Giorno 1: Auf gen Süden

Volaaaare….ohooo… Cantaaaaree ohohohohohoooo…

Endlich! Nach gefühlt einem halben Jahr ging es in den ersten Urlaub für länger als ein Wochenende. Weg aus dem Alltag, raus aus dem Bürotrott, rein ins Auto und *brumm* gen Süden, ganz gemütlich, durch die hohen dunkelgrauen Engadiner Alpen, vorbei an grünen Wiesen, prägnanten Dorfkirchen, einfach der Sonne entgegen. Es war so gemütlich, dass wir uns auf der Hinfahrt spontane Zwischenstops erlaubten.

Via Mala Schlucht
San Berandino
Como
Sala Baganza

Wie zum Beispiel an der Via Mala, einer steilen Bergschlucht, zu der nur eine windige enge Strasse führt. Verpassen kann man die Via Mala nicht, leicht erkennbar an dem überfüllten kleinen Parkplatz, dem leichten Stau der Touristen, die auf der Suche nach einem Parkplatz sind, oder an den Touristen, die weiter oben geparkt haben und dann zur Schlucht liefen. Die Via Mala heisst ja schlechte Strasse, weil es früher mal ein schmaler Felsvorsprung war, wenn er denn so breit war, auf dem die Römer damals durch die Schlucht und Schweiz gekommen sind. Das Blöde war damals halt nur, dass die Römer das nutzten, was da war, ne schlechte Strasse, die hatten sie ja nicht selbst gebaut. Deswegen waren sie später n paar Soldaten los. Napoleon ist da dann auch lang, aber da gab es schon ne breitere Strasse und Brücke, die ist heute nur noch für Fussgänger begehbar. Sobald man da in der Schlucht parkt und aussteigt, hört man ein gewaltiges Rauschen des Bergflusses. Man könnte fast meinen, dass Unmengen von Wassermassen durch die enge Schlucht mit ihren hochhaushohen Steilwänden gedrängt werden. Aber is nicht, ist ein recht unspektakulärer Bergbach, glasklar, türkisblau. Eindrucksvoll sind die hohen Felswände, die teils einen solch steilen Überhang haben, dass man nicht mal die Gipfel sehen konnte. Wer möchte kann sich im Besucherzentrum näher informieren und auch über mehrere Treppen in die Schlucht hinunter steigen. Dazu hatten wir keine grosse Lust, weil wenn man einmal runter steigt, muss man auch wieder rauf, und sind weiter gefahren.

Vorbei ging es an verträumten Bergwiesen, unterhalb der hohen Berge, grünen Almen mit graubraunen Hütten auf der einen Seite, und auf der anderen schlängelte sich türkishellblaue Fluss an Tannenhainen entlang. Und um der allgemeinen Stauwartefreude am Gotthardtunnel zu entgehen (4 km Stau und bis zu 60 min warten, nein danke), sind wir durch den San Bernadino gefahren. Das ist einfach der Hammer, oben fährt man in einen unscheinbaren Tunnel und kommt dann oberhalb des Tals mit einem traumhaften Aussicht, die einfach schwer in Worte zu fassen ist. Ich glaube, der strahlend blaue Himmel hat noch einiges an phänomenaler Perspektive rausgeholt. Während ich also die Serpentinen langsam hinter den Wohnwagen hercruiste und bei jeder Kurve den Blick ins Tal genoss, schnarchte mein Freund neben mir… Bis wir unten im Tal waren. Mit kurzem Blick auf Lago Maggiore bei Lugano sind wir dann über den hässlichen Grenzübergang bei Chiasso nach Italien und haben uns recht spontan für einen Abstecher nach Como entschlossen, also so direkt an der Ausfahrt.

Die Anfahrt zum Centro von Como führte auf rustikal schicken Straßen, sprich mit Schlaglöcher gespickt, durch abgefuckten Italobruchbudenschick. Manche mögen das authentisch nennen, aber wenn man sich ein romantisches Örtchen in den italienischen Alpen am See vorgestellt hat, dann muss derjenige halt auf dem Abschnitt die Augen zu machen oder einfach durchhalten. Denn die Altstadt, erkennbar an der majestätischen Stadtmauer mit grossen Wehrtürmen, ist sehr schön. Das Centro ist eine einzige grosse Fussgängerzone, mit engen, teils verschlungenen Gassen, an denen sich die sehr gut erhaltenen Bauten aus 16.  und 17. Jh., Balkone mit bunten Blumen, kleinen Cafés mit Tischen auf der Strasse (und wenn es nur Platz für zwei kleine Stühlchen und einen Minitisch gab, er wurde genutzt), mit süßen Läden, dazu einladende Piazzas und mit einer eindrucksvollen grossen, weiß-bunt marmorierten Basilika mit mintgrüner Kuppel, die am stahlblauen Himmel nur leuchtete. Wunderschön ist auch die Aussicht auf saftig grüne Berge und römische Villen am dunkelblauen Wasser an Comos bunter Seepromenade. Von hier fahren Schiffstouren ab oder man kann sich ein kleines Boot mieten. An Land übertrumpfen sich die Cafés, um einen Terrassenplatz an der Sonnenseite anbieten zu können. Es reihte sich ein Café, Gelateria oder Ristorante nach dem anderen auf, überall wimmelte es nur so von Touristen. Italienstimmung kam für mich nicht so wirklich auf, dafür war es mir zu touristisch und voll.  Etwas ruhiger wurde es abseits der Hauptstraßen, hier waren die Kneipen leer und warteten sehnsüchtig auf Gäste.
Geparkt hatten wir in dem Parkhaus in der Via Adriano Auguadri, das kostet 1€/h, hat auch Toiletten, die nur mit dem Parkticket zugänglich sind. Allerdings sind die Auf-/Abfahrten hier steil und eng. Wer also n liefergelegtes Auto hat, hat n bissl Probleme.

Für uns ging es nach gut zwei Stunden Bummeln und Flanieren weiter. Und gleich mal in die erste Mautstation. Erst haben wir einen fixen Tarif (3 €) bezahlt, an der nächsten Station ein Ticket gezogen. So richtig verstanden haben wir das italienische Maut-System bis zu unserer Abreise nicht. Egal. Als wir so über die Autobahn düsten, immer schön nach vorgegebener Geschwindigkeitsbegrenzung, weil Italien wohl auch n gutes Bussgeld verlangt, haben wir überlegt, wo wir die Nacht verbringen wollten. Meine Idee war Parma, da gab es mehrere Hotels in der Stadt, aber mir war eher nach nem Landhotel. Da mein Freund nichts dagegen hatte, wurde die Studentenstadt Parma wieder gekippt, und ich habe nach einem Landhotel in der Nähe gesucht.Dank booking.com hatte ich recht schnell was gefunden. Ein Hotel in Sala Baganza, einem Kaff 15 min südlich von Parma, für 43€/ Nacht und Zimmer mit extra großen Doppelbett. Da es mich an das tolle Hotel erinnerte, das wir letztes Jahr in Polen hatten, hab ich es mit Absegnung von Lukas gebucht. Die Autobahn in Italien führte nicht wirklich durch schöne Landschaftsabschnitte, das passiert erst, wenn man abfährt. Da begann die typisch italienische Landschaft an, mit weiten Feldern, auf denen Heu geerntet wurde, dazwischen gab es vereinzelte Bauernhöfe, viele in Ruinen und verlassen. Wir fuhren durch kleine Dörfer mit einer Haut und drei Nebenstrassen, aber in jedem Dorf Italiens, egal wie klein, gibt es IMMER mindestens eine Pizzeria und / oder Trattoria.  Je weiter wir in die idyllische Landschaft reinfuhren, desto mehr wuchs Lukas‘ Skepsis. Ob er Angst hatte? Als er das letzte Mal mitten in der Pampa war, gab es kein Funknetz. Aber er bestreitet es.

Wir wollten noch einen kurzen Stopp einlegen, um an einem Einkaufszentrum mit mehreren Geschäften Wasser zu kaufen. Wir sind in einen so genannten Supermarkt, aber das war eher ein Billigkaufhaus mit einer riesigen Verkaufsfläche auf einem hellen Linoleumboden, die zugestellt war mit Regalen und diesen runden Drehständern und alles war vollgestopft mit Schuhen, Billo-Mode, Sportzeugs, Taschen, Koffern und zig Italienern. Alter, waren da viele Italiener. Eigentlich wollten wir gleich wieder gehen, aber dann hatten die da doch ganz schöne Schuhe… Ende vom Lied: Sandalen für mich, Socken für lukas. Ach, und Wasser gab’s da nicht….

Schliesslich sind wir dann doch in Sala Baganza angekommen, nur hatte das Navi nicht die genaue Adresse vom Hotel und wir haben das nicht gleich gesehen. Also gab es Ehrenrunde durch das Dörfchen, das abends um 8 schon zu schlafen schien, sehr zur Unterhaltung der Einheimischen, die sich zum abendlichen Austausch an der Piazza trafen. Als wir dort auf dem Parkplatz anhielten, um nach der genauen Adresse zu schauen, haben wir das Hotel entdeckt. Es war direkt vor unserer Nase, direkt am Schloss. Nach einem zwanglosen Check-in wurden wir zu unserem Zimmer gewiesen und Lukas futterte sich durch die Süssigkeiten, die auf dem Gang standen. Unser Zimmer war sehr groß, modern, sauber.

Nach einem kurzen Refresh ging es eine  Runde ums Schloss, durch den Park und durchs Dorf.

Die Häuser strahlten in der untergehenden Sommersonne sandgelborangene, Bürgersteige waren hochgeklappt, einige Senioren sassen noch an der Piazza und verfolgten uns neugierig mit ihren Blicken.

Keine 20 Minuten später haben wir das fast leere Restaurant am Hotel betreten und uns auf der Terrasse nach italienischer Manier verwöhnen lassen. Alter falter, Hammer lecker. Vor allem der Vorspeisen Teller mit hauchdünn aufgeschnittenem Parmaschinken und Salami, dazu Brot und Wein. Danach gab für mich Nudeln, gefüllt mit Tomaten- und Pilzcreme auf Kirchererbsenpüree, und mit gegrilltem Spargel und Trüffelraspeln. Lukas hatte Iberico-Schwein mit gegrilltem Pfirsich und Béchamelkartoffelcreme. Einfach nur lecker. Nicht ganz günstig, aber yum. War ja Urlaub.

Und ich war im Urlaub angekommen… 🙂

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