Dieser Tag startete wie der Vortag: Mit Maui-Kaffee in der türkisen Tasse auf der Sonnenterrasse mit Blick auf das dunkelblaue Meer und der Insel Lanai. Es war wieder Whale Watching Time. Einige Walbeobachtungsboote waren schon unterwegs, aber im Gegensatz zum Vortag gab es nicht so viele Wale zu sehen. Einige Brocken gab es dennoch, die am Horizont hochgesprungen sind wie Goldfischchen.
Auf dem heutigen Plan stand Maus Nordküste, die wir soweit wie möglich abklappern wollten. Also ging es los in Richtung Nordwesten, vorbei an wunderschönen Sandstränden, die man von der Strasse aus sah, und auch fett schicken Hotelanlagen.
Ab Kapalua geht die Strasse dann rechts gen Osten weg und die grüne Graslandschaft wird mehr und mehr von Steilküste und Hügeln geprägt, mit saftig, grünen Hängen und hohem Gras auf der einen und schwarze, hohe Lavafelsklippen mit versteckten Buchten, berauschenden Brandungen und blau-türkisem Meer auf der anderen Seite. Darüber bauschig, graue Wolken. Ein sehr kraftvolles Bild hat das gegeben. Wer will kann an den zig Parkmöglichkeiten die Aussicht geniessen, die sich jedes mal ändert. Die Strasse an sich ist sehr kurvig, ähnlich wie nach Hana, nur mit breiteren Strassen, jedenfalls wenn man von der Westseite kommt. Aber dazu später mehr.
Unser Ziel war es, erst mal bis Kahakuloa zu fahren und dann zu gucken, ob wir weiter wollen. Joa, das wurde erstmal zu einem kleinen Abenteuer, denn kurz vor dem Ziel stand da ein Schild: Auf den nächsten 8 Milen „narrow one pane road“, also enge, einspurige Strasse. Gut, ham wir uns gedacht, das kennen wir schon von der Road to Hana, da wurde es ja auch schon eng. Vor uns waren noch Autos, auch so Touristen, und da haben wir uns eingereiht und sind in einer fröhlichen, unfreiwilligen Kolonne die grünen Küstenhügel abgekurvt.
Und ja, dann kams: die Strasse war eng, sehr sehr eng, so breit wie ein Auto oder Ausweichbuchten, rechts Grashügel, links Abhang. Eine Leitplanke? – die konnte man sich in etwa denken. Also wenn einer entgegenkam, gab es nur eine Lösung: einer musste warten. Die Frage war dann nur, wer… Gut, dass wir nicht in so eine Situation gekommen sind, ohne nicht gerade doch so was wie ne Strassenausbuchtung zu haben. Auch wenn es da recht eng ist, diese Landschaft mit Blick in grüne Berge bis zum Vulkan Haleakala und auf das Meer ist der absolute Wahnsinn. Ich hab selten so eine traumhafte, unberührte Dschungel-Wildheit gesehen. Als wir in dem Ort – besser 10 Seelen-Kaff – Kahakuloa angekommen sind, haben wir erst mal den Ortskern gesucht. Gibbet nicht. Der Ort ist einfach eine Ansammlung von bunten Holzhäuschen mit Terrasse gen Meer, einer engen, kurvigen Strasse, die auf der anderen Seite wieder den Hang hoch führt.
Und nach einer Linkskurve wurde die Strasse so eng, dass die Grashalme am Auto entlang schliffen. Und da haben wir dann gesagt: ok, das reicht jetzt, wir drehen um. Ausserdem müssen wir noch zurück zur nächsten Tankstelle kommen. Also ging es wieder durch das Kaff und rauf die Hänge auf der anderen Seite und auf dem Rückweg haben wir immer wieder an Parkbuchten gehalten und die Aussicht genossen. Eine erster Stop war an Braddah Chic’c Shop, einem Imbiss in nem alten Kleinbus. Der Imbiss war jetzt nicht so der Hingucker, aber die Aussicht dahinter. Alter Falter war das schön hier. Der Wind um die Nasenspitze, der Salzgeruch in der Luft, unter uns rauschten die türkis-weiss gestromten Wellen in weisser Gischt gegen krass hohen schwarzen Felsen, die an den Spitzen mit Grün besprenkelt sind. Jede Welle war ein einzigartiges Naturschauspiel. Es gab Wellen, die mehrere Meter hoch waren, und trotzdem konnte man die Felsbrocken auf dem Meeresgrund sehen, die Gischt, die so hoch peitschte wie ein Haus. Einfach der Hammer.
Unser nächster Stop war Olivine Pools, weil wir hier auf der Hinfahrt schon viele Autos gesehen haben und wir neugierig waren. Auf den ersten Blick gab es hier nix Wildes, bis man an den Rand der Klippen kam. Vor uns eröffnete sich eine raue Lavafelsenbucht, in der sich auf Meereshöhe natürliche Pool, Wasserbecken, befanden. Allein von da, wo ich stand, war es unglaublich faszinierend: die schwarzen Klippen und dieses blau-türkis-weisse Spiel vom Meer und seinen glasklaren Wellen. Das Azurblau färbt sich in der Welle in ein strahlendes Türkis und bricht sich mit einem mega Krachen an den Felsen, teils mit sehr hohen, weissen Gischtfontänen. Einfach ein Traum.
Man konnte teils weiter runter klettern, und sich nah an die Pool und Felsen stellen, und die Gischt hautnah miterleben. Dafür braucht man festes Schuhwerk! Leider nehmen das manche Touris halt nicht so ernst. Auch nicht bei unserem nächsten Halt.
Das war das Nakalele Blowhole. Lukas wollte schon in Hana eins sehen, aber da war das Gelände schon geschlossen. Dieses Mal hatten wir mehr Glück. Ein Blowhole (dt. „Blasloch“) ist ein natürlich geschaffenes Loch im Felsboden, durch das die Wellen Wasserfontänen mehrere Meter hoch schiessen. Der Druck ist immens, je nach Wellenhöhe. Dennoch sollte man nicht zu nah dran gehen, denn die herauf schiessenden Wassermassen werden auch wieder nach unten durch das Loch gezogen. Und gerät man da hinein, war’s das dann. Mit dem gebührenden Sicherheitsabstand sieht dieses Wunder der Natur spektakulär und zauberhaft aus: Einerseits ist es eindrucksvoll, wenn da ein Wasserstrahl zig Meter hoch gepresst wird, anderseits sieht es aus wie Feenstaub, wenn die feine Gischt sich im Wind mit kleinen Wirbeln auflöst und einen Regenbogen in der Sonne zaubert. Mein Freund war so fasziniert von dem Blowhole, dass er näher ran musste.
Jede Fontäne war einmalig. Dafür hab ich mich mal umgedreht. Auf der anderen Seite gab es einen super Blick auf begrünte Lavaklippen, zu deren Fuss sich die grüntürkisen Riesenwellen brachen, jede Wellenreihe ein einziges Gemälde, so wunderschön. Dazu gab es noch bauschige Wolken, den Wind, das Rauschen der See und das Wunder Blowhole.
Das war das Spektakulärste, das wir heute gesehen haben. Gefühlt waren wir nur wenige Minute dort, in Echtzeit war es über eine Stunde. Wir hätten noch länger zuschauen können.
Für uns ging es dann weiter bis zur Honolka Bay, wo Lukas unbedingt anhalten wollte. Die Bucht ist von der Strasse nicht einsehbar, von der Strasse sieht man nur Dschungel und eine Art Trampelpfad. Zur Bucht muss man erstmal einen Hang runter, über den Trampelpfad. Als wir da auf dem Seitenstreifen einer Art Parkbucht neben den anderen Autos geparkt hatten und ausstiegen, kam uns ein wunderschöner Gockel entgegen.
Ein wirklich prachtvolles Tier, ca. 45 cm hoch, schöne glänzende Federn, mit einem leicht starren Blick auf mich und leider etwas unentspannt. Das Vieh hing uns fast in den Hacken hing… oder besser mir. Sehr zum Amüsement von Lukas, der Spass daran hatte, zu beobachten, wie ich vor dem Hahn weg rannte. Der hatte es echt auf weibliche Wesen abgesehen. Lukas ist dann mit einem Schmunzeln im Gesicht und einem provisorischen Stock in der Hand zwischen das Tier und mich. Keine Ahnung, was das Vieh hatte, die anderen Hähne waren nicht so aggressiv. Als uns dann andere Touristen entgegen kamen, hatte der Hahn ein neues Opfer gefunden und ich war ihn los.
Kaum war das Hindernis weg, kam das nächste: um zur Bucht zu kommen, gab es nur einen Weg, und der führte durch einen flachen matschigen Fluss mit glitschigen Steinen. Also Schuhe aus und witschwatsch durch das Nass. Die Surfer hatten es einfach, die kannten den Weg. Auf der anderen Seite angekommen, warteten noch mehr Hähne auf uns und ein verwittertes Schild, dass das ein Privatstrand sei….
Na jut, dieser Privatstrand war schon eher nicht so öffentlich wie andere Strände, aber sandig is was anderes. Das war ein Steinstrand, nix Kiesel, faustgrosse Steine! lagen da rum, das Wasser war usselig und hatte hohe Wellen. Baden war hier also nicht. Dafür konnten wir verrückte Surfer beobachten, die von dem Strand hier vor zu den höheren Wellen vorgepaddelt sind, um sich dann mit den anderen Surfern die 4-5m hohen Wellen zu teilen. Verrückt die Leute.
Nach einer Weile sind wir dann wieder zurück, der doofe Hahn war nicht mehr zu sehen, blödes Vieh, ey, und dann hielten wir einfach am nächsten Strand vor Lahaina. Das war der D.T. Fleming Beach Park, an dessen Strandeingang uns gleich mal 3 roten Flaggen begrüssten.
Dahinter ein goldgelber Sandstrand mit hohen, stürmischen Wellen, im blau-türkisen Wasser. Ein wahres Paradies für Surfer, Wasserratten mit Boogieboards oder Einheimische, für mich das nix. Ich war nur mit den Füssen im Wasser, das war angenehm war. Aber Alter Falter, wehte der Wind da. Es zog wie Hechtsuppe, dieses Mal ohne Sandpeeling, und das Gute war: Der Wind wehte die Haare weg.
Unseren letzter Abend haben wir gemütlich beendet, mit einem Besuch in Old Lahaina und etwas Wale gucken am Horizont. Die Zeit an der Westküste Mauis ging ratzfatz vorbei und wir wären gern länger geblieben, allein zum Wale gucken. Aber wir mussten noch packen und früh ins Bett, denn am nächsten Tag ging es früh und hoch hinaus.