Nach meinem Spaziergang an der Limmat entlang stadtauswärts, bin ich danach mit meinem Freund in der Herbstsonne durch die ruhigen Nebenstraßen und Parks bis zum HB geschlendert. Wir sind dann am Landesmuseum vorbei, das wie ein Schloss mit einem gestreiften Dach auf dem Hauptturm und vielen kleinen Nebentürmchen und verschnörkelten Spitzen aus dem Stadtbild heraussticht. Das Museum (Eintritt CHF 10) beherbergt eine Ausstellung über die Schweizer Geschichte und Kultur und wohnt momentan inmitten einer Baustelle. Eigentlich steht das Landesmuseum auf der Halbinsel Platzspitz zwischen zwei Flüssen, der Limmat und der Sihl, ein Nebenfluss der Limmat, der sich genau dort an der Halbinsel abzweigt.
Allerdings hatten wir ein anderes Ziel: Die Bootsanlegestelle an der Limmat direkt hinter dem Landesmusum, unterhalb der Walchebrücke. Von hier aus (Station Züricher Landesmuseum) verkehrt alle halbe Stunde ein öffentliches Flussboot bis hinaus zum Züri-Horn und wieder zurück und hält an diversen Stellen an der Limmat. Für die Zürcher ist das quasi ein Fluss-Bus und für Touris – voll geil – eine andere Perspektive die Stadt und einen Teil des Sees zu besichtigen. Ihr könnt euch also überlegen, ob ihr noch eine ausführlichere Seerundfahrt vom Bürkliplatz machen wollt (dort könnt ihr auch aussteigen) oder ob euch die Flussfahrt reicht.
Am besten kauft ihr euch ein Tagesticket für die Zone 110 (Stadt Zürich) und dann könnt ihr auf der Flussfahrt überall dort ein- und aussteigen, wo ihr wollt. Und es wird noch besser: Ihr könnt mit dem Ticket auch andere öffentliche Verkehrsmittel wie Straba oder Bus nutzen. Das Ticket gilt nicht für die Seerundfahrten mit den größeren Schiffen, die am Bürkliplatz ablegen. Wie das genau mit Öffis in Züri funktioniert, erklär ich euch hier.
Gut, wir waren nicht die einzigen, die in der Nachmittagssonne an der Limmat auf das blaue Bötchen mit dem Panoramadach gewartet haben. Als es dann kam, hat der Bootsmann Frauen und Kindern in die Kabine geholfen, weil es doch etwas eng, niedrig (Achtung Kopf!!) und wackelig auf den Wellen ist. Man sucht sich einen schönen Platz am Fenster (die Seite ist egal) und dann geht’s schon los. Während der Fahrt checkt der Bootsmann völlig entspannt die Tickets, und wer noch keins hat, kann bei ihm eins lösen, so voll old school, das Geld wird auch vorn beim Kapitän gewechselt, die Tickets werden auch dort ausgestellt und dann vorbei gebracht.
Und dann heißt es nur noch genießen und Fotos machen. Das Coole an dieser Fahrt ist, dass man fast auf Höhe des Limmatwassers an Zürich vorbei gleitet. Das ist ein ganz anderes Gefühl, weil die Uhren hier noch langsamer ticken als sonst. Weil auf der Limmat kaum Verkehr ist, sind die Bootsführer gechillter und das überträgt sich auf die Atmosphäre im Boot. Man ist entspannter, gelassener und lässt sich einfach mal treiben. Die Stadt mit ihren Münstern und Kirchen thront quasi über einem, die alten Häuser am Ufer schauen einem beim Vorbeitreiben bedächtig zu. Ganz Zürich wirkt irgendwie noch prachtvoller als sonst, jedenfalls kam es mir so vor, und in der Sonne hatte die Stadt ein ganz magisches Leuchten, das mich in ihren Bann zog. Und natürlich habe ich wie ein Kloppi Fotos gemacht. Klick hier und da. Immer wieder mit der Nase von meinem Freund drauf.
Und irgendwann öffneten sich die Häuserfronten wie ein Vorhang und wir waren auf dem offenen Zürichsee, gefühlt mitten drin. Die Sonne glitzerte auf den Wellen des dunkelblauen Sees. Zur einen Seite lag die Kulisse in einem goldigen Schimmer, zur anderen Seite waren im Hintergrund schemenhaft die Berge zu erkennen, darunter auch der Mast vom Uetliberg, der sich zur Westseite des Züri-Sees gen Sonne ragte. Und dann sind wir an den schneeweißen Segelbooten vorbei getuckert, die wie elegante Schwäne über das kühle Blau glitten. Am Zürichhorn war die andere Endstelle der Fluss-Bus-Route, hier wurde gedreht, viele stiegen aus, um an der Promenade zurück zur Stadt zu schlendern.
Aber wir wollten noch weiter gen Stadt schippern, ganz langsam, mit dem Plätschern der Wellen, die gegen die Seite des Boots schwappten, mit den Sonnenstrahlen, die unsere Nasen kitzelten. Und wenn man wieder zurückkommt, dann überragen Großmünster und Fraumünster regelrecht die Dächer der Stadt. Ich fand das echt faszinierend und sogleich wunderschön. Unsere Endhaltestelle war der Limmatquai.
Wir sind dann in eine der engen Gassen zwischen den alten Häuserfassaden ins Niederdorf gehuscht. Und dort haben wir uns durch den Gassen der Altstadt treiben lassen, überall ragen bunte Häuser im Jugendstil mit weiß gerahmten Fenstern, teils mit Fensterläden, manche mit Ecktürmen, andere mit verschachtelten Dächern, wiederum andere mit den grünen Dachterrassen, die wir am ersten Tag vom Lindenhof gesehen haben.
Als wir so durch die engen Gassen gebummelt sind, sind wir an kleinen individuellen Boutiquen, Mini-Cafés mit Flair, eleganten Restaurants und Feinkostläden vorbei gekommen. Egal, um welche Ecke man dann biegt, in welche Gasse man schlüpft, man entdeckt immer wieder was neues Niedliches, Heimeliges. Und wer genau hinschaut, findet auch ne kleine Rotlichtecke – ja genau, mitten im Niederdorf.
Und trotz der vielen kleinen Geschäfte, der hohen Häuser mit bunten Blumenkästen, trotz der mutigen Autofahren, die durch die engen Gassen juckeln, waren wir hier für uns, nicht allein, aber es war ruhig. Man kann sich in den Gassen verlieren, auf eine gute Weise. Ich glaube fast, dass es in den Straßen hier so was wie Großstadthektik und Trubel gar nicht gibt. Es hatte eine gemütliche Idylle, in der man sich sofort wohl fühlt, heimisch. Und das Gefühl habe ich fast überall in Zürich.