Meine erste Nacht auf der Insel verlief recht ruhig, bis auf das Rauschen am Fenster. Könnte das Fenster oder die Klima gewesen sein. Egal, als ich morgens zu normaler Stunde aufgewacht bin, war es draussen zwar hell, aber Sonnenschein sieht eigentlich anders aus. Es goss in Strömen auf den lapislazuliblauen Pool mit seinen drei gefliesten Schildkröten, der in dem Grau seiner betonierten Umgebung für einen freundlichen Farbtupfer in der Landschaft sorgte.
Gut, machste nichts wegen dem Wetter. Darauf hatte ich mich ja vorher schon eingestellt. Auf Hawaii ist gerade Winter. Winter ist hier die „Regenzeit“ und damit kann es mal durchschnittlich bis zu 9 Tage im Monat giessen. Da ich noch den Vormittag Zeit hatte, bevor ich meinen Freund und seinen Bruder am Flughafen traf, hab ich mir ein Taxi rufen lassen und bin in die Stadt gefahren, um Kultur zu erleben. Gut zu wissen ist, dass es eine Taxi-Flatrate von $25 in die Stadt gibt. Nicht von den asiatisch aussehenden Taxifahren sich in die Irre führen lassen, die tun so, als wüssten sie von nix und geben erst nach, wenn man die Flatrate direkt anspricht.
Eigentlich wollte ich mir Downtown Honolulu ansehen, aber da es hat so dusselig von oben war, habe ich mich fürs Kunstmuseum entschieden: das Honolulu Museum of Art (Eintritt $20, Di-So 10.00-16.30 Uhr). Was willste sonst bei Giesskannenwetter machen? Hauptsache Kultur und was sehen. Und es war wenigstens nicht kalt. Mit dem Taxi und einem sehr freundlichen Fahrer ging es durch den Berufsverkehr in die Stadt (Taxi-Flat in die / aus der Stadt für $25 pro Richtung, nicht bescheissen lassen!).
Vor dem unscheinbaren Museum versammelten sich schon die ersten (vornehmlich asiatischen) Touristen. Während ich da so wartete und den Regen und die wunderschönen massiven Bäume im Park gegenüber beobachtete, wurde mir etwas bewusst, dass ich gerade auf Hawaii bin, scheiss auf den Regen. Hawaii!!
Das musste ich erst mal sacken lassen und habe es bis jetzt noch nicht so ganz begriffen. Gestern noch in Zürich, heute am anderen Ende der Welt. Punkt 10 wurden die Türen geöffnet und die kleine japanische Reisegruppe huschte flux die Treppe rauf und blockierte die Kasse. Gut, ich hab an der anderen Kasse bezahlt und wurde von einer älteren Dame eingewiesen, wo es was zu sehen gab. Is ja nicht so, dass ich den Plan in der Hand hatte und sie mir den Plan vorlas. Aber gut, sie hatte Spass dran.
Das Honolulu Museum of Art ist grösser als es den Anschein hat. Es ist um mehrere kleine, gartenähnlich Innenhöfe mit Urlaubsflair angelegt. Diese Innenhöfe wurden thematisch nach den Ländern gestaltet, aus denen die Kunst in den umliegenden Gebäude stammte. Ein Beispiel: Die Kunst aus China und Japan war um einen kleinen chinesischen Garten mit Karpfenteich angelegt. Also wirklich mit sehr viel Liebe zum Detail gemacht. Zwei Cafés laden auch zum Verweilen ein (wenn es nicht gerade schüttet).
Dieses Museum ist für diejenigen von euch zu empfehlen, die an asiatischer und hawaiianischer Kunst interessiert sind. Die aus dem europäisch-amerikanischen Raum ist auch ganz ok, aber nur eine Mini-Stichprobe aus allen Epochen mit nicht zu bekannten Werken von dem, was wir halt sonst gewohnt sind. Da gibt es im MET in New York oder Kunsthaus Zürich mehr zu sehen. Spannend wurde es für mich in der Etage mit der hawaiianischen Kunst, die vor allem durch ihre Motive und Ausdrucksstärke bestach. Es gab hier alle Epochen vom späten 18. Jahrhundert bis ins 21.. Leider gibt es nur eine Etage mit der Kunst aus Hawaii, nur mich hat vor allem der Vulkanausbruch fasziniert. Als wäre der Künstler vor Ort gewesen.
Wenn man sich so durch das Museum treiben lässt und sich wahrscheinlich doch mal verläuft, so erlebt man die Vielfalt der asiatischen Kunst und Artefakten von Jahrhunderten vor Christi Geburt bis heute. Und mit asiatischer Kunst werden folgende Sparten abgedeckt: japanische, buddhistische, indische, polynesische, chinesische und koreanische Kunst. Und hier gibt es eher Skulpturen, Masken, Porzellan und Keramik als Bilder. Insgesamt fand ich es sehr interessant und teils wunderschön, teils naja.
Danach bin ich wieder zurück zum Hotel und hab meinen Freund und seinen Bruder vom Flughafen abgeholt, um dann den Mietwagen (inklusive Upgrade zum SUV) abzuholen und danach 20 min im Stau zu stecken. Ja, da es hier nur eine Autobahn gibt, staut es sich hier recht schnell.
Aber sobald wir in unserem süssen, geräumigen Appartment im 22. Stock am Ende von Waikiki angekommen sind, hatte der Regen aufgehört und die Aussicht vom Balkon hat alles im Stau stecken wett gemacht. BÄM! Aloha Hawaii!
So könnt ich jeden Abend nach Hause kommen oder aufwachen. Ist das schön hier. Weil es langsam Abend wurde und ich unbedingt den Sonnenuntergang sehen wollte, der ja einfach nur 5 Fussgehminuten von hier am anderen Ende der Strasse passiert, haben wir uns rasch frisch gemacht und ich hab Lukas wie auf Key West zum Strand gezogen. Dort haben sich schon die Sonnenuntergangsanbeter unter den Palmen und am Wasser versammelt und den glühendgoldenen Kreis am Horizont beim Sinken beobachtet. Und nochmal: Alter, ist das schön hier. Die Wolken am Himmeln, das Licht der Sonne, das Wasser, das kühle Nass der Wellen, das unsere Füsse umhüllte, das war einfach traumhaft schön. Da war es ja auch ganz egal, dass sich hinter uns die Hotelhochhausklötze hochzogen. Vor uns zeigt sich die Natur in ihrem schönsten Licht und es war einfach nur genial.
Da wir ja auf Hawaii näher am Äquator sind, geht das Spektakel „Sonnenuntergang“ keine 15 min. Zack, bums, aus Feierabend. Wenn die Sonne sich hinter dem Horizont verabschiedet hat, kommt die Dunkelheit der Nacht recht schnell. Es bleibt ein immer schwächer werdender orange-rosa-goldener Schimmer, der irgendwann schwarz wird. Ah, ich könnt mich dran gewöhnen….