Giorno 5: Firenze

… oder die Suche nach Passagierschein A38. Aber dazu komme ich noch. Hier erst mal eine Übersicht.

Parken
Mercato di Lorenzo
Il Centro
Das andere Arnoufer
Die Suche nach Passagierschein A38
Fiesole

Tag fünf unseres Toscana-Urlaubs startete wie jeden Morgen gediegen mit einer Tasse Kaffee und Müsli auf der Terrasse in der Sonne für mich, während meine zweite Hälfte sich langsam für unseren Ausflug fertig machte. Heute stand bella Firenze auf dem Plan. Lukas war da noch nie, ich das letzte Mal mit der Schule, als ich knackige 17 war, also zig Jahre her. So richtig an die Stadt erinnern konnte ich mich nicht mehr wirklich: Ich weiss noch, dass wir lange am Il Duomo angestanden sind, um auf den Glockenturm zu steigen und die wunderbare Aussicht zu geniessen (ich hab noch sehr viele Fotos in alle Himmelsrichtungen, die irgendwie nur terrakotta-farbene Dächer und strahlend blauen Himmel zeigen…), ich weiss, dass meine Freundin damals einen Sonnenstich hatte und wir am Dom eine Pause machen mussten, dass wir uns davor oder danach für eine Mark ne fette Kugel Gelato in der Haupteinkaufsstrasse geholt haben und dass wir auf der Ponte Vecchio waren. Und dann war da noch was mit einem Mitschüler und einem kleinen Spatz unter seinem Schuh… eine andere, traurige Geschichte. Das ist mir aber noch in Erinnerung geblieben.

Natürlich musste ich meinem Freund von der Geschichte erzählen, auch wenn er sie nicht schon wieder hören wollte. So kurz die Anfahrt von unserer FeWo nach Florenz war, desto länger hat die Parkplatzsuche gedauert. Ein Tipp: Schaut am besten vorher, wo ihr genau parken wollt. Denn wenn der Verkehr rollt in Florenz, dann muss man mitziehen. Italiener sind da nicht so geduldig mit Touristen, die während der Fahrt die Karte mit komisch klingenden Strassenschildern, die viel zu klein wirken, abgleichen wollen. Rund um die Altstadt gibt es genügend Möglichkeiten. Vielleicht ist es auf der anderen Arno-Seite sogar noch etwas günstiger. Ach ja, Parken ist sauteuer in Florenz – da merkt man die Grossstadt wieder. Wir haben im Westen der Altstadt (am Parcheggio Firenze), nahe der Amerikanischen Botschaft am Arno geparkt und stolze 14 Euro für 6,5 Stunden bezahlt. Ja, ok, im Gegensatz zu Köln, ist das spottbillig. Aber Achtung: An diesem Parkplatz sassen selbsternannte Parkeinweiser, die uns einen Parkplatz „zuweisen“ und Parkticket verkaufen wollten. Da wir nicht so recht wussten, wie die an ihre Tickets kamen, haben wir zumindest schön freundlich dankend abgelehnt und brav am Automaten, keine 5 m von unserem Parkplatz, den wir auch prima ohne Parkeinweiser gefunden hatten, das Ticket gezogen.

Piazza di Santa Maria Novella

Und dann ging es in der Mittagshitze am grün-blau-braunen Arno entlang in Richtung Markthallen. Zum Mittagessen. Gut, an der Piazza di Santa Maria Novella vor der namensgebenden Kirche musste Lukas sich erst mal seinen Appetizer reinziehen – ein Eis, zwei oder drei Kugeln. Durch das Donnerstagsgewusel ging es dann zu dem Mercato di Lorenzo, der in einem wunderschönen historischen Gebäude untergebracht sind. Verpassen könnt ihr die Markthallen nicht wirklich, weil sie von allen vier Seiten mit Strassenhändlerbuden flankiert sind, die Buden ziehen sich auch in die Seitenstrasse. Vor allem werden hier Lederwaren (Taschen, Gürtel und Jacken) angeboten. Vergleichen lohnt sich und man findet sicher ein Schnäppchen. Wir hatten aber Hunger. Rein in die Hallen, die schon so gut wie leer waren. Tja, um 13 Uhr endet die Verkaufszeit und die meisten Stände hatten schon zu oder waren am Aufräumen. Trotzdem war hier ein Gemurmel und Gewusel wie zur Haupteinkaufszeit. Das lag daran, dass im ersten Stock, über den Verkaufsständen, die Futterstände waren, kurz: die Food Corner war oben.

Und hier gab es alles, was die italienische Küche zu bieten hatte, in allen Variationen, Antipasti, Pasta, Pizza, Wurst, Käse, Sandwiches, Häppchen, kalt, warm, von einfach bis Luxus, mit verschiedenen Bars. Man holte sich an den Ständen sein Essen und brachte es zu einem der heiss begehrten Tische in der Mitte. Wir haben eine einfache Steinofenpizza Magaritha gegessen, mit Blick auf den Trubel unter uns. Es war herrlich und wirklich eine der besten Pizzen ever.

Gestärkt ging es dann in die Gassen der Altstadt mit den hohen venzianischen Prachtbauten, grau in grau, gespickt mit vereinzelten Häuserfassaden in gelb, terrakotta oder beige. Da die Medici so ziemlich die Stadt mal in ihrem Griff hatten, findet man überall Überbleibsel diese Dynastie: Der Palazzo, in dessen Atrium seltsame Kunst ausgestellt wurde, die an Hitchcocks „Die Vögel“ erinnerte und die Kapelle nahe der Markthallen. Das Schöne an Florenz ist, dass man sich treiben lassen kann, denn die Kuppel und der Glockenturm vom Il Duomo sowie der Turm der Uffizien dienen zur Orientierung. Da ist das Zentrum Florenz’. Da sind leider auch die meisten Touris. Wir sind in kein Museum oder historisches Gebäude gegangen: Erstens war das Wetter zu schön, zweitens die Schlangen dafür viel zu lang und dann die Preise… Das kann ja jeder für sich entscheiden (Vorverkauf ist sicherlich keine schlechte Idee).

Wir hätten uns auch durch il Centro treiben lassen können, Lukas würde sagen, dass wir das auch gemacht haben, aber naja. Wir hatten noch etwas anderes Aufregendes an diesem Tag vor: Mein Freund hatte bei unserem Besuch in Lucca vom Lucca Summer Festival gelesen und dass Macklemore und Ryan Lewis da auch auftreten, genau während unseres Aufenthaltes. Und Lukas hatte einen Plan: Tickets für eben dieses Konzert in Florenz zu besorgen. Und so kam es, dass wir die Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt gleichzeitig mit der Suche nach einem Ticketverkaufsschalter für diese Lucca Summer Festival verbunden haben. Kennt ihr „Asterix und Obelix erobern Rom“? Und die Aufgabe mit dem Passagierschein A38? Genau das haben wir in Florenz auch gemacht. Angefangen hat alles mit Lukas erster Nachfrage im Palazzo di Medici, weil die Touri-Info daneben in der Mittagspause war. Von dort wurden wir zur Touri-Info am Dom geschickt, die uns wiederum zum Hauptbahnhof schickte.

Nur by the way: Il Duomo und die gegenüberstehende Basilika sind selbst von aussen echt spektakulär. Der Dom besticht mit seiner aufwendigen Marmorverzierung in weiss, schwarz, türkis und rose, die Basilika mit einem prachtvoll und aufwendig verziertem Goldtor, das die halbe Bibel erzählt. Bevor wir aber dahin sind, sind wir durch die Haupteinkaufsstrassen gebummelt, haben uns bei Vecchio, einer italienischen Eis-Kette, an deren goldener Wand ein Schokoladenwasserfall herunterlief, lecker Eis geholt, sind dann vorbei am nackten David (unter dem Mini-Feigenblatt kann ja nicht viel sein) und den Warteschlangen durch den Innenhof der Uffizien, wo Touristen jede, wirklich j-e-d-e Statue italienischer Künstler, die da rum steht, fotografiert haben, hin zum Arno mit dem Postkartenbild auf die wunderschöne Ponte Vecchio. Von hier sieht man, wie bebaut die Brücke ist, mit kleinen Balkonen über der Strömung des Flusses. Wir haben uns mit den Touristen auf diese bebaute Brücke ziehen lassen, auf der hauptsächlich Schmuckhändler ihre Läden haben. Und ja, die Ponte Vecchio ist die Brücke, die im Film „Das Parfum“ einbricht. Wer mal nach Erfurt kommt, kann sich die Krämerbrücke anschauen. Im Gegensatz zur Ponte Vecchio ist diese Brücke komplett mit Häusern bebaut und sieht aus wie eine Strasse, wenn man auf der Brücke steht. Gut, dafür ist die Aussicht nicht so schön wie die auf den Arno.

Was ich wirklich schön fand, war die andere Seite von Florenz, die am anderen Arnoufer. Hier wirkte alles irgendwie ursprünglicher, die Gassen enger, die Häuser schmaler, alles rustikaler, mit dem abbröckelnden Putz, den knatternden Kleinlastern und Vespaflitzern, den kleinen Läden und Tavernen. Viele Touristen steuern noch den prachtvollen Palazzo Pitti an, mit seinem riesigen Vorplatz. Von hier kann man wunderbar auf die kleinen Dachterrassen der schmalen Häuschen blicken. Das Fort Belvedere sowie der dahinter liegende Garten Giardino di Boboli sind auch noch Sehenswürdigkeiten aus dem Reiseführer, die wir uns erspart haben. Wir sind lieber durch die kleinen Gassen, haben uns treiben lassen und dabei echt schöne Gebäude entdeckt.

So sind wir auch an der Piazza Santo Spirito und der Chiesa di Santo Spirito gelandet, mit einem von aussen sehr unscheinbarem, kleinem Kloster, das direkt angrenzt. Dort gab es einen kleinen grünen Innenhof, der nur von dem Plätschern eines Mini-Brunnens und dem Flattern der Tauben erfüllt war. Wer rein (und raus) wollte, musste durch einen gläsernen Kubus mit Kasse und Gift-Shop in einem, kostet 3 Euro pro Nase und die lohnen sich, wenn man auf religiöse Kunst und italienische Bildhauer steht. An sich gab es hier wirklich eine beschauliche Ruhe und Räume mit beeindruckenden Fresken und Wandmalereien, so drei Räume. Aber das Herz dieses Klosters ist eine Jesusfigur am schwebenden Kreuz, die Michelangelo gefertigt hat, eines seiner frühesten Werke. Fotos waren natürlich nicht erlaubt, und die haben da auch aufgepasst wie Luchse. Die Skulptur wirkt recht einfach, schlicht, im Gegensatz zur sixtinischen Kapelle wirklich nackt, aber gerade das hat mich fasziniert. Die von aussen recht unspektakuläre wirkende Kirche nebenan ist ebenfalls sehenswert: Das innere ist sehr prunkvoll und ein Baldachin aus rotem und schwarzem Marmor thront über dem Altar. Also einfach mal einen Blick in andere Kirchen wagen, die nicht Il Duomo sind, zumal hier die Warteschlange wesentlich kürzer ist.

Nach dem Besuch der Kirche des Heiligen Geistes ging es zum Hauptbahnhof. Ihr wisst noch… Passagierschein A38, auch bekannt als Tickets für Macklemore. Kurz: Erst ging es über die Ponte Alla Carraia, von der man die Ponte Vecchio von der anderen Seite fotografieren kann, das machen auch nicht viele. Von der Seite wirkte die Brücke viel lebendiger und für mich viel eindrucksvoller.

Danach ging’s durch das Banken- und Edelboutiquenviertel zurück zum Dom und dann durch die gefüllten Strassen hin zur Touri-Info gegenüber vom Bahnhof. Nach erster kurzer Erkundigung wurden wir in die Passage unter dem Hauptbahnhof geschickt. Dort gibt es nur kleinere Boutiquen, Läden, Frisöre / Nagelstudios, Bäcker. Die Zeit ist da irgendwie in den 80er / 90ern stehen geblieben… Nach einmal Durchlaufen haben wir nichts gefunden. Dann ging es wieder zurück zur Touri-Info, wo Lukas zur Ticketcorner geschickt wurde und dort ganze 20 min (ich weiss es nicht mehr genau, aber es hat eeeewig gedauert) verschwunden war. Danach kam er wieder – ohne Tickets, aber mit Namen des Ladens, der Tickets verkauft. Aha, ratet mal wo: Genau, in den Passage des Hauptbahnhofes. Wir sind dann allen Ernstes bestimmt zweimal komplett durch die Passage gelaufen, hin und her, hin und her. Alter, gab es da Läden. Am anderen Ende haben wir den Plattenladen, ja genau, ein Plattenladen, der auch CDs verkaufte, gefunden. Lukas ist rein und kam keine 2 Minuten später wieder aus – ohne Tickets. Es gäbe hier noch einen Laden mit dem Namen. Also nochmal durch die Passage und sämtliche Läden anschauen, und siehe da – es gab den Laden wirklich: Ein Gamer-/Platten-/Musikladen. Keine Ahnung, was das war. Lukas ist rein, ich hab mich draussen an den Brunnen gesetzt, neben ältere Damen, die Mirabellen gegessen haben. Und dann kam Lukas wieder – mit einem fetten Grinsen im Gesicht und den Tickets. Gott sei Dank, Halleluja!

Daaahaan ging es endlich durch die Strassen zurück zum Auto gelaufen. Wenn man sich auch durch die Seitenstrassen mit dem Feierabendtrubel treiben lässt, so wie wir das gemacht haben, kann man in kleinen Läden lecker einkaufen, wie beim Bäcker. Keine Ahnung, was das für Gebäck war, aber mit Händen und viel zeigen kam was wirklich Leckeres bei rum.

Wieder zurück am Parkplatz hatte ich noch die Idee, nach Fiesole hochzufahren, einem kleinen Bergdorf oberhalb von Florenz, von dem man einen supertollen Ausblick auf die Stadt haben soll. Das wusste ich noch von unserer Klassenfahrt von vor 17 Jahren… Nun gut. Dank Feierabendverkehr, wunderbarer Verkehrsführung und ungeduldigen Italienern dauerte es zwei Extra-Runden, bis wir auf dem richtigen Weg nach Fiesole waren. Kaum fährt man aus der Stadt raus, zieht sich eine kurvige Strasse den Berg hoch. Und höher und höher. Von Aussicht kann man bei all dem Gebüsch und den Gartenmauern nicht reden. Endlich in dem kleinen Bergkaff angekommen, sind wir den Parkschildern gefolgt, die uns in sauenge Einbahngassen geführt haben. Der Parkplatz hätte uns auch noch ein paar Euro gekostet, die ich zu geizig war, auszugeben, nur damit ich 5 min mal auf Florenz gucken kann. Also haben wir irgendwo an der Hauptstrasse am Hang geparkt, sind zum Marktplatz vorm Rathaus und haben die achsotolle Aussicht gesucht. Es gab ein Restaurant, das Aussicht versprach, aber sehr teuer aussah, dann noch ein Kloster mit Schildern, die einen wunderbar steilen Teerweg hinauf deuteten, und da stand was von 30 min laufen, am Arsch. Also sind wir wieder zurück zum Rathaus und rechts davon eine kleine Gasse rein, weil da auch andere Touris lang gelaufen sind. Da ging es auch den Hang rauf, aber nicht lange und dann öffnete sich zur rechten die kleine Häuserfassade und machte Platz für einen Olivenhain mit Blick auf Florenz.

Jut, ist jetzt nicht so Bombe. Wer sich aber noch das Kloster ansehen und 30 min auf der anderen Seite des Dörfchens den Berg rauf kraxeln will, für den is Fiesole sicher eine schöne Ergänzung zum Florenzbesuch. Wir sind dann einfach zu unserer FeWo zuürck und haben den Abend bei Wein, Schinken, Käse und Brot ausklingen lassen.

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