Einmal in die Schweiz Einreisen und Bleiben bitte

Eigentlich hätte ich es mir mit diesem Auswandern ganz einfach machen können. Denn mit nem Job geht hier einiges ganz einfach, eigentlich so ziemlich alles. Dann kriegt man ne Aufenthaltsbewilligung, entweder für den Vertragszeitraum oder, wenn der unbefristet ist, für ein bis fünf Jahre.

Aber wat mach ich? Zieh mal schön ohne Job nach Zürich, in eine der teuersten Städte der Welt. Gut, ich hab meinen Freund, der hier lebt und arbeitet, aber will ich wirklich von ihm abhängig sein?! Nö, will ich eben nicht. Also, es ist ja nicht so, dass ich versucht habe, einen Job hier zu finden. Aber wenn man wie ich einen Job aus 600 km Entfernung und dazu noch in einer ganz anderen Branche bzw. auch Art von Arbeit sucht (weg von ganz viiiiiel Arbeit, hin zu ok viel Arbeit), dann ist es vielleicht nicht so ganz verwunderlich, dass das so nichts wird. Oder mein Glücksbärchi war im Urlaub, ganze vier Monate, die Sau.

Naja egal, ich erzähl euch mal mit ausreichend Info und so kurz es geht, wie das bei mir war. Aaalso, hier mal die Stationen, die ich so abgelaufen bin, waren:

Zürisee von oben

Kreisamt, die erste

Zieht man wie ich als EU-Bürger nach Zürich, muss man sich binnen 14 Tagen auf der örtlichen Gemeinde, oder wie es hier heißt Kreisamt melden. Wer sich nur erst mal in der Stadt umgucken will und noch nicht weiß, ob er sich hier niederlässt, der muss sich hier für bis zu 180 Tage im Jahr einfach melden. Für diejenigen, die wie ich länger bleiben wollen, wird es etwas aufwendiger (außer für die mit Arbeitsvertrag).

Zürich ist in 8 verschiedene Kreisämter eingeteilt, das zuständige Kreisamt erkennt man an der Endziffer der Postleitzahl. Also sind wir gleich an Tag nach unserem Hammerumzug nachmittags zum Kreisamt 3 geradelt, haben ganz brav jeder von uns eine Nummer gezogen und dann haben wir gewartet, bis wir getrennt von einander aufgerufen wurden. Ja, auch wenn das Kreisamt nachmittags nur an einem Schalter von so acht besetzt ist, man achtet hier schön auf die Reihenfolge.

Für die Anmeldung bei der Stadt Zürich braucht ihr folgende Dokumente:

  • Perso
  • Arbeitsvertrag (also falls vorhanden)
  • Mietvertrag
  • 1 Reisepassfoto (auf dem man aussieht wie ein Verbrecher)
    • alternativ CHF10, um das Foto am hiesigen Automaten zu erstehen
  • Bargeld oder Kreditkarte für die Gebühren
  • Fahrzeugbrief (für die mim Auto unter euch)

Nachdem meine Ticketnummer 73 für Schalter F aufgerufen wurde, hab ich dem Beamten erklärt, dass ich mich hier melden will, und hab ihm alles Notwendige vorgelegt. Der Beamte war wahrscheinlich neu, weil eine Kollegin bei ihm saß und ihm vieles erklärt hat. Auf Schweizer Deutsch, wo von ich nur die Hälfte verstanden hatte, weil die Frau so schnell geredet und genuschelt hat.

Der Beamte selbst hat mir in sauberen Hochdeutsch Fragen zu Herkunft, Familienstand, Religion etc. gestellt und alles fein säuberlich in den PC getippt. Am Interessantesten wurde es bei der Frage nach dem Arbeitsvertag. Ich hatte ja keinen, da hat er mit seiner Kollegin etwas verdutzt geguckt. Ich hab ihnen erklärt, dass ich gerade mit meinem Freund zusammen gezogen bin und auf Stellensuche bin. Ich hatte und habe bis jetzt auch nicht die Absicht, hier so schnell wieder wegzuziehen. Ey, nicht nach dem Umzug. Daraufhin hab ich ihnen den Mietvertrag (im Original) gezeigt und mit meiner Erklärung, dass ich in der Schweiz bleiben will, ein Gesuch für die Kurzaufenthaltsbewilligung L für max. 6 Monate gestellt. Weil ich stellensuchend war, konnte ich keine andere Bewilligung beantragen.*

Naja, jedenfalls ging die Anmeldung und die Antragstellung ganz reibungslos. Am Ende hab ich noch ankreuzen und unterschreiben müssen, dass ich kein Verbrecher oder vorbestraft bin. Echt jetzt.

Die Beamten waren sehr freundlich, hilfsbereit und haben mir alles genau erklärt. Allerdings durfte ich für die Anmeldung in der Stadt und die Antragstellung für die Aufenthaltsbewilligung zusammen CHF85 bezahlen… Uff. Aber wat muss, dat muss.

Weil ich ja noch ein Auto dabei hab, das auch irgendwo nen Platz braucht, hab ich noch gegen Vorlage meines Fahrzeugbriefes eine vorläufige Parkkarte für die blaue Zone (so was wie Anwohnerparken) für CHF15 geholt. Die kann man sich gleich bei der Anmeldung auf dem Kreisamt ausstellen lassen. Dann kriegt man ein gefaltetes Papier mit Silberlogo in einer Plastikhülle, das ist die Parkkarte.

Gut, das war die Anmeldung in der Stadt Zürich.

Migrationsamt

Eine Woche später bekam ich Post vom Migrationsamt, das wissen wollte, ob ich schon Arbeit hab, und bei wem, oder ob ich bei der Arbeitsvermittlung angemeldet bin oder was ich sonst unternehme, um einen Job zu finden, und wie meine finanziellen Mittel aussehen. Ich so: Hä, wat wollen die von mir??

Kurzum, ich bin einmal durch die Stadt gefahren und hab dort direkt im Migrationsamt nachgefragt. Dort erklärte mir eine sehr geduldige Frau, dass das Schreiben ganz normal ist, um meinen Antrag für die Aufenthaltsbewilligung zu bearbeiten. Ich so: Wie jetzt? Wann hab ich das denn ausgefüllt. Ja genau, das war das Schreiben, auf dem ich ankreuzen musste, ob ich ein Verbrecher bin. Die Mitarbeiterin zeigte mir das eingescannte Dokument. Ah ja. Mir wurde erst jetzt bewusst, dass ich ja den Antrag auf dem Kreisamt gestellt hatte… *dödöm* Ich bin doch etwas rot angelaufen und dann fügte sich alles zusammen. Letzten Endes hat sie mir grob erklärt, wie ich die Fragen in dem Schreiben beantworten kann, welche Nachweise ich dazu legen soll, in welcher Form, und dass es insgesamt 2-3 Wochen dauern kann, bis ich eine Antwort kriege. Sie selbst konnte mir nicht garantieren, ob mein Antrag bewilligt wird.

Noch am gleichen Tag hab ich das Schreiben beantwortet, eine Liste gemacht, bei welchen Unternehmen ich mich um welche Stelle beworben hab (ja, ich bin ein Listen-Fetischist…), alle Empfangsemails der Bewerbungen ausgedruckt und eine Übersicht meiner Finanzen, die ich noch von meiner Bank hatte, kopiert, und hab dann alles eingetütet und weggeschickt.

Und keine Woche später hatte ich meinen lila Ausländerausweis L zur Stellensuche für eine Kurzzeitaufenthaltsbewilligung bis Ende Oktober. *Yeah*

Ausländerausweis

Kreisamt, die zweite

Doch dann ging noch alles schneller als gedacht und ich hatte einen neuen Job (alte Branche, neuer Bereich, viele neue Aufgaben). Damit war ich ja nicht mehr stellensuchend, sondern erwerbstätig.

Da mir das Internet nicht sagen konnte, wie ich dann meine Aufenthaltsbewilligung anpassen kann, hab ich auf dem Migrationsamt angerufen und dort hat mir eine sehr hilfsbereite Dame erklärt, dass ich mit meinem unterschriebenen Arbeitsvertrag aufs Kreisamt muss. Dort kann dann die L-Bewilligung in die B-Bewilligung (Aufenthaltsbewilligung für Erwerbstätige >1 bis 5 Jahre) umwandeln lassen. OK!

Gesagt, getan! Vorgestern war’s soweit und ich bin gleich als erste auf dem Kreisamt gewesen. Ich war vor den Öffnungszeiten da, hinter mir kamen noch andere, aber es wurde brav in der Reihenfolge des Kommens eine Ticketnummer gezogen. Dann geht’s bingbingbing und ich war wieder am Schalter F. Genau der gleiche Beamte. Jap. Wieder musste er bei Kollegen nachfragen. Aber alles ganz human und zuvorkommend. Er hatte überlegt, ob es Sinn macht, meine Kurzzeitaufenthaltsbewilligung vorzeitig zu verlängern, weil ich sonst vielleicht drauf zahle (das ist jetzt etwas komplizierter zu erklären… wer’s wissen will, kann mich ja fragen).

Naja jedenfalls wurde für mich gegen Vorlage des original Arbeitsvertrags eine Statusänderung von „stellsuchend“ auf „erwerbstätig“ beantragt und dann hab ich noch mal ein Gesuch für die längerfristige Aufenthaltsbewilligung B (für Erwerbstätige) gestellt. Und wieder musste ich ankreuzen, dass ich kein Verbrecher oder vorbestraft bin…. Mein Arbeitsvertragwurde sorgfäligt Blatt für Blatt kopiert und ich durfte CHF65 für den Antrag für die Aufenthaltsbewillung B blechen.

Auch dieses Mal lief alles problemlos ab, der Beamte war sehr hilfsbereit und erklärte mir alles genau, nachdem er nachgefragt hatte. Ich kann nur wieder sagen, wie freundlich und wirklich hilfsbereit die Beamten hier sind. So was hab ich in Deutschland selten erlebt. Sie wechseln sogar von Schweizer Deutsch auf Hochdeutsch, sobald sie hören, dass ich Deutsche bin. Es ist zwar nicht nötig, aber ich find’s echt wirklich zuvorkommend.

Kurzum: Mein Glücksbärchi muss wohl wieder aus dem Urlaub zurück sein und nach Zürich gefunden zu haben, war ja auch lange genug weg. Und ich hab ne Aufenthaltsbewilligung und nen Job. Läuft. 🙂

Züri-Niederdorf

* Es gibt in der Schweiz für EU-Bürger drei Arten von Aufenthaltsbewilligungen:
L = Kurzaufenthaltsbewilligung bis zu einem Jahr (für Stellensuchende bis max. sechs Monate)
B = Aufenthaltsbewilligung von einem bis zu fünf Jahre (für Erwerbstätige und Ehepartner)
C = Aufenthaltsbewilligung zur Niederlassung in der Schweiz (kann man beantragen, wenn man fünf Jahre in der Schweiz lebt und arbeitet, dann wird man aber wie ein Schweizer versteuert)

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