Unser dritter Tag auf der Insel sollte der erste richtige Strandtag werden. Doch bevor es losging, gab es erst mal Morgenkaffee auf der Terrasse mit Blick auf das Meer und Lanai, die Insel gegenüber.
Und es wurde nach Buckelwalen Ausschau gehalten. Mit grossem Erfolg. Denn am Morgen tummelten sich Wale in der Bucht, genauer gesagt, von uns aus gesehen, am Horizont. Einer nach dem anderen sprang wie ein Delfin aus dem Wasser und liess sich mit einem fetten Platscher fallen. Grossartig. Ich hab mich gefreut. Wie ein Schneekönig und beobachtete aufgeregt mit wachsamen Blicke die Bucht und den Horizont. Es gab wirklich immer einen Buckelwal, der sich ganz oder zum Teil gezeigt hat. Als mein Freund dann dazu kam, war das Wal-Kino irgendwie erstmal vorbei. Es war komischerweise kein Wal mehr zu sehen, ab und zu noch mal eine Flosse, aber nicht das volle Spektakel. Nach etwas Tagesplanung haben wir dann noch einen Wal beobachtet, der direkt vor uns durch die Bucht schwamm und mit der Brustflosse aus dem Wasser kam. Ich hätte ich da weiter stundenlang sitzen können, so traumhaft schön war diese Aussicht mit diesen sanften Riesen, die es sich in ihrer natürlichen Umgebung gut gingen liessen.
Nun gut, wir haben unsere Strandsachen eingepackt und dann es ab gen Süden, immer an der Sonne entlang. Die Strasse führt an Kihei vorbei durch Wailea, das Naples von Maui, wo ein fettes Hotel nach dem anderen protzte, Four Seasons, Waldon, Grand dies, Grand das, mit fettem gepflegten Garten drum herum, natürlich direkt am Wasser. Die Strasse war doppelspurig und die Fahrtrichtungen von einem Grünstreifen mit kurz geschnittenem Rasen und Postkarten-Palmen getrennt. Wenn mal kein Hotel da stand, dann gab es mal n Golfplatz, hier einer, da einer, dazwischen etwas Meer, dann wieder Hotelklotz, Golfplatz, Meer.
Nach dem Naples-Küstenabschnitt wurde Strasse (einspurig) und Strände wieder normal, mit Kiefernwäldern und ohne Villen. Wir sind die Strasse bis zum Ende gefahren, sie wurde immer enger und holpriger und hügeliger. Sie führte durch ein riesiges Lavenfeld führt, das wie umgegrabene Erde aussah, nur dass die Erdbrocken viel grösser waren. Ich hab so was noch nie gesehen, es war einfach faszinierend. Laut Reiseführer ist das Lavafeld vom letzten Ausbruch des Haleakala im Jahr 1790 und es ist heute Nationalschutzgebiet Ahihi Kinau. Wenn man das so gesehen hat, dann möchte man keinen Vulkanausbruch miterleben, das waren gewaltige Massen, die da rumlagen.
Am Ende der Buckelpiste namens Strasse haben wir nahe der Makena Ranch geparkt und sind die letzten Meter bis zur La Perouse Bay gelaufen. Die Bucht hat ihren Namen von dem ersten Europäer, dem französischen Admiral Perouse, der hier an Land ging – und zack markiert er die Bucht wie ein Rüde mit seinem Namen…
Aber ein schönes Fleckchen Erde hat er sich da zum Markieren ausgesucht: Schwarze Felzen, heller Sandstrand, tieftürkises, kristallklares Wasser. Einfach paradiesisch. Weniger paradiesisch war, dass man hier nicht ins Wasser konnte, weil es sehr felsig und steinig war. Einige Schnorchler waren unterwegs, aber die hatten mehr Spass als die fussbadenden Touris.
Auf der Suche nach einem passenderen Strandabschnitt mit gutem Einstieg ins Wasser sind wir einen Teil des Lava Fields-Kings Trail gelaufen, der durch das Lavafeld an der felsigen Küste entlang führte, durch schattige Waldhaine, vorbei an Minibuchten mit wunderschöner Aussicht oder Felsen mit Löchern und rauschenden Wellen.
Da habe ich gemerkt: Eine Flasche Wasser und FESTES Schuhwerk ist hier sehr wichtig und nur von Vorteil, weil die kleinen Lavasteine spitz sind (barfusslaufen ist also nicht), der Weg felsig und nicht immer gerade und der Sand in Ballerina mit schicken, modischen Löchern schön eingesickert ist. Läuft.
An einer kleinen Bucht, wo der Hoapili Trail beginnt, haben wir eine Pause gemacht. Hier gab es so was wie einen Sandstrand, aber mit ganz groben Sand, so grob, dass man die kleinen Muscheln, aus denen er bestand, ohne Brille erkannt. Das sind alles wunderschöne kleine Kunstwerke, jedes einzigartig. Da ich die aber nicht mitnehmen durfte, habe ich sie einfach durch die Hand rieseln lassen. Ins Meer kamen wir auch nicht, weil der Einstieg über klitschige Felsen ging. Aber dafür war die Aussicht wunderschön.
Nach einem Apfelsnack sind wir wieder zurück zu Auto gekrackselt und zum nächsten Strand gefahren – Makena Beach. Dort haben wir uns schön in die Sonne gepackt und sind in das kühle Nass gesprungen. Die Wellen waren hier nicht hoch, aber hatten gut Zug. Naja, ich hab erst später gelesen, dass 2016 ein Bullenhai dort jemanden tödlich angegriffen hatte, lalalala. Da wurde mir dann doch kurz mulmig. Aber abgesehen von den Meeresbewohnern ist Makena Beach ein wunderschöner, weiter hellgelber Sandstrand, der auf der einen Seite mit einem grünen Wäldchen und Lifeguard-Aussichtstürmen begrenzt ist und auf der anderen Seite mit türkisfarbenen Wasser. Es sah aus wie auf einer dieser Urlaubspostkarten.
Was man auf dem Foto nicht sieht, ist, dass es windig war. Sehr windig. Das bedeutet auch SAND. Überall hatten wir Sand. Wenn man aus dem Wasser kam und zu seinem Platz ging oder wenn man sich eingecremt hatte, man sah mit einem Windstoss aus wie sauber panierte Schnitzel. Und scheisse tut das weh, wie zig kleine Nadeln, die abwechselnd in die Haut stechen. Irgendwie haben wir es doch zwei Stunden da ausgehalten und sind dann zu unserem Hotel zurück gefahren, um Aussicht und Sonnenuntergang von der Hotelterrasse zu geniessen. Dieses Mal waren wir nicht allein, sondern noch andere Gäste genossen das Ende des Tages oder vielmehr das Whale Watching.
Es war wieder ein wunderbares Spektakel. Und dieses Mal hatten wir richtig Glück, denn ein Paar Buckelwale zog durch die Bucht, recht nah bei uns. Wir haben viele Brustflossen gesehen, einige Fontänen. Es war echt traumhaft zu sehen, wie die beiden die Bucht durchquerten. Für uns war es ein super Abschluss an diesem Tag.