Ehrlich gesagt, es gibt Schlimmeres. Heute war einfach nur Miami Beach geniessen und zwar in vollen Zügen. Nach dem Frühstückchen auf unserer Hotelveranda mit sehr vielen anderen Gästen haben wir unsere Strandsachen gepackt und sind zum Ocean Drive und von da über die kleine Düne an den Strand von Miami Beach.

Alter Falter, was ein Wind hier wehte! Das zog uns fast die Basecaps von den Köpfen. Aber es war auch voll egal, denn der Ausblick war (und ist) der absolute Hammer: Helltürkisblaues, glasklares Wasser mit wilden Wogen, die sich in weisser Gischt am hellen Sandstrand brechen. Leute, ich hab noch nie ein so wunderschönes Meer gesehen. Helltürkis, ohne Scheiss. Weiter hinten wurde es etwas dunkelblauer, aber gen Horizont wieder türkis. Über uns am Horizont tummelten sich Schäfchenwolken am blauen Himmel und die Sonne zauberte goldene Funken auf das Meer. Es ist ein absoluter Traumblick – trotz Wind.

Wir sind dann Richtung Süden am Wasser entlang gelaufen und haben festgestellt, dass jedes Rettungsschwimmertürmchen anders aussieht, sehr farbenfroh und individuell gestaltet. Alle Türme waren besetzt und überall wehte in der Steifen Brise die rote Flagge – das ist quasi Schwimmen auf eigene Gefahr und die zweithöchste Stufe. Danach kommen nur noch 2 rote Flaggen und dann darf man gar nicht mehr ins Wasser.

Doch den Badegäste hat der Wind nichts ausgemacht. Viele waren entweder nur mit den Füssen, bis zur Hüfte oder auch mit dem ganzen Körper im Wasser. Und das Wasser war einfach herrlich – schön warm und angenehm erfrischend. Während wir so am Wasser entlang spaziert sind, flogen über uns zahlreiche Möwen, die sich vom Wind treiben liessen und kleine Schatten auf den Strand warfen. Einige kleine Strandläufer suchten in den blumigen Algen nach Essbaren und liefen zügig davon, wenn man mal etwas näher kam – die Schisser. Doch plötzlich flog ein dunkler Schatten über uns, ich schaute hoch und war sprachlos und sofort begeistert: Dat war’n wilder Pelikan. Ganz in grau mit weissen Flügeln. Er und seine Kumpels machten die Küste sicher und stürzten sich immer wieder in die türkisen Wellen, auf der Suche nach Fischen. Ich hab noch nie Pelikane so nah gesehen. Denen waren die Touristen um sie herum fast egal und sie liessen sich in ihrer Mission nicht stören.


Beim Weiterspazieren am Strand gen Süden lagen hier und da vereinzelt Touristen in der Sonne, planschten im Meer oder sassen in den Wellen am Strand. Eins muss ich den Amis hier lassen: Hier zeigt man, was man hat. Die Barbies, knackig, durchtrainiert, schlank, zeigen sich mit perfekt sitzendem Bikini, der den Popo gut betonte, oder, die Kens in gut sitzender Badeshorts, damit mann die Muskeln obenrum betonen kann. Oder aber die Amis zeigten jede Menge Selbstvertrauen, denn fast alle Frauen in sämtlichen Formen trugen Bikini. Der Anblick ist hier völlig normal. Leider trugen manche Herren auch nur ein knappes Höschen, das zwar das Nötigste bedeckte, aber auch alles erahnen liess und dabei die sonnengebräunte Plauze betonte. Manches wollte man gar nicht sehen und es wurde einem präsentiert. Nun gut, der Blick auf den Atlantik hat das alles wieder wett gemacht.


Wir haben uns dann auch eingerichtet und das Strandtuch mit allem beschwert, was wir hatten, inkl. unseren Hintern. So haben wir uns insgesamt drei Stunden lang in der steifen Brise und Florida-Sonne gebräunt. Ich war ein paar Mal im Wasser, nur bis zur Hüfte, weil ich doch gemerkt hab, dass das wunderschöne Meer einen Sog hat. Trotzdem kann man weit reinlaufen, da es recht flach ist. Nur ich hatte etwas Respekt vor den Wellen. Wenn ich nicht im Wasser war, hab ich Leute beobachtet oder gelesen und mich regelmässig gedreht. Trotz eincremen und Basecap habe ich mir eine leichte Röte zugezogen, die hoffentlich bald braun wird. Also nie die Sonne Floridas unterschätzen und am besten Sonnencreme vor Ort holen. Unsere europäische hat versagt…


Nach drei Stunden Rösten, Fönen und Sandpeeling sind wir bis zum Ende des Strands an den South Point gelaufen. Das ist ein neu angelegter Pier, von dem man den Miami Beach sowie auch bis nach Miami Downtown sehen kann oder aber auch einfach das herrlich Türkise Meer vor einem geniessen kann. Ich kann es einfach nur nochmals betonen: Das Meer hier ist so wunderwunderschön, das leuchtende Türkis ein Traum und ich kann mich nicht daran satt sehen.


Wir sind dann an den teuren Wohnhochhäusern vorbei (ca.43 qm ab knapp $ 550.000 in den unteren Etagen), um den Ocean Drive entlang zu schlendern. Hier ist die Zeit irgendwie stehen geblieben, denn die Art-Deco-Häuser aus den 20ern wurden und werden restauriert und prägen das Strassenbild. Dazwischen stehen moderne Neubauten, die sich dem Art-Deco-Stil gut anpassen. Trotzdem haben mich die alten Häuser mehr fasziniert. Jedes ist so einmalig, aber dennoch erkennt man sie leicht an dem leicht kubistischen Bau, den kleineren Fenstern mit geteilten Fensterscheiben, an den filigranen Mustern an der Front, an den abgerundeten Ecken, an den tollen Farben, an der Grösse. Denn die alten Häuser sind selten höher als ein vier, fünf Stockwerke.



Bei dem Anblick der Art-Deco-Häuser kann man sich genau vorstellen, wie es hier in den 20ern und 30ern ausgesehen hat. Am Ocean Drive und der Parallelstrasse Collins Avenue, die auch tolle Bauten hat, weniger spektakulär als auf dem Ocean Drive, dafür mit eigenem Charme, etwas authentischer, wimmelt es natürlich vor Touristen, die entweder die Strasse entlang bummeln, Fotos machen oder in den Kneipen sitzen und das Treiben beobachten. Auf den Strassen werden ebenfalls Autos gezeigt, Lamborginis, BMWs, Mercedes, Dodges, Mustangs, mal Ferrari oder Porsche, oder ein schöner Oldtimer – alles dabei.

Am Abend wird der Ocean Drive zur Ausgeh- und Flaniermeile schlecht hin. Die Restaurants werben um jeden Gast mit Sonderrabatten und aus jeder Kneipe dröhnt laute Latinomucke. Hier sind wirklich nur Touristen unterwegs, und vor allem Frauen in ihren schönsten Outfits, die zwei Grundregeln hatten: möglichst eng und wenn es geht kurz und knapp. Ihr müsst wissen, am Ocean Drive ist es abends sehr windig. Die kleine Düne da hinterm Strand hält ja nix ab. Am ersten Abend hab ich das etwas unterschätzt und keine Strickjacke mitgenommen. Wir sind ja in Florida, Sommer Sonne Fun und so. Na, eher nicht, wenn die Brise das Haar verwuschelt. Daher hab ich mich auch etwas gewundert, dass hier so viel Haut gezeigt wurde. Gut, die Mädels hatten auch etwas mehr auf den Rippen als ich. Aber es war echt frisch.

Naja, wir haben uns in Restaurant gesetzt, das mal keine Latinomusik grölte, dafür andere laute Musik. Unterhalten ist da eher Anschreien, der Wind tut sein übriges, trotz des Feuers hinter mir. Das Essen war ok, halt ein Tourischuppen, der Service sehr freundlich. Wir haben „antialkoholische Drinks“ gehabt, die in einem normalen 0,5l Plastikglas kamen. Die anderen Touristen haben Magueritas oder Cocktails für zwei genommen. Die kamen dann in Gläsern, in denen Barbie locker hätte ein Bad nehmen können, auch mit Ken. Die Gläser hatten einen Durchmesser von so vielleicht 25 cm. Ja, in Amerika ist alles grösser. Und alle Preise werden netto ausgeschrieben. Wir haben durch die nette Lady, die uns angequatscht hatte, 30% Rabatt bekommen, der die Steuern und den Service gedeckt hat. Aber immer hin.
Am zweiten Abend nach unserem Strandbesuch haben wir gesagt, wir machen keinen Ocean Drive am Abend mehr, nicht zum Essen. Von unserer Bus-Tour wussten wir, dass man in der Lincoln Road gut shoppen gehen kann. Also sind wir da mal noch kurz hin. Und die ist echt schön. Eine lange Flaniermeile mit allerlei Geschäften in schönen Art-Deco-Häusern. Dazwischen kleine Restaurants, Cafés und Bars. Es gibt hier alles, was wir auch haben (H&M, Zara, Urban Outfitters,…), und teure Geschäfte (Guess, Gap, Läden ohne Preisschilder). Schön fand ich die Grünanlage mit Sitzgelegenheiten in der Mitte: Hier gab es verwucherten, blühenden und tief hängenden Bäume, Brunnen und einen Teich, der einen kleinen Mini-Mangrovenwald imitiert. Also echt ein Hingucker.
Zum Abendessen hatten wir beschlossen, mal auf die Collins Avenue, die Parallelstrasse zum Ocean Drive, zu schauen. Auf dem Hinweg zur Shoppingmeile hatte ich einen kleinen Tacoladen namens Taquiza entdeckt und wollte den mit Lukas ausprobieren. Er ist etwas im Souterrain, hat was von einer schicken Bretterbude und sein Outdoor-Sitzbereich ist von Palmen gesäumt. Oben drüber wurden Lichterketten von der Bretterbude zu den Palmen gespannt, was dem Ganzen echt was Gemütliches gab, direkt an der Hauptstrasse.
Und das Essen ist megalecker: Es gibt diverse Tacofüllungen (Schweinefleisch gekocht in einem Sud mit Bananenblatt, Zimt und Kräutern, Hühnchen mit grüner Salsa, kleingehackte Chorizo,…). Dazu kann man noch Beilagen wie Quinoa-Salat (saulecker und frisch) und lila Kartoffelspalten-Pommes mit Guacamole bestellen. Es war ordentliches, bodenständiges, mexikanisches Street Food, das wirklich sehr, sehr köstlich war. Mit einem Sangria im Plastikbecher und unter den Lichtern der Palmen haben wir unseren letzten Abend in Miami ausklingen lassen.