Welcome to Miami!! Ja, wir sind da, in Miami, der Stadt, die man aus vielen Filmen und Serien kennt – und so richtig glauben, kann ich es noch nicht. Gestern Morgen haben wir auf der Veranda unseres kleinen Hotels gemütlich in der Sonne gefrühstückt und den Verkehr beobachtet. Passiert ist hier allerlei, aber verdammt warm war es schon am frühen Morgen – um 10 Uhr. Das waren wir bisher noch nicht so aus Zürich gewohnt.
Für den ersten Tag hatten wir uns einen ruhigen Start überlegt: Wir haben eine Hop-on-Hop-Off-Bus-Tour gemacht, damit wir alles Nötige von der Stadt sehen, ganz gemütlich, und dann da aussteigen, wo es uns gut gefällt, um mit dem nächsten Bus der Linie dann weiter zu tuckern. Von unserer Erfahrung in LA wussten wir noch, dass man in den USA niemals die Distanzen unterschätzen sollte, nie! Und wenn man sich bewegen möchte, braucht man einen Motor – entweder im Auto oder Bus. Sonst gibt das nix. Und entspannt und gemütlich schon gleich gar nicht.
Noch vor dem Frühstück haben wir bei Big Bus Tours online zwei Tickets gebucht, für ca. $44 pro Nase, die man mit Kreditkarte oder Paypal bezahlen und sich dann auf’s Handy schicken lassen kann. Der QRC-Code wird dann im Bus eingescannt und man bekommt eine Quittung, die man bitte nicht verliert, weil sonst ist das Ticket und damit die Erlaubnis, im Bus mitzufahren, weg. Darauf komme ich später zurück.
Es gibt noch weitere Veranstalter von solchen Bustouren, aber Big Bus Tours machte für uns laut Internet den günstigsten und besten Eindruck. Bis wir die Bushaltestelle gesucht haben. Leider sind die nicht immer deutlich gekennzeichnet. Wir haben dreimal an verschiedenen Stellen gefragt, weil halt kein Bus kam, und die haben uns immer die gleiche Bushaltestelle genannt.
Also haben wir da geduldig gewartet, und es kam dann auch endlich mal ein Bus (so ca. alle 30 min). An Board gibt es ein Offendeck oben, auf dem ein Tourguide verschiedene Infos live auf Englisch erzählt, oder man kann auch den Audioguide in verschiedenen Sprachen, u.a. auch Deutsch, nutzen. Nur leider hat die Technik immer wieder versagt, so dass man die Tourguides schlecht oder gar nicht verstand. Dafür lief der deutsche Kanal super und die Infos waren echt klasse mit etwas Historie und Kultur.
Mit der blauen Linie der Big Busse ging es einmal quer durch Miami Beach, überall waren wunderschöne Art Deco Hotels aus den 20ern bis hin zu den riesigen Pracht- und Schickeria-Hotels am nördlichen Ende.
Gegenüber, auf der Westseite von Miami Beach, ist ein Inselabschnitt, auf denen sich die Neureichen um die 1930er rum kleine Villen bauten, die heute noch verdammt schick aussehen. Davor tümpeln nette kleine Yachten. Wir haben auch hier erfahren, dass in es Miami Süss- und Salzwasser gibt und man nur in Miami (oder Florida) deswegen Alligatoren und Krokodile zusammen sehen kann. Miami stammt übrigens von einem Wort der Ureinwohner ab und heisst so viel wie „Süsswasser“.
Von der wunderschönen Art Deco Ecke mit Strand ging es über die Brücke (MacArthur Causeway) in Richtung Wolkenkratzer von Downtown (Postkartenfotolalarm). Auf der nördlichen Seite der Brücke liegt Fisher Island, die von den Stars und Sternchen der internationalen Musik- und Filmwelt und deren Freunde bewohnt wird. Wohnt man da nicht oder hat man da keinen Freund, darf man da nicht drauf. Marktpreise liegen so ab $18 Mio aufwärts. Joa, vielleicht später mal.
Spektakulär ist die Anfahrt nach Miami Downtown, weil die Wolkenkratzer eine wunderschöne blau-silberne Skyline bilden, in denen sich teils Wolken und Meer spiegeln. Die Wolkenkratzer sind teils Finanzhochhäuser, teils aber auch teure Wohnhäuser mit Blick auf den Hafen und das türkisgrüne Meer. Zwischen all den blau-silber-gläsernen Hochhäusern fällt der Freedom Tower, der von 1926 bis in die 80er das DER einzige Wolkenkratzer Miamis war, regelrecht auf: Er ist gelb-rosa und ähnelt einer Kirche. Er war Anlaufstelle für die kubanischen Flüchtlinge. Seine Architektur und Farbe steht sprichwörtlich im Kontrast zu seiner Umwelt. Echt schön.
An der Central Station mit tollem Blick auf den Hafen oder die Hochhäuser, kreuzt sich die blaue Linie der Big Bus Tours sich mit der roten und wir sind umgestiegen. Die rote Linie fährt durch den Rest von Miami City auf dem Festland. Ach ja, die Central Station ist kein Bahnhof in dem Sinn, sondern der „Busbahnhof“ der Big-Busse. Daneben ist ein Einkaufszentrum…
Schwuppdiwupp waren wir gen Midtown unterwegs, das Viertel hinter den Wolkenkratzern. Und da wird Miami recht nüchtern, denn die Eleganz der Sky Scrapers, die die Skyline von Miami definierten, verschwindet und es zeigt sich das raue, einfache Gesicht der Stadt mit Baustellen, einfachen, Einfamilienhäusern, die höchsten zweistöckig sind und ab und zu mal n neuen Anstrich bräuchten. Dazwischen tummeln sich Shops, Läden und Werkstätten, es gibt unbebaute Gelände, die staubig und verdreckt sind. Auf den europäischen Touristen wirkt es nicht wirklich einladend.
Interessant und bunter wird es wieder in Wynwood, das nur so von Street Art wimmelt. An jeder freien Wand kann man ein Gemälde entdecken, jedes in seinem individuellen Stil und in jeglichen Farben und Motiven. Und diese Street Art gibt dem Viertel das Besondere etwas. Hier ist wirklich jedes der zweistöckigen Häuschen angemalt, am besten auf allen Seiten. Es gibt gesprayte Sprüche auf den Fusswegen, neben alternative Cafés, Diners, Läden und Galerien. Das Viertel hatte was vom East Village in New York. Der Tourguide meinte, dass man 2 Tage braucht, um alle Gemälde in dem Viertel zu sehen. Und Wynwood ist 10×10 Blocks gross. Gut, das haben wir ganz nicht geschafft. Am Wynwood Park sind wir ausgestiegen, um uns den Park und die Strassen drum herum anzusehen.
Wir haben uns eine Stunde treiben lassen und zig Fotos von ca. 2-3 Blocks gemacht, denn da is echt jeder Meter bemalt. Es ist echt faszinierend, wo man alles Bilder findet und wie viele Stile es hier gibt. Wir fanden es super. Als es anfing zu regnen, sind wir kurz in eine Bäckerei (Zak the Becker), die eher eine Industriehalle war, weil alles offen, und haben uns, Zimtgebäck gekauft. Sehr sehr lecker.
Danach ging es mit dem Bus weiter durch das Viertel der afroamerikanischen Einwohner, vorbei an dem wirklich hässlichen Miami Police Department und seinem College, bis hin nach Coral Gables. Hier liessen sich die anderen Schönen und Reichen einzelne Villen auf grosse begrünte Grundstücke bauen, die von knochig gewachsenen und verzweigten Bäumen gesäumt wurden. Die Flora hier hat echt suptropischen Charakter, weil die grossen Bäume selbst nochmals von anderen Kletterpflanzen eingenommen werden und es aussieht wie im Dschungel. In Coral Gables kann man wie in Beverly Hills ein Haus nach dem anderen fotografieren, weil sie alle sehr mondän und prunkvoll sind. Ich fand es echt schön hier, romantisch, verwunschen wie bei Dornröschen durch das ganze Grün. Nur machte es keinen Sinn, auszusteigen, weil man zu Fuss durch die Zäune und/oder das dichte Grünzeug und die hohen Bäume hier fast nichts sieht.
Von Coral Gables aus ging es nach Coconut Grove, wo vor allem an der Strandpromenade ein fettes Wohnhochhaus steht oder hochgezogen wird. Hier ist auch der Hafen mit Yachten und vielen kleinen Fischerbooten. Wir sind hier kurz ausgestiegen, weil ich dachte, man käme ans Wasser. Nee, nicht so ganz. Man kommt an den Steg bzw. die Piere am Hafen und hat ein Meer von Masten vor sich. Aber wir haben einen Leguan gesehen, der den Felsen am Hafen entlang lief und uns nicht völlig getraut hatte, aber auch dachte, wir hätten Futter. Ein wunderschönes Tier mit grünschimmernden Beinen und gestreiften Schwanz.
Als wir dann wieder in den Bus hoppen wollten, hatten wir das Ticket nicht mehr, weil ich dachte, es wäre mit dem Wind davon geflogen, als ich was aus der Hosentasche holte. Da haben wir erfahren, dass wir eigentlich nicht mehr hätten weiterfahren dürfen, aber die ham uns trotzdem mitgenommen. Auf einen zweiten Blick in meine Tasche hab ich das Busticket dann doch noch gefunden und alles war gut. Es war ne andere Quittung, die da weg geflogen ist.
Unsere Tour wurde nun leicht windig und führte durch ein Wohngebiet mit vielen kleinen, einfachen, spanisch angehauchten Einfamilienhäusern, die ihren eigenen kleinen Garten hatten. Es gab sehr hübsch herausgeputzte, mit lila blühenden Büschen oder farbigen Fassaden und dann auch wieder weniger herausgeputzte Häuschen mit abblätternder, beider Farbe und braungrünem Rasen hinter Maschendrahtzaun. Nur wenige Häuser hatten einen Kamin, weil man den bei den hiesigen Temperaturen nicht braucht. Ausserhalb der Wohngegend wirkte das Viertel eher industriell bis kahl mit Tankstellen, Waschanlagen, Supermärkten und Fast-Food-Ketten. Ehrlich gesagt, hab ich mir Miami so gar nicht vorgestellt, weil es so normal war, so wenig charmant. Es war halt einfach da. Reizvoll war nur der Blick auf die Skyline von Downtown.
Von da ging es in die berühmte Calle Ocho, 8th Avenue, die durch Little Havanna führt. Laut dem Reiseführer sollte man hier Kuba-Feeling bekommen. Das Niedliche ist, dass es hier ganz viele kleine Läden, Cafés und Bars gibt, aus denen überall kubanische Musik tüdelte oder live gespielt wird, in denen es wunderbar nach gegrilltem Fleisch duftet, in denen Obst kunstvoll zu Bergen gestapelt werden und in denen Zigarren show-gerollt werden. Jedes Häuschen an der Calle Ocho ist auf seine Weise bunt gestaltet, wobei es sich noch in Grenzen hält, knallbunt ist was anderes.
Es gibt viele (Plastik-)Blumen, die Strassenbepflanzung ist in bunt bemalten Kübeln, selbst der Mäcces ist hier dem kubanischen Thema angepasst, es gibt einen kleinen Platz mit bunten Mosaiken und überall stehen mannshohe, bunte Gockel rum – wie die Kühe in München, Bären in Berlin oder Löwen in Leipzig. Der Gockel symbolisiert anscheinend das Leben der Latinos (Hahnenkämpfe wie ländliche Ruhe). Ebenso kann man (mehr oder weniger) versteckte Wandmalereien finden. Gesäumt ist die Strasse von Palmen und knöchrigen Bäumen, die vereinzelt gelb blühen. Auch wenn sich das jetzt echt farbenfroh anhört, es ist leider nicht ganz so bunt wie ich es mir vom Reiseführer her vorgestellt habe. Man kennt ja so ein paar Bilder von Havanna: Entweder sind die stark bearbeitet oder es ist da wirklich bunter.
Für mich war es mal ganz interessant, hier herzukommen, die Gegend zu sehen, aber umgehauen hat es mich nicht wirklich, leider gab es auch kein Kuba-Feeling, weil es für mich dann doch zu touristisch war. (Ja, das sagt die, die mim Touri-Bus durch die Gegend fährt…) Mich hat es auch nicht gereizt, die Seitenstrassen zu erkunden, weil sie in die Gegenden führten, die wir vorher gesehen hatten.
Also sind wir in den nächsten Bus wieder zurück nach Downtown gefahren, um dann wieder nach Miami Beach zurückzukommen. Bei unserem letzten Bus hatten wir eine ältere Lady als Tourguide, mit schweren Silberringen mit türkisen Steinen und tropischen Regenhut. Sie muss wohl den ganzen Tag schon getourt haben, weil ihre Stimme nachliess, und sie irgendwann die schnatternde Tourimenge anmeckerte, dass sie hier nicht weiter redet, wenn alle quatschen. Sie muss schon gegen den Wind reden (ja, der Fahrtwind), da kann sie nicht noch über die Quasselstrippen reden. Danach war Ruhe im Bus. Sie war auch schon so lange in Miami, dass sie noch die Zeiten erlebte, als der Freedom Tower der höchste Wolkenkratzer der Stadt war. Das war noch ne schöne Anekdote am Rande.
Kurz: So eine Bustour lohnt sich, wenn man alles mal entspannt sehen mag. Wer doch selbst auf Entdeckertour gehen will, dem empfehle ich auf jeden Fall ein Auto und einen Local (Einheimischen). Mein Reiseführer hat mich gut vorbereitet, aber die Einheimischen kennen dann doch die besten Wege, Parkplätze oder Kneipen.
Nach den ganzen Eindrücken haben wir uns im Hotel ausgeruht und sind abends nochmal auf den Ocean Drive. Mehr dazu gibt’s im nächsten Beitrag. 🙂