habt Zugang zum Sockel der Statue und zum Ellis Island Museum, oder ihr tauscht nur eure City Pass Tickets um, die erlauben nur keinen Zutritt auf die Statue.
Dann gehts durch eine Sicherheitskontrolle zum Quai, wo man in der prallen Sonne wartet. Am Morgen hatte ich durch Zufall mitgekriegt, dass es momentan so heiß in New York ist wie im August, also viel zu heiß. Das soll aber morgen wieder aufhören… *narf* Egal, irgendwann kam „Miss Liberty“, die Fähre, an, spuckte gefühlt 1000 Touris wieder an Land und wankte dabei im Wellengang bestimmt gut 2 m auf und ab.
An dieser Stelle ein kleiner Hinweis für die Wagemutigen: Wer leicht seekrank wird, sollte nach dem Wellengang im Hafen gucken, bevor er oder sie das Ticket kauft. Man merkt das Geschaukel schon auf’m Boot. Ich hab selbst abends beim Essen noch geschwankt. Auf den Besuch bei Miss Liberty würde ich aber ungern verzichten, weil es schon echt schön ist, nicht nur die Freiheitsstatue, sondern auch Ellis Island, vor allem auch der Blick auf die Stadt.
Auf Liberty Island wird man mit den zig hundert anderen Touris an Land geschoben, mit einem kostenlosen Audio Guide ausgestattet und darf mit dem einmal um die Freiheitsstatue tippeln. Mein Freund hatte Lust auf die Infos zur Statue, also ist er mit den Kopfhörern um die Füße der Dame gelaufen. Der Rundweg führt einmal komplett um die Freiheitsstatue herum und man kann die Dame aus allen Froschperspektiven fotografieren.
Nur eine kleine Info am Rande, falls ihr es noch nicht wusstet: Die Ummantelung, also die Dicke des Kupfermaterials, ist nur so dick wie zwei Pennys. Und noch was: Die Frau hat echt die Haare schön, und recht große Füße… Und zur Abwechslung kann man in Richtung Ellis Island, Manhattan, Brooklyn, Governors Island, Staten Island und Hafen und Jersey City fotografieren.
Dazu herrscht reger Verkehr im Hafen mit gelber kostenloser Staten Island Ferry, anderen Wassertaxis, Speedbooten, Tankern und Möwen und Gänsen, die auf den Wellen schwimmen. In der Luft rattern viele Helicopter, die teils über Manhattan fliegen, teils aber auch zum Militär gehören. Auf der Insel hat man teils auch den heftigen Wellengang gemerkt, weil die Wellen sich an der Mauer gebrochen haben und die Gischt hochspritzte, was jetzt nicht so tragisch war. Nur haben wir festgestellt, dass sie etwas grau ist, die gute Frau Liberty, sie muss sich mal wieder waschen. Ist aber auch anstrengend, den ganzen Tag mit ner Fackel in der Hand dazu stehen und so gut auszusehen. Daher sei es ihr verziehen. *Spaß* (außer das mit dem Grau sein, das stimmt.)
Aber ich muss schon sagen, dass die Freiheitsstatue echt beeindruckend ist, zwar etwas kleiner als gedacht, aber joa, die kann was, die Miss Liberty, sie hat so eine Aura (Walter Benjamin lässt grüßen…), so einen ungebrochenen Stolz, den sie ausstrahlt. Da haben die Franzosen was schönes gezaubert.
Danach ging’s mit der Fähre weiter nach Ellis Island, die zwischen 1892 und 1954 alle Immigranten passieren mussten. Hier erlebt man mit dem Audio Guide, wie das Prozedere damals war.
Ehemalige Einwanderer, die als Kinder mit ihren Familien oder als junge Menschen in die Staaten kamen, erzählen von ihren Eindrücken. Darunter war auch eine Frau, die als kleines Mädchen mit ihrer Familie aus Russland einwandern wollte. Aber ihre Großmutter hatte einen Fleck auf dem Finger, den sich die Ärzte der Einwanderungsbehörde nicht erklären konnten, und deswegen wurde die alte Frau allein ohne ihre Familie wieder nach Russland geschickt. Die Enkelin sah ihre Großmutter nie wieder.
Allerdings war die Quote der Nicht-Immigranten sehr gering, nur 2% in den genannten Jahren. Daher hatten die meisten wohl großes Glück. Der Audio Guide führt durch diverse Räume, entsprechend des Prozedere. In den Räumen sieht man viele zeitgenössische Fotografien und Artefakte, neben Zitaten von damaligen Einwanderern. Man kann jederzeit noch genauerer Infos mit dem Audio Guide abfragen. Zusätzlich gibt es noch eine riesige Fotogalerie mit Einwanderern aus aller Welt, in ihrer damaligen Heimat und in der neuen Heimat. Und im ehemaligen Baggage Room wird die Geschichte der Einwanderer in die USA noch weiter erzählt, vor 1892 und nach 1954. Das haben wir zeitlich gar nicht mehr geschafft.
Also wenn ihr zur Liberty und Ellis Island fahren wollt, dann plant mindestens 4 Stunden ein, ohne den Aufstieg zur Freiheitsstatue. Die erste Fähre geht um 8.30 Uhr und die letzte von Ellis Island um 17.15 Uhr. Das Museum auf Ellis Island schließt um 17 Uhr.
Alles in allem hat sich der Besuch auf beiden Inseln sehr gelohnt, nicht nur wegen der Aussicht auf die Stadt. Man hat wieder ein Stück amerikanische Geschichte miterlebt. Für mich ist es unbegreiflich, allein in ein fremdes Land zu reisen, nicht zu wissen, was einen erwartet, und dann auf Ellis Island zu landen, wo hunderte von Menschen ebenfalls nach Amerika wollen, warten und jeder spricht seine eigene Sprache, aber beherrscht (noch) nicht die neue Sprache. Nach Ellis Island begreife ich etwas besser, warum es hier so viele verschiedene Nationen gibt. Das klingt jetzt vielleicht etwas doof, ich weiß, aber irgendwie ist es doch verrückt, dass es so ein riesiges Land mit so vielen Amerikanern gibt, aber die so viele verschiedene ethnische Herkünfte haben. Und das fällt vor allem in New York auf, dem Melting Pot für viele Nationen, die hier ein neues Zuhause gefunden haben.