Urlaub 2017, Part II. Erst gab es im Juli eine Woche lang die Sonnenseite der Toscana, dafür gab es jetzt Ende August die Sonnenseite Südfrankreichs – Eine Woche lang Provence. Da war noch keiner von uns beiden und daher war ich besonders gespannt, was wir alles sehen und erleben werden.
Also erst mal zum ersten Tag. Na gut, also wenn man es genau nimmt, haben wir den ersten Tag damit verbracht, acht Stunden lang unseren Popo fit Auto lach zu sitzen und grüne Landschaften an uns vorbei rauschen zu sehen. Denn auf dem Weg erst gen Westen und dann gen Süden in den zweiten mehr als wohl verdienten Urlaub war mit dem Endziel Avignon nicht mehr viel anderes drin als Auto fahren. Aber immerhin mit der Vorfreude, endlich einen Tapetenwechsel geniessen zu können. Die letzten Wochen waren für mich sehr intensiv, so dass der Cut aus dem brutalen einnehmenden Alltag umso rascher kam als gedacht. Deswegen war ich an diesem ersten Tag auch noch nicht so ganz im Urlaub angekommen… Das wird, dachte ich mir.
Jedenfalls haben wir auf unserer Fahrt gen Süden nur zwei Pausen gemacht, eine Kaffeepause und eine „Wir brauchen morgen noch was für die Fahrt, weil morgen Sonntag ist und keine Läden offen haben“-Pause in einem Hypermarché (der Kette Auchan)- einem superduper Supermarkt in der gefühlten Grösse von zehn Fussballfeldern. Zwischendrin habe ich noch ein Hotel an der Stadtmauer zur historischen Altstadt von Avignon gebucht, aber eines der kleinen Highlights an dem Tag war der Besuch im Hypermarché, auch wenn wir nur das Nötigste gekauft haben und viel zu wenig Zeit hatten. Aber mein Freund fand es super. Allein der Gang in dem Hypermarché war so breit wie der kleine Supermarkt im Ganzen. Und Lukas hatte echt Probleme, sich wieder aus dem Angebotewunderland zu lösen. Er wäre gern länger geblieben. Aber wir mussten noch n Stück weiter.
Angekommen in Avignon, haben wir im Aparthotel Sainte-Marthe eingecheckt, also ich hab es auf Französisch versucht, mit etwas Eierei und Englisch hat es dann doch geklappt. Das Hotel hat zwei Parkplätze, einen oberirdisch mit Tor und einen unterirdisch in einem Parkhaus mit scheissenger Einfahrt, aber Privattor. Für eine Nacht war das ok, auch das Zimmer, aber gemütlich ist was anderes. Dafür war der Ausblick aus unserem Zimmer in Richtung Papstpalast im Sonnenuntergang fantastisch.
Nach etwas frisch Machen, sind wir durch das Stadttor nahe der Universität, der Porte Saint-Lazare, in die Gassen Avignons spaziert. Also tagsüber mag das hier sicher einen angenehmen Eindruck machen, aber bei Dämmerung und Dunkelheit fand ich es weniger beschaulich. Hier gab es viele kleine Kioske / Dönerbuden, davor junge Männer, die uns hinterher schauten (ja, ok, wir waren ja auch Touris, die einzigen Menschen auf der Strasse, neben dem jungen Studentenpaar, das uns schnatternd, aber zügig überholte), aber so ganz wohl war mir nicht dabei. Mein Freund hat das nicht bemerkt.
Ab dem Place Croix Belle wurde es dann wieder touristischer, da waren nämlich die Tische der Restaurants aufgereiht und voll, die Strassen waren heller beleuchtet, der huckelig-wacklige Fussweg wurde zum glatten, polierten Steinboden, die Häuser wirkten gepflegter, heller, freundlicher. Egal, in welche Strasse wir bogen, überall waren Leute, vor allem auf den Plätzen war das Gequassel in der lauen Sommernacht zu hören. Überall hatten Restaurants ihre Tische auf den Strassen und Plätzen aufgestellt, es wurde lecker Essen aufgetischt, das mit viel Erzählerei verzehrt wurde, die Leute standen teils Schlange, um einen der begehrten Plätze zu ergattern. Genau das ist es, was ich an Frankreich mag. Das Leben findet im Sommer halt draussen statt. Und so sind durch die pulsierenden Gassen der Altstadt bis zum Papstpalast spaziert. Der Platz davor war ein einziger Treffpunkt für Touristen und Einheimische, mit wieder kleinen Strassenrestaurants unter majestätischen Platanen und mit Gitarrenmusik eines Strassemusikers, die über den ganzen Platz hallte. Die Lichter der Stadt tauchten den Platz und den Palast in ein helles Licht, was besonders elegant wirkte. Der Papstpalast ist an sich schon ne Wucht, ein riesiger Kasten, der die Stadt dominiert. Wie der Domain Köln, nur bulliger. Das Teil macht schon Eindruck.
Nur lockte uns noch der Berg hinter dem Palast, der zum hügelartigen Park Rocher des Doms führte. Hier ging es erst fröhlich ab. Über all kamen uns Menschen mit Weingläsern entgegen, die sich auf die Wiesen oder an den Rand des Weges setzten und ausgelassen unterhielten. Je weiter man den Hügel rauf kam, desto voller wurde es, desto lauter wurde die Live-Musik. Hier oben fand gerade ein Weinfest statt und die Menschen tummelten sich vor der Bühne und vor allem an den Weinbuden. Und was war die Stimmung hier ausgelassen und fröhlich. Jeder, der auf das Fest kam und die Bühne erblickte, hat erst mal angefangen zu tanzen. Die Musik war richtig ansteckend.
Nach einer Runde über das Weinfest, sind wir wieder runter in die Stadt und haben in einem kleinen Restaurant, das wir schon auf unserem Hinweg entdeckt hatten, zu Abend gegessen. Es gab ein Zwei-Gänge-Menu mit Ziegenkäse und Salat als Vorspeise und Schweinefilet und Gemüse für mich bzw. Entrecôte und süsse Crème als Dessert für Lukas. Danach sind wir sehr, sehr weiter durch die Gassen geschlendert, in denen die Bars gegen 23 Uhr langsam zu machten, und an einem ganz anderen Punkt der Stadtmauer herausgekommen. Da ja unser Hotel gegenüber Stadtmauer war, nur am anderen Ende, musste wir nur der Mauer nach links folgen.
Dabei bemerkten wir Damen in Ausgehklamotten, die an den leeren Bushaltestellen warteten. Lukas dachte, die Mädels warten auf den Bus, aber soweit ich das einschätzen konnte, fuhr um diese Zeit keiner mehr. Als sich dann eine der Damen lassiv in ein anhaltendes Auto beugte, wusste ich, wohin der Hase läuft. Mein Freund wollte mir erst nicht glauben. Aber als wir dann an der Bushaltestelle vor unserem Hotel an zwei Mädels vorbei gekommen sind, deren Busen uns fast ins Gesicht gesprungen ist, hat er mir dann doch geglaubt. Der Stadtring Boulevard Limbert war der Strich von Avignon… Läuft.